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Ausgezeichnete Bewertung
Kann selbst nicht sagen, wie oft es mir passiert ist, dass ich mir etwas vorgenommen habe zu tun, hinterher es dennoch völlig anders kam. Aus der großen Vorfreude wurde Frust, weil die ach-so-umjubelte Adresse sich als falsch erwiesen hatte oder wie in Wetzlar als seit Jahren nicht mehr existent :-P. Ein neuer Plan musste her! So kam es, dass mir auf dem Weg dahin ein „Ding“ aufgefallen ist, das bei mir dieses merkwürdige Gefühl – was soll das denn sein?! Über Kunst soll man bekanntlich nicht... weiterlesen
streiten, aber auch hier hätte ich mir gerne Metalldiebe gewünscht, die es ggf. „verwerten“ könnten… Da würde sich dennoch die Frage nach dem WIE stellen! Die hier angegebene Adresse ist nur annähernd richtig. Sie gehört zur Stadtverwaltung mit dem drin enthaltenen Rathaus. Diese Skulptur steht nicht, wie man meinen könnte vor dem besagten Gebäude, sondern in einem eingezäunten Areal dahinter. Damit ich sie überhaupt fotografieren konnte, musste ich durch die Gitter davor greifen, die gleichzeitig die Sicht ein wenig verdecken. Es war aber einer der wenigen male gewesen, wo ich keine lange Recherche benötigt habe, um raus zu finden, was es darstellt. Das kann man direkt vor Ort auf einem kleinen metallenen Schild ablesen: „Familie“ von Dr. Ludwig Leitz. Einigen wird sicherlich der Nachname ein Begriff sein: die Mehrheit seiner Verwandten (ihn eingeschlossen) waren Pioniere auf dem Gebiet der optischen Mittel, im speziellen der Linsen für die (frühen) Fotoapparate. Sie sind unter der Markenbezeichnung, die sich aus dem besagten Nachnamen herleitete – LEICA. Eigentlich hatte ich bei meinem Besuch in Wetzlar es mir das dazugehörige Museum anzuschauen, doch auch an der Stelle kam es anders, weil das Wetter sich von seiner launischen Seite zeigte und wir vorzeitig die Rückreise angetreten haben… Kommt vielleicht noch.
Wenn man es ganz genau wissen möchte, die Skulptur liegt direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite zur Verwaltung der bis heute existierenden Manufaktur! Das kann man auch an dem markantem Schriftzug oberhalb dessen Einfahrt erkennen! Ob es eine besondere Bewandtnis auf sich hat, was diesen Aufstellungsort anbetrifft, das konnte ich nicht herausfinden. Das gleiche gilt auch grundsätzlich was den Kontext, der dahinter steckt, den Grund und von wem aus die Initiative ergriffen wurde. Was sich ebenfalls zäh gestaltete, was den beruflichen Werdegang des Künstlers anbelangt. Wenn man sich die Vornamen seiner Ahnen anschaut, wird man feststellen, dass es wenig kreativ bei deren Wahl gewesen ist: neben dem bereits erwähntem wird ebenfalls Ernst gewählt. Da die Werke von einer Generation zur nächsten weitergegeben wurde und um sie besser unterscheiden zu können, werden deren Träger mit einer Art (Kenn)Ziffer durchnummeriert… Um den „richtigen“ zu finden, kann man auch die jeweiligen Lebensdaten als eine „Filterfunktion“ zur Rate ziehen. Dennoch das wenige, was ich dabei als erwähnenswert erachte, ist recht wage, vor allem was seine künstlerische Seite anbelangt. So wie ich gelesen habe, hat er sich früh damit beschäftigt und auch (neben Mathematik und Physik) studiert. Das soll in den 1920-er Jahren gewesen sein: bei Carl Wollek in Wien, als auch in Berlin bei Johannes Itten. Bei beiden gehörten sowohl die Malerei, als auch die Bildhauerei dazu. Interesse an der zeitgenössischen Kunst blieb ihm zeitlebens erhalten, auch wenn für ihn selbst diese nur noch privat verfolgt wurde. Auch, wenn Ludwig ab 1939 die Leitung der Forschungs- und Patentrechtliche Abteilung unterstellt war, werden die damit verbundenen „Leistungen“ auf der HP des Unternehmens anderen Personen zugeschrieben und seinen Namen habe ich dort vergeblich gesucht (eher von seinem gleichnamigem Urgroßvater, dem Gründer)! Hier ist aber ein Exkurs nötig, auch, wenn es um ein Kunstwerk im öffentlichem Raum geht. Wenn eine Vita beide Punkte miteinander verbindet, dann gehören sie aus meiner Sicht unbedingt dazu.
Kreative „Prozesse“ und das weiß ich aus eigener Erfahrung, brauchen mitunter reichlich Zeit! Die Angabe, die auf der Anfangs erwähnten Tafel bei der Skulptur Familie soll 10 Jahre betragen haben! Eine solche Beschäftigung ist bei ihm möglich gewesen, als aus dem Familienunternehmen 1985 eins ohne deren Beteiligung geworden ist. Ab diesem Zeitpunkt ist eine freischaffende künstlerische Tätigkeit im öffentlichem Raum nachweisbar. Dennoch habe ich keine weitere Arbeit von ihm im Netz gefunden, dass eine solche Zuschreibung rechtfertigen würde. Ich finde es erwähnenswert, dass sein einstiges Atelier (lt. eigenen Angaben) die Form einer Stiftung besitzt. Diese kann man sonst (aufgrund von Corona dennoch nicht) nach vorheriger Terminabsprache besichtigt werden.
Von weitem erinnerte mich die Form an eine Ellipse mit mehreren in einander greifenden Teilen, die eine genaue Betrachtung erforderlich machten. Nun ja, es ist nichts vergleichbares gewesen. Wie man es anhand der Bezeichnung absehen kann, soll es die Einheit aus Mutter, Vater und Kind versinnbildlichen. bei der hier (aus meiner Sicht nur schematisch angedeuteten) Formen, ist es ein Objekt, das bei mir irgendwie auf wenig „Gegenliebe“ trifft. Dennoch fand ich es spannend, welchen gravierenden Unterschied es ausmachen kann, wenn man sich so ein „Ding“ aus unterschiedlichen Perspektiven anschaut! Moderne Kunst kann einen schon in die „Irre“ führen, wie es bei mir hier der Fall gewesen ist!
Vielleicht klingt es für andere despektierlich aber mich erinnert es an die Strichmännchen, die man als Kleinkind aufs „Papier“ bringt. Es sind jene einfachen Formen, die ein „Ganzes“ ergeben. Irgendwie hatte ich vor Ort meine Mühe gehabt, die einzelnen Bestandteile einer bestimmten Figur zuzuordnen. Reichen die Arme bei dem Mann (gefühlt) bis zum Boden, hat das Kind überhaupt welche oder „verschmelzen“ sie zwischen ihm und der Mutter. Durch die sehr starke Vereinfachung ist nicht mal erkennbar, ob die gebückte Figur eh als eine „Frau“ und die andere als „Mann“ unbedingt angesehen werden sollen… Vielleicht soll es sogar dazu beitragen, dass man solche „Rollenbilder“ an sich überdenkt. Das alles ist aber nur Spekulation, die jeder für sich führen kann.
In den letzten Jahren habe ich mich an zwei anderen Stellen mit vergleichbaren Objekten (in Trier und Monheim / Rhein) beschäftigt. Auch, wenn die zeitlich sehr nah bei einender liegen, kann zu diesem abstrakten Werk die Differenz kaum größer sein! An der Position (ohne einen Bezug zu den umliegenden Gebäuden) wirkt dieses recht „verloren“. Eine Grünfläche neben einem Parkplatz wäre die letzte Stelle, die ich persönlich in Betracht ziehen würde, wenn es um den „geeigneten Aufstellungsort“ dafür zu finden :-O! Dafür aber durch den darunter befindlichen zweistufigen Sockel kann man diese Familie einfach nicht übersehen… Erneut fällt es mir schwer eine angemessene Gesamtbewertung / Empfehlung zu geben. Da mir ein Stern zu streng erscheint, finde ich ein „geht so“ – 2 Sterne für annehmbar, auch wenn nicht jeder meine Meinung teilen muss.[verkleinern]