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Das Pantheon zu Bonn wurde 1987 vom Kaberettisten Rainer Pause gegründet und zählt (Danke, Wiki) zu den bedeutendesten Kleinkunstbühnen im deutschsprachigen Raume. Legendär sind die alternativ-karnevalistischen Darbietungen unter dem Motto 'Pink Punk Pantheon' sowie der Leitung des oben Genannten nebst jahrzehntelang bewährtem Mitstreiter Norbert Alich. Oder auch der Prix Pantheon: 'German Spass- and Satire-Open' Auch sonst spielt Kabarettistisches im Hausprogramm die Hauptrolle. Die Musikabende weisen eher intimen denn orgiastischen Charakter auf.1.
Das hätten wir (Lady P. und Sir T.) vielleicht bedenken sollen, als wir uns hoffnungsvoll nach dem laut Webseite 'legendärem Singer/Songwriter' Lloyd Cole (Fachrichtung Folk-Pop) beguben. Denn im Unterschied zum unlängst und unweit genossenen Vortrag der Wishbone Ash findet sich hier doch tatsächlich ein um viele Tischlein herum gruppiertes, also sitzendes! Publikum ein. Welches sich aufmerksamer Betreuung durch flinke und muntere Getränke-Servierkräfte erfreut. Manche Besucher nehmen hier sogar feste Nahrung zu sich. Die Bestuhlung erweist sich im Laufe des über zweistündigen Vortrags leider nur als mäßig bequem. Vielleicht lag das aber auch an unserer fläzigen, da Tischlosen Körperhaltung am - wieder mal - unmittelbaren Bühnenrand. Dem Vernehmen nach wird das störende Mobiliar nur zum sogenannten Rudelsingen entfernt: ein wiederum laut Webseite 'großer Spaß für alle Generationen... die schönsten Lieder zum Mitsingen: Schlager, Evergreen, Pop und... Rock (?!) Trotzdem eher nichts für unsereine(n)
Mit gedämpfter Erwartungshaltung wird eifrig gespöttelt - auch hätte die erste Dreiviertelstunde des arg zurückgenommen agierenden britischen Gitarrensolisten ohnehin kein enthusiastisches Aufspringen gerechtfertigt. Die gefälligen Melodeyen zu komplizierter Lyrik sind nicht gerade zum Mitschunkeln geeignet und Mitklatschen 'it always ends in disaster' verbittet sich Meister Cole sogar ausdrücklich. Also erstmal durchhalten und versuchen, dem - immerhin - kauzigen Humor des Musicus zu folgen. Er sei die eigene Vorgruppe, was auf eine Steigerung nach der 20 minütigen 'Erholungspause' hoffen lässt. Und in der Tat! Neil Clark, Kumpel aus diversen gemeinsamen Bändprojekten, vor allem aber aus: Schottland! sorgt für beträchtliche Belebung - auch beim nun wesentlich gelöster und dynamischer aufspielenden Hauptäct. Der den Mitspieler gleichwohl gespielt streng wegen unterlassener Klampfenjustierung anpflaumt.
Das rettet denn doch einen Teil des Abends. Zwischendurch sogar leichter Jubel bei Jenen, die mit dem exquisiten Oeuvre vertraut sind - und herzlicher Schlussapplaus nach zwei Zugaben. 'It's long, isn't it? And we're old'
Das Pantheon kann vermutlich mehr und wird in Zukunft wohl noch das eine oder andere Mal aufgesucht werden. Etwa zum 'Jazz in Concert', dann mit passender Grundeinstellung. Es ist nämlich recht verkehrsgünstig mit öffentlichen wie privaten Verkehrsmitteln zu erreichen. Das Parkieren direkt am Hause gelingt vor allem dann recht entspannt, wenn die Veranstaltung - wie die hier thematisierte - nicht ausverkauft ist.
mit freundlichen Grüßen
Sir Thomas
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Früher war alles besser. Ja. Da gab es noch den Firmengründer und schillernden Mäzen Friedrich Wilhelm Waffenschmidt. Und den sehr erfolgreichen Basketballverein BSC Saturn Köln. Und die angeblich größte Schallplattenauswahl Europas, seinerzeit noch am Hansaring. Einige Technologiesprünge und ökonomische Neujustierungen später findet sich Firma Saturn nunmehr im brandneuen Flagship-Store wieder. Die bis vor kurzem besiedelte oberste Etage im Gebäude des strauchelnden Galeria Kaufhof, in der sich der Techniksuchende so trefflich verlaufen konnte und so selten von Saturn-Mitarbeiter*&/Innen 'gestört' wurde, wird nun für etwas ramschige Klamotten verwendet, dazu vielleicht bei anderer Gelegenheit mehr...2.
Respektable Bestände an Vinyl sind noch - oder wieder - vorhanden und lohnen sogar weitere Stöber-Besuche im Hause. Bei den sonstigen Bild- und Tonträgern hat jedoch der leider branchenübliche Kahlschlag eingesetzt, den wir natürlich dem Onlinehandel und dessen bequem gewordener Userschaft verdanken. Die Restauswahl an Film-DVDs ist sehr uninspiriert, stark von Fernsehserien dominiert und von weiterer Einstampfung bedroht, wie andernorts zu erfahren war. Da nützt auch die zuletzt völlig verblüffenderweise vorgefundene und ... äh ... 'cinephil' bepreiste Oberperle des altdeutschen Filmschaffens wenig. Nicht, wenn alles andere erstmal umständlich bestellt werden müsste. (Dass es auch völlig anders geht - und zwar ohne Suchfrust, ohne frühkapitalistische Strukturen und ohne ausufernden Lieferverkehr - lest ihr in meiner bald folgenden, ungleich enthusiastischeren Besprechung) Für den Erwerb von Silberscheiben, bisher Hauptzweck meiner Saturnflüge, ist dieses Ladenlokal jetzt also ein ziemlicher Ausfall.
Aber wir wollen nicht ungerecht sein. Schließlich verdanke ich Firma Saturn vielerlei Unterstützung in anderen Hardware-Dingen. Nicht zuletzt auch das edle Instrument, auf welchem ich meine Aufsätzlein hier fabriziere. Die Auswahl an Gerätschaften und Zubehör betr. EDV, Multimedia und Haushalt ist unverändert kolossal. Dazu die üblichen Dienstleistungen wie Beratung, Reparatur, Umtausch und sogar Beladungshilfe am Automobil.
Denn: früher war eventuell doch nicht alles besser. Die Räumlichkeiten auf fünf Etagen sind jetzt ungewohnt hell und 'offen'. Fast so wie beim schräg gegenüber residierenden Obsthändler aus Cupertino. Plötzlich finden sich ansprechbare Menschen in hinreichender Zahl und die Zentralkassa auf dem Erdgeschoss arbeitet zügig und freundlich. Dass die 6.500 Quadratmeter Verkaufsfläche nun auf mehrere Etagen verteilt sind, verringert natürlich die Wahrscheinlichkeit ungeplanter Spontankäufe - aber dat müsst ihr wissen. Der Mietvertrag für die Immobilie wurde jedenfalls langfristig gestaltet. Vielleicht gibt's auch irgendwann ein Upgrade vom Filmfreund.
mit freundlichen Grüßen, Sir Thomas
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In charmanter Damenbegleitung verbietet sich natürlich umständliches bis peinliches Herumfuhrwerken mit der Fototechnik, so dass dieses fast ebenso charmante Speiselokal weiterhin unbebildert bleiben muss. Man findet sowohl im Hauptraum als auch auf einer kleinen Empore Platz und lässt den Blick über das leicht rumpelige Ambiente schweifen. Die Wände sind fast vollständig bedeckt - während unseres gestrigen Aufenthaltes mit großformatigen Gemälden, die sich einer ernsthaften Betrachtung tunlichst entziehen. Jedoch fiel mein Blick immer wieder auf diese starkfarbige Moskauer Flusslandschaft, namentlich die dort sichtbare ungemein anregende Heckansicht einer rotgewandeten jüngeren Frau. (Die Erste Tochter zeigte sich darob mild lächelnd verständnisvoll)
Familiäre Atmosphäre also, freundlicher Empfang, zügige Versorgung. Die Auswahl anhand der Tages- und Standardkarte (incl. Veggie) ist solide bis erfreulich. Dazu jeweils drei Mittagsgerichte im deutlich einstelligen Bereich. Leider ist die Auswahl an offenen Weinen recht begrenzt und der Montepulciano (anstelle des nur verkorkt vorrätigen Primitivo) war mehr die Notlösung. Dies erklärt sich allerdings ein bisschen durch die Lage an den 'Ringen' also der kulinarisch unambitionierten Party-Rennstrecke der Colonia. Aus nämlichem Grunde geriet auch die Verkostung zwar solide, nicht aber zum bejubelungsfähigen Erweckungserlebnis: gegenüber die Terrina die Verdure - gratine = mit Käse überbackenes gemischtes Gemüse, bei mir der Salat mit Schafskäse und Rinderhüftsteak-Streifen. Gegenseitiges Probieren (wir kennen uns, wir helfen uns) dabei perlende Unterhaltung. Soweit angenehm - auch finanziell. Zur schönen Jahreszeit kann man draußen sitzen und das Defilée der bollernden Spochtwagen (incl. Motorausdünstungen) noch viel unmittelbarer erleben. Alle Speisen auch zum Mitnehmen. Steigerungspotential vorhanden, Wiederkehr wahrscheinlich.
mit freundlichen Grüßen, Sir Thomasgeschrieben für:
Restaurants und Gaststätten / Restaurants und Gaststätten in Köln
Neu hinzugefügte Fotos
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Am hügeligen Nordufer des kleinen und verwunschenen Biersdorfer Stausees befinden sich die etwas hingeklotzt wirkenden mehrteiligen Gebäudekomplexe des Dorint Seehotels. Und Resorts. Die Anlage entstammt augenscheinlich den späten 1970ern bis frühen 1980ern und benötigt ebenso augenscheinlich eine ausführliche Aufhübschung, um ausnahmsweise mit vorsichtiger Kritik zu beginnen. Die früh einsetzende Dämmerung versöhnt das ästhetische Auge jedoch zusehends und verleiht Teilen der nächtlich illuminierten Anlage sogar einen fast mondänen... Anstrich. Des Dorint Einfamilien-Ferienhäuser sorgen für nachhaltige Zersiedelung des Hügelkamms, was in Verbindung mit dem nahen Gewässer aber wiederum an die sehr geschätzte Côte erinnert. Toll, wenn Hotelgäste in solch milder Stimmung sind.4.
Die Buchung erfolgte in der vergeblichen Hoffnung auf ein romantisches Wochenende zu zweit und daher selbstverständlich ohne Stornierungsoption. Daher hatte ich dann halt eine Familiensuite von 52m2 ganz für mich allein. Für die beiden Übernachtungen wurden 225 Euro berechnet - pro Wohneineit, nicht etwa pro Person. Ohne Feiertag wäre es noch günstiger geworden und die eigentliche Zielgruppe - mehrköpfige Familien - findet hier ein zweifellos traumhaftes Preis-Wohnfläche-Verhältnis vor. Wegen der potentiell unruhigen Nachbarschaft führte ich als Gegenmaßnahmen Ohrenstöpsel (passiv) und Notebook-Lautsprecher (aktiv) mit. Beides kam fast gar nicht zum Einsatz und die Nachtruhe war nach Abebben des nebligen Sylvesterfeuerwerks kommod und ungestört. Auf eine Buchung der saisonal etwas teuren Gala / Büffet - Abendverpflegung verzichtete ich. Einerseits ist die gedachte Mitreisende auch in Ernährungsdingen recht diffizil. Andererseits vernahm ich beim Versuch, an der Rezeption einen Bademantel für den Pool zu entleihen, Livegesang der wenig überzeugenden, dafür aber elektrisch verstärkten Art. Es ging um ein irgendwie verdorrtes Südkalifornien und das hätte beim gepflegten Dinieren doch sehr gestört - richtige Entscheidung also.
Selbstversorgung war angesagt, was aber nur in Teilen gelang, denn der Schrank mit den Kochutensilien war abgeschlossen und hätte extra 'dazugebucht' werden müssen, wie ich beim Abschied erfuhr. Seltsam dies, wo doch eine Kitchenette zum Wohnprogramm gehört... Reklamiert hatte ich dies vorher nicht, da genug ungekocht verzehrbares mitgeführt wurde. Auch rettet das Frühstück (bis 13:00) zur Not über den Tag. Aufgrund der hierfür fälligen 18 Euro sollte man mit Appetit am Buffet erscheinen und mindestens fünfmal hin und her rennen. Das gelingt aufgrund der erfreulichen Auswahl (und der eher kleinen Teller) völlig problemlos.
Den Bademantel gab es dann erst anderntags, da der Pool Sylvester geschlossen war - ebenso wie die Massagebehandlungsoptionen von Damenhand. Aber dafür war ich auch zweimal schwimmen, denn man hat meine Check-Out Zeit freundlicherweise von 10:00 auf 11:00 verlängert. Bei mir muss ja auch nie viel aufgeräumt werden: Ich hinterlasse schließlich kein Schlachtfeld aus zerrissenem Toilettenpapier, Fingerfarbflecken oder eingetrockneten Nudel-mit-Tomatensoßenresten, wie das bei der Zielgruppe ab und an vorkommen mag.
Den Pool erreicht man nach längerer Wanderung (im Bademantel) über ein komplexes aber narrensicher ausgeschildertes Gängesystem, welches das Apartmenthotel mit allen Indoor-Sportstätten, dem Zentralgebäude nebst Rezeption und womöglich auch mit den luxemburgischen Atomschutzbunkern verbindet. Auch hier zeigt sich ein gewisser Renovierungsstau, etwa am Teppichbelag.
Der Pflegezustand der Suite ist gut - die Atemluft kann jedoch nur durch Aufreißen der Fenster renoviert werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Räumlichkeiten selbst zwar durchgehend als rauchfrei deklariert werden - das gilt aber leider nicht für die Balkone des qualmenden sozialen Umfeldes. Auch Duftkerzen gehörten wohlweislich zur mitgeschleppten Survivalausrüstung.
Trotz der genannten Mängel war dies ein angenehmer Aufenthalt. Die Hotelbediensteten sind durchweg freundlich und hilfsbereit. Und letztlich hat sogar der Verlust der Mitreisenden dazu beigetragen, dass der Jahreswechsel auf die entspannteste Art und Weise zelebrieret werden konnte. Ihr wisst ja, was man als unverbesserlicher Genussmensch sonst noch in der Survivalausrüstung mitführt. Cheerio und
mit freundlichen Grüßen,
Sir Thomas
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Natürlich musste die Mission offline streng geheim bleiben. Denn auch im Bekannten- und Familienkreis hat eigentlich niemand Bock, sich dem Coellner Zentralmoloch (neben dem Weihnachtsmarkt am Dome) für pseudobesinnlichen Konsumterror auszusetzen. Wenn die also etwas spitzgekriegt hätten, wäre mir nach dem Motto 'kannste mal, kuckste mal' eine komplizierte Einkaufsliste in die Hand gedrückt worden. Das aber hätte den üblichen, maximal viertelstündigen Guerilla-Vorstoß zum durchaus löblichen Glas- und Kerzenkunstkrämer in Gefahr gebracht. Von meinem schon im Vorfelde angespannten Nervenkostüm mal ganz abgesehen.5.
Denn: was hat man hier und auch bei ähnlichen Gelegenheiten nicht schon alles ertragen müssen? Unnachgiebige Attacken auf sämtliche Sinnesorgane, die hier wohl nicht näher dargelegt werden müssen. Dazu ein Gedränge und Geschiebe, das auch im Friedfertig-Besinnlichsten irgendwann den Wunsch aufkeimen lässt, ein Breitschwert zur Hand zu haben. Plärrende Schulklassenverbände, ratlose Touris, depperte Fahrradschieber... Aber am schlimmsten sind immer noch diese Kinderwagenmuttis im Parallelflug, die unvermittelt anhalten, mithin die engsten und dichtestbevölkerten Gässlein blockieren... Weil ja schließlich ein blinkendes Einhorn ins Blickfeld gerät, oder der übrige, bereits laufen könnende Nachwuchs fröhlich tollend zwischen irgendwelchen Bretterbuden verlorengegangen ist.
Des eingedenk wurde das unumgängliche Beschaffungsvorhaben also auf Montagmittag gelegt und siehe da: es gab meist ein entspanntes Durchkommen. 'Halbwegs menschenleer' wie erhofft war es natürlich nicht - wozu gibt es schließlich die ganzen Rentnerbusse von außerhalb, gar vom befreundeten Auslande her. Aber vergleichsweise kommod war's schon und die Mission gelang zügig und stressfrey. Dass nicht alles, was hier aufgefahren wird, dem erlesenen Gusto des Autors zukömmet, ergibt sich ohne weiteres aus dem bisher vorliegenden Bildmaterial. Dass man hier auf Kostenfallen und
auch auf Taschendiebe gefasst sein sollte, ist ebenfalls keine neue Erkenntnis.
Freunde des Weihnachtstrubels werden der 'Heimat der Heinzel' aber sicherlich eine recht liebevolle Gestaltung und ein vergleichsweise qualitätsvolles Warenangebot zugute halten. Und eine frühlingshaft temperierte Eisbahn gibt es ja auch nicht überall.
Das reicht ja dann doch noch locker für drei Sterne.
mit freundlichen Grüßen, Sir Thomas
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'Wat nix koss, dat is och nix', weiß der Kölner Volksmund. Demnach hätte man also gar nicht erst zu dieser kostenfrei zugänglichen automobilistischen Dauerveranstaltung ausrücken müssen. Und das ist natürlich Quatsch. Die zur Eröffnung am 16.06.2018 vom Kölner Stadt-Anzeiger dargereichte Jubelschlagzeile 'Sehnsuchtsort für Autoliebhaber' ist freilich genauso weit von der Realität entfernt. (Ähnliches gilt auch für einige bis ins Lächerliche selbstbewusste oder schlicht verfrühte Textpassagen auf der Internetseite des Veranstalters) Die Wahrheit, um die wir uns auf dieser Bewertungsplattform ja alle bemühen, liegt irgendwo in der Mitte.6.
Doch der Reihe nach: die heftig und offensichtlich noch nicht so ganz fertig modernisierten Räumlichkeiten befinden sich auf dem Areal des ehedem ersten zivilen Kölner Flugplatzes Butzweilerhof, genannt 'Butz'. Dort kam es ab 1911 zu regelmäßigen Flugversuchen und gemeinsam mit dem nahen Luftschiffhafen Bickendorf zu etlichen fliegerischen Pioniertaten. Und darum sind auch die meisten Straßen des ziemlich scheintoten Wohn- Gewerbe- und Baustellengebiets in der unmittelbaren Umgebung nach Heroen wie Hugo Eckener, Richard Byrd, Freiherr von Hünefeld, Bleriot und sogar Ikaros benannt.
Am 16. Mai 1926 (dem Himmelfahrtstag, wie Wikipedia freundlicherweise präzisiert) wurde der zivile Flugbetrieb aufgenommen. Der Aufstieg zum zweitgrößten deutschen Flughafen nach Berlin Tempelhof - mithin zum Luftkreuz des Westens - erfolgte rasant. Die darob im Jahre 1936 neu errichteten Empfangs- und Nebengebäude sind leider nicht ganz frei von monumentaler Nazitektur, aber da gibt es andernorts - auch in Köln - aufdringlicheres. Im und nach dem Kriege wurde die militärische Nutzung intensiviert und 1957 endete mit Eröffnung des Köln-Bonner Flughafens die kommerzielle zivile Luftfahrt auf dem Butz. Sportfliegerei fand noch bis 1980 statt und die letzten NATO Einheiten für Lufttransport zogen sich 1995 zurück. Seither wird das Areal für größere Volksbelustigungen im Rahmen vom Musikfestivals oder auch für eine Hl. Messe unter der Leitung des Bischofs von Rom genutzt. Und das neueste Lebenszeichen erfolgte kürzlich durch den nunmehr zu würdigenden Veranstalter Motorworld.
Kernstück und Anlass ist die Privatsammlung des ehedem Rennrundendrehers, pardon: der Formel-1 Legende Michael Schumacher. Auf der Empore befinden sich insgesamt 16 Geschosse (das Go-Kart wird mitgezählt) vornehmlich italienischer Provenienz. Darunter der orjinal Weltmeister Ferrari von 1998. Die separat vorgeführte 770 PS-Antriebseinheit vermittelt eine zumindest theoretische Vorstellung davon, mit welcher Gewalt die filigranen Kunstwerke über die Rennstrecken der Welt gescheucht werden. För misch wöör dat nix.
Daneben finden sich - reliquiengleich vitriniert - Helme, Handschuhe, Mützen und Funktionskleidung in großer Stückzahl.
Die übrige Sammlung im Erdgeschoss ist recht überschaubar. Viele der hier parkierten Automobile sind zudem Privatbesitz, der zum Verkauf angeboten wird. Daher ist es natürlich auch immer etwas Glückssache, ob hier mal ein Maserati oder Bugatti zu sehen ist, oder - wie gehabt - eine eher banale Ansammlung von Porsches.
Zur Not begibt man sich an die ungünstig spiegelnde und selbstverständlich verschlossene Glasfront des hier ansässigen Lambo- und Bentley Schraubers.
Die auf drei Ebenen zur Verfügung gestellten luftigen Abstellplätze für Privatfahrzeuge waren ebenfalls spärlich besetzt. Auch der Besucherandrang war letzten Sonntag nicht mit den Menschenmassen des Grand Opening (siehe Bebilderung auf der Webseite) zu vergleichen.
Ob sich der zweite Hangar noch mit schönen und edlen Automobilen füllt? Oder bleibt der etwa eine fast unmotorisierte 'Event-Location'? Ob der im Ausbau befindlichen Gastronomie, dem unfertigen Tagungsbereich und dem künftigen Vier-Sterne-Hotel am Orte das grausame Schicksal der Kölner Opernbaustelle (hey! Das wäre ja mal eine Besprechung....) erspart bleibt?
Warten wir's ab. Potential - auch für einen Viertstern - ist sicher vorhanden.
Der verwöhnte Automobilknipser weist erneut darauf hin, dass der Eintritt frei ist und auch bleiben soll.
Gleichwohl eine vorerst etwas gemischte Empfehlung
Mit freundlichen Grüßen, Sir Thomas
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Natürlich gibbet eigentlich schon genügend Groß- und Messeveranstaltungen zum Thema klassische Automobile. Allerdings noch nicht in der Colonia. Die zwar als Autostadt nicht ganz so präsent ist wie Wolfsburg oder Zuffenhausen, von ehedem Detroit ganz schweigen. Die aber einiges zur Automobilgeschichte beigetragen hat. Ohne den 'bei uns' erdachten und entwickelten Viertakt-Verbrennungsmotor des N.A. Otto würde die übergroße Mehrzahl aller Straßenfahrzeuge auch heute noch keinen Meter von der Stelle kommen. Später wirkten hier (zeitweise) die Automobilpioniere Daimler, Horch und Bugatti und es gab praktisch von Anfang an eine lokale Produktion. Inzwischen haben gar etliche Anbieter ihre Europa-Zentralen in der Domstadt etabliert. Darunter nicht zuletzt der größte private Arbeitgeber der Stadt, dem wir solche Preziosen wie den Fiesta, Taunus oder Capri verdanken und aus dessen Manufakturen in Übersee beispielsweise die Klassiker Thunderbird sowie der besonders ins Herz geschlossene Mustang stammen. Eine Marktlücke also, dachte sich der Veranstalter Retro Messen GmbH, der bisher durch automobilistische Aktivitäten in Stuttgart und Nürnberg aufgefallen ist und sich nun anschickt, von Köln-Deutz aus möglichst viele Interessenten nicht nur aus dem Linksrheinischen, sondern aus dem befreundeten Ausland anzulocken.7.
In der Tat waren am Premieren-Eröffnungstage mehrsprachige Gesprächsfetzen zu vernehmen - von einem gewaltigen Zustrom an Menschenmassen konnte freilich keine Rede sein. Zur Freude des begeischterten Autoknipsers, der sich die meiste Zeit recht ungestört zwischen den zahlreich bereitgestellten Kostbarkeiten umherschlängeln konnte. Dem Veranstalter und erst recht den vielen privaten Anbietern ist natürlich zu wünschen, dass es am Wochenende höher hergeht. Die Leute, die im recht finsteren Untergeschoss ihre etwas flohmarktähnlichen Modellauto-, Zubehör- und Ersatzteilstände aufgebaut haben, konnten einem fast schon leid tun - so wenig Publikum verirrte sich hierhin. Und ausgerechnet vor den dortigen Toiletten postiert man eine der Perlen der Veranstaltung, nämlich einen silbrigen Bugatti. Ambiente: mangelhaft, zumindest hier. Eventuell bin ich auch etwas verwöhnt von den wesentlich ansehnlicheren Präsentationen auf den Herrensitzen Dyck oder Bensberg - dort geht es allerdings auch mehr um Automobilkultur und weniger um den privaten Handel.
Aber immerhin wurden ja 60.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche in Beschlag genommen und in den - vergleichsweise - Komfortzonen zu den Themen Ford, Mercedes-Benz oder Jaguar kommt denn auch tatsächlich etwas Wohlfühlatmosphäre auf. Am Jaguartischlein - unweit beachtlicher Tweedkollektionen für den distinguierten Herrenfahrer - hat man sogar eine Vierfach-Spirituosenflaschenbatterie installiert, um eventuellen Interessentengesprächen den nötigen Schwung zu verleihen. Auch sonst geht es natürlich nicht nur um Automobile: Lederkleidung und Rennoveralls, Literatur, Emailleschilder, Tinnef und/oder Kunst sorgen für Abwechslung. Auch für den Fall, dass unverständiger Anhang beim Messebesuch mitgeschleift wird. Auf der sogenannten 'Galerie' entzückt ein handbemalter Rolls mit Gemälden und Objekten, die bereits einen fließenden Übergang zur zeitgleich laufenden 'Cologne Fine Art' darstellen. Dort gibt es neben einigen vergleichsweise bräsigen Elektromobilen auch noch Nettigkeiten für die luxusorientierte Freizeitgestaltung, siehe ausufernde Bilderstrecke.
Doch nun zum Kern der Sache. Natürlich ist die Attraktivität seiner Messeveranstaltung maßgeblich davon abhängig, was die Partner und Aussteller so alles herbeizuschaffen willens und in der Lage sind. In dieser Hinsicht sind der Retro Classics eine Reihe von Glücksgriffen gelungen. Rühmend hervorzuheben wären hier Classicbid, Classic Trader und Chrome Cars, die mit einer Vielzahl überaus schätzenswerter Boliden im wahrsten Sinne: glänzen. Eine solch erlesene Versammlung von Corvetten, Ferrari, Mustangs, Maserati, Edelbenzen und nicht zuletzt auch bildhübschen MGs ist alleine fast schon den etwas heftigen Eintrittspreis von 20,00 Euro wert. Dazu einige nie gesehene Exoten vom Schlage einer Sowjet-Regierungslimousine GAZ Tschaika, die auch gegen die bekannteren Schlachtschiffe des U.S.-Barock keineswegs abfällt. Dazu wiederum einige automobile Filmstars wie 'Eleanor' (natürlich ein Mustang) einen gewissen zeitreisenden deLorean und das spektakulär ausstaffierte Ungetüm aus 'Ghostbusters'.
Der Bereich Nutzfahrzeuge hätte etwas ausführlicher ausfallen können, aber dieser Teilbereich fristet ja generell ein Schattendasein gegenüber den PKW-Klassikern. Firma Lanz ist immerhin recht eindrucksvoll vertreten und die Interessengemeinschaft 'Big Rig Only' platziert im belastbaren Untergeschoss einige Prachtexemplare des U.S. Fabrikanten - was sonst? - Kenworth. Zweiräder - davon einige Vorkriegsmodelle aus Coellner Produktion - erweitern ebenfalls das Spektrum. Die aus meiner Sicht 'richtigen' Oldtimer - also Vorkriegsmodelle sind hier unterrepräsentiert. Der zeitliche Schwerpunkt der Retro Classics liegt auf den 60er und 70er Jahren. Eine überaus lohnende Epoche, wie schon der Blick auf die Versammlung der Ford GT40 zeigt. Beim Herabschweben auf der Rolltreppe habe ich das Gefühl, mich meinen ehedem Mätchbox-Autos im Maßstab 1:1 zu nähern.
Dass ich mein Tagesticket nicht voll ausgenutzt habe, bin ich natürlich selber Schuld. Am Eröffnungsabend gab es nämlich noch (zweifellos mitreißende) Grußworte des Retroclassic-Chefs, des Messechefs und unserer hinreißenden OB - ganz abgesehen von der 'Allianz Retro Night' mit den Cool Cats. Aber ich hatte Wichtigeres.
Technische Daten zum Vergleich mit künftigen Messeterminen:
Öffnungszeiten 9:00 bis 18:00
Tageskarte 20,00 Euro / Vorverkauf 18,00 Euro - ermäßigt 15,00 / 13,00 Euro
Dauerkarte 35,00 / 33,00 Euro
Familien-Tageskarte: 42,00 / 40,00 Euro
Es darf davon ausgegangen werden, dass diese Veranstaltung - ebenso wie die Oldtimerszene selbst - weiter wachsen wird und dass sich das im Laufe weiterer Besuche dann auch in einem Bewertungs-Viertstern äußert.
Mit freundlichen Grüßen, Sir Thomas
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OK - Ich habe diese Location nicht besucht, bin aber in zunehmendem Maße mit den Erzeugnissen des Hauses vertraut. Befinde mich außerdem trotz soebiger heroischer Vertestung des wunderhübschen Fünfersatzes (siehe Bildmaterial) im Vollbesitze meyner verbliebenen geistigen Kräfte und sehe mich nunmehr in der echt-und-ehrlichen Pflicht, meine ebenso taufrischen wie wohlfundirten Eindrücke dem allhier versammelten hochwohllöblichen Publico darzutun.8.
Alsdann:
Brauherren-Pils, 4,9% vol
Wwas ich soll sagän, tovarischtschy? Um ehrlich zu sein: ein Bier ohne Eigenschaften. Nicht unangenehm - immerhin - aber völlig nichtssagend, dünn, neutral: 4 Punkte
Ur-Bock hell, 6.5% vol
Schoon besser: etwas herb, voller Körper, recht angenehm. Noch keine Begeisterung, aber wohlwollende 5 Punkte
Ainpöckisch Bier 1378, 6,7% vol
Na also, geht doch! Sicher das beste helle Einbecker. Ein Hauch von Süße, angenehmer Charakter, runde Sache: 6 Punkte. Zum Vergleich: Gaffel 1396 (bestes Kölsch): 7 Punkte, Budweiser Original (ständiges Standardbier hell in der Residenz: 8 Punkte)
Winter Bock, 7,5%
Bitte nicht! Viel zu süß, schokoladig gar. Damit deutlich englisch, aber das nützt jetzt auch nichts. Beim besten Willen maximal 4 Punkte
Ur-Bock dunkel, 6,5% vol
Wenig überraschend der Tagessieger aus Sicht des vorbelasteten Stoutfäns. Zack! 7 Punkte (Guinness: 9, Murphy's: 10!)
Einbecker Weihnachtsbier, 5,3% vol
Gottlob nicht im Fünferset enthalten: dünn, süß, huaahh. Das ist alles Mögliche, aber kein Bier. 3 Punkte - mit einigem Wohlwollen für Kerstls sympathische Nachbarn.
Liebend gern hätte ich hier mehr Sterne vergeben. Allein schon aus tiefempfundenem Respekt vor der jahrhundertealten Einbecker Brautradition, die ja so ganz nebenher das Genre des Bockbieres hervorgebracht hat. Wir erinnern uns: Ainpöck = Einbeck = Bock. Außerdem welt-erste Flaschenbier-Abfüllung 1851 unserer Zeitrechnung. Nun bin ich aber auf dem Gebiet des Biergenusses nicht völlig unbewandert und muss erkennen, dass die bisher vertesteten Einbecker Varianten nicht zu den ganz großen Ausschlägen auf der universellen Zehnerskala geführt haben. Meine Hoffnungen ruhen diesbezüglich auf dem Maibock, das auch auf einschlägigen Fachseiten recht gut wegkommt. Auch das Landbier möchte sehr wohl einen Versuch wert seyn. Steigerungspotential ist demnach vorhanden.
Und da in Geschmacksdingen ja grundsätzlich individuelle Vorlieben und Veranlagungen eine gewisse Rolle spielen, werde ich den Teufel tun, mich hier mit persönlich bekannten und hochgeschätzten Fachleuten wie Exlenker oder dem Kaiser anzulegen.
Mit freundlichen Grüßen und sehr zum Wohle, Sir Thomas
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Im Mittelpunkt alles Einbeckschen befindet sich seit dem Jahre 1378 das älteste Wirtshaus Niedersachsens, welches zunächst als Gildehaus errichtet und zuletzt im Jahre des Herrn 1960 renoviert wurde. Zumindest ist es so im öffentlich einsehbaren Schrifttum vermerkt.9.
Bekannt ist diese Lokalität für die urigen großen - natürlich etwas aufgesägten -Bierfässer, in denen die Gäste stilecht Platz nehmen können. Leider waren dort alle Plätze belegt und wir verfügen uns ins vergleichsweise sehr nüchterne Ambiente an der Fensterfront, wo man immerhin nach kurzer Zeit auf uns aufmerksam wird:
Was darf's sein?
Vielleicht erstmal die Karte?
Aber zu essen gibt's nichts mehr...!
In der Tat: es war ja schließlich schon dunkel draußen und in der Woche schließt die Küche um 21:00 - am Wochenende immerhin erst um 22:00, also jeweils 2 Stunden vor Toresschluss, der hier sicherlich penibel beachtet wird.
Und so beschränken wir uns recht leichten Herzens auf eine einzige Getränkerunde, bestehend aus seltsamem 'Vega Cranberry' einem guten Milchkaffee und (ratet mal wer) ein Halblitergebinde des Einbecker Ur-Bock Dunkel 'Das Kernige'. Das durchaus zu überzeugen weiß und sogar etwas an die hochgeschätzten irischen Stouts herankommt. Das Angebot zum Nippen wird von der charmanten Gegenüberin jedoch mit entsetztem Gesichtsausdruck und dramatischer Geste zurückgewiesen. Dieser Mangel an lokalem Bierpatriotismus ist dem Kölner völlig unbegreiflich, beruht aber auf einschlägigen Erfahrungen, die hier natürlich nicht weiter zu thematisieren sind.
Dass sich der Gattungsbegriff Bockbier vom Erfindungsort Ainpöck / Einbeck herleitet, ist vielleicht bekannt. Jene Starkbiere wurden zur besseren Haltbarkeit mit besonders hohem Stammwürze-Anteil produziert, woraus sich ein Alkoholgehalt ab 6,5% ergibt. Alsbald fand dieses Novum unter den seinerzeit oft abenteuerlichen Bierspezialitäten Verbreitung, speziell im Land der Bayern, wo auch eine gewisse Weiterentwicklung stattfand. Und so kömmt es, dass das wohl beste aller Bockbiere heute keineswegs mehr aus Niedersachsen stammt, sondern - in doppelstarker Ausfertigung - vom Kloster Andechs unweit des löblichen Munichen.
Ja. Desweiteren hätten im Brodhaus noch weitere Einbecker-Variationen - auch saisonal, auch alkoholfrei - sowie Fritz Limonaden und Creydt-Säfte diverser Geschmacksrichtungen, Wässer, einige Weine, Sprituosen und Heißgetränke zur Verfügung gestanden. Die Auswahl an fester Nahrung (Apfelstrudel, Suppen, Tapas, Burger, Wuchst- und Fleischgerichte, ein wenig 'Vegi') macht einen brauchbaren Eindruck und wird auf der Abendkarte als 'regional, gut und ehrlich' annonciert. Näheres dazu wohl bei der heldenhaften Zweitvertestung.
Wie aus einheimischen, demnach wohlinformierten Kreisen verlautet, soll es hier früher gemütlicher gewesen seyn. In der Tat wirken sowohl die kantinenartige Möblierung als auch die Servierdame doch etwas dröge, was für ein Traditions-Wirtshaus natürlich relativ tödlich ist. Dass es Downtown auch ganz anders geht, lest ihr in meiner nächsten Einbeckbesprechung.
Mit freundlichen Grüßen, Sir Thomas
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Panarbora: altsprachlich gemischt für 'Alle Bäume'. Das stimmt zwar so nicht ganz, ist aber schön griffig - jedenfalls besser als 'Naturerlebnispark und Jugendherberge Waldbröl'.10.
Durch kräftiges Rauschen im lokalen Blätterwald aufmerksam geworden begub ich mich kürzlich auf dieses ehedem militärisch genutzte Gelände. Der Anmarsch - um im Jargon zu bleiben - vollzog sich nicht ganz anspruchslos, weil sich die Ortschaft Waldbröl durch etliche Baustellen und teils widersprüchliche Verkehrsführung auszeichnet. Immerhin weist die Webseite des Panarbora auf die temporäre Unbill hin. Allerdings wäre es von Vorteil, die eher kleinen Hinweisschilder nicht erst (gefühlt) wenige Meter vor dem Zielgebiet zu installieren.
Das Areal ist 12 Hektar groß und wird von einem 40 Meter hohen, hölzernen und spiraligen Aussichtsturm geprägt. Ganz oben herrscht beim hier gerne aufkommenden Wind ein wenig Seegang.Vom Turme geht der 1.635m lange und bis zu 23m hoch aufragende Baumwipfelpfad ab. Dieses Zentralelement des Panarbora und auch der Ausblick über die schön geschwungene und begrünte Topographie der Umgebung ist gut gelungen.
Natürlich ist im Oberbergischen nicht mit einsamen Felsgipfeln, turmhohen Wasserfällen oder verwunschenen Lagunen zu rechnen: Aber etwas, das sich Naturerlebnispark nennt, stelle ich mir denn doch etwas ausgedehnter vor. Damit meint man hier allerdings auch eher die Möglichkeit, dass sich das naturentwöhnte Jung- bzw. Sehrjungvolk mal mit richtigen Baum- oder Vogelarten beschäftigt. Und sich vermittels 'Lerninseln' und Sinnesparcours naturkundliche Grundkenntnisse aneignet. Was dann wiederum ein verdienstvoller Ansatz ist.
Fürs gesellige Beisammensein im Park steht neben dem Restaurant die Grillhütte zur Verfügung. Desweiteren liegen einzelne Besucherliegen und ein Beachvolleyballplatz bereit. Der Gesamteindruck ist hier aber trotzdem eher der eines Bauspielplatzes, stellenweise mit dem Charme einer Autobahnraststätte. Immerhin wird man in zwei oder drei Vegetationsperioden von einer vorhandenen Landschaftsarchitektur sprechen können: dann ist zumindest der Rasen und der Hecken-Irrgarten funktionstüchtig ergrünt und es gibt dann sicher auch kein Flatterband mehr am Asien-Dorf.
Die hier vorhandenen Jurten stehen ebenso wie die Wohneinheiten des Südamerika-Cämps, des Afrika-Dorfes, der Baumhaus-Siedlung und des Gästehauses nur DJH-Mitgliedern offen. Das entsprechende Ausweisdokument ist gegen einen geringen Jahresbeitrag auch für Nichtjugendliche leicht zu erlangen.
Dorfunterkünfte und Baumhäuser für 2 bis 8 Personen schlagen je nach Größe, Wochentag und Saison mit 100 bis 220 Euro je Einheit und Übernachtung zu Buche. Im Gästehaus stehen 10 Zimmer ab 60 Euro zur Verfügung. Verpflegung wird als Frühstück, Halb- oder Vollpension dazugebucht - Selbstversorgung ist unerwünscht. Ich stelle also fest, dass sich das Preisniveau seit meinen letzten Jugendherbergsaufenthalten (weit vor der Währungsreform und außerdem fremdfinanziert) etwas weiterentwickelt hat. Ähnliches haben Besucher ohne Übernachtungsabsicht zu gewärtigen.
Denn der schön angelegte Baumwipfelpfad und der spektakuläre Aussichtsturm - sämtlich Rolligerecht - sind zwar einen Ausflug wert, aber keine 9,90 Euro Eintritt. Denn ansonsten wird den geneigten Tagesgästen nicht allzuviel geboten. Auch Begünstigte und Erwachsenengruppen ab 15 Personen werden mit 8,90 pro Person abgerechnet, Minderjährige lassen sich mit je 6,40 Euro sponsern - nur Kinder unter 4 Jahren erhalten freien Zugang. Die klassische Vierer-Familie zahlt insgesamt 24,90 Euro Eintritt.
Aber dafür kann man ja das Automobil mit Glück an der schattigen Zufahrt und nicht am 3 weitere Euro verschlingenden offiziellen Parkplatz.zurücklassen. Die Gesamtinvestition (des Betreibers) beläuft sich auf 14 Millionen Euro. Die gedachten 20.000 Übernachtungs- und 80.000 Tagesgäste per annum sind möglicherweise etwas optimistisch angepeilt. Gleichwohl ist dem Panarbora, das ja ein pädagogisch ebenso sinnvolles wie notwendiges Konzept verfolgt, nachhaltiger Geschäftserfolg zu wünschen..
Mit freundlichen Grüßen, Sir Thomas