Um es gleich vorauszuschicken, der ganze Knatsch mit der Fa. Abbott GmbH ist dieser Tage eskaliert, ist um Haaresbreite in eine gerichtliche Auseinandersetzung mit der Fa. PayPal gemündet, die nur durch die zu diesem Zeitpunkt noch nicht erhoffte Flexibilität des Abbott-Service vermieden wurde.
Um es kurz zu umreißen: Von mir bei Abbott bestellte Ware war nach einer Woche noch nicht bei mir angelangt, als Verursacher der Verzögerung wurde das DPD-Depot in Neu Ulm ausgemacht, soweit die... weiterlesen
Tracking-Spur. 10 Tage nach der Bestellung buchte PayPal von meinem Konto ab. Also so nicht, Geld gibt’s erst, wenn die Ware im Haus ist, wo kommen wir da hin? Ich wünschte keinen Kontakt zu Paypal also unterrichtete ich Abbott von meinem Vorhaben, den Betrag zurückzuholen und zu behalten, bis die Ware bei mir eingetroffen ist. Keine Antwort.
3 Tage später buchte ich rückwärts. Schweigen im Walde. 4 Tage später traf mit einer Transportzeit von insgesamt 3 Wochen die bestellte Ware in erbarmungswürdigem Zustand bei mir ein. Aber der Inhalt des Totalschadens war funktionsfähig also gab es keinen Grund mehr, den Rechnungsbetrag zurückzuhalten. Ich überwies ihn in voller Höhe direkt an die Abbott GmbH, weil ich offen gestanden zwischengeschaltete Schmarotzer wie PayPal oder sonstige Fensterbänke, die Geld nicht mal in die Hand nehmen, nicht leiden kann.
Ich weiß, ich bin ein Dino, mein erstes Gehalt von Telefunken habe ich noch fein säuberlich abgezählt in einer Panzertüte gekriegt, DAS war doch was Reelles, aber von da an ging‘s bergab.
Mitte Februar 15 kommt eine E-Mail von PayPal rein mit der Androhung eines Inkassoverfahrens wenn ich nicht innerhalb von 3 Tagen den zurückgebuchten Betrag überweise. Wie war das noch? Ich zählte an den Fingern die Geldflüsse ab und im Endeffekt kam raus, dass ich dann die Weihnachtsbestellung zweimal bezahlt hätte. Aber doch nicht mit mir, einem gebürtigen Schwaben mit der Volksseele eines Westallgäuers, dessen Geiz Literatur ist.
Ich fühlte mich im Recht, was auch meine Rechtsabteilung bestätigte und mir riet, einfach abzuwarten. 8 Tage später wurde PayPal hektisch, noch ein E-Mail und dann ein nerviges Telefongespräch von dem ich wegen meines Tinnitus nur die Hälfte verstand. Und wieder die Drohung. Ich zeigte mal MEINE Zähne. Von da an kamen fast stündlich weitere E-Mails rein, jede von einem anderen Mädel als Absender, aber alle aus der gleichen Quelle, denn bis auf die Unterschrift deckten sie sich aufs I-Tüpfelchen.
Ich war nachweisbar auf der sicheren Seite, hatte alles bezahlt, was ging mich die Buchhaltung von PayPal an.
Trotzdem rief ich versuchsweise mal die Hotline von Abbott an und fand ein totales Desaster vor: PayPal versuchte nicht nur mich zu terrorisieren sondern auch den Lieferanten. Aber der sah das genauso wie ich, Ware ist raus, Geld ist herin und PayPal mopst sich nur, weil der Buchhaltungsautomat abgestürzt ist. Ich fragte mal ganz vorsichtig, was wir nun mit dem nach PayPals Ansicht ‚Schwarzgeld‘ auf dem Abbott-Konto machen und einigten uns darauf, dass man unter dem Tresen eine Sendung für mich zusammenstellt, eine Nullrechnung schreibt und ich statt dessen PayPal die Kohle zukommen lasse, damit endlich Ruhe im Karton einkehrt und PayPal zu krähen aufhört.
Im folgenden persönlichen Gespräch erfuhr ich das Geheimnis der Kommunikationsmauer um den Abbott-Kundendienst: Man sei mit der Bearbeitung der E-Mail-Flut fast 2 Monate im Rückstand, das neue Glukosemesssystem habe eingeschlagen wie eine Bombe, ab Mitte November wurden keine Neubestellungen mehr angenommen damit man die Kunden, die bereits mit dem System arbeiteten, lückenlos mit Sensoren beliefern kann. Ähnlich wie im Ticker gehe es am Telefon zu und zur Bearbeitung von Nachrichten auf dem AB wurde sogar eine Arbeitskraft eingestellt.
Ich sei einer der letzten gewesen, der noch ein Starter-Kit gekriegt hätte, und damit bräuchte ich mir für die Zukunft keine Sorgen zu machen, ich kriege die Sensoren, die ich brauche.
Aber nun zur eigentlichen Bewertung, nunmehr umständehalber schon die dritte Version: Das Beste wird sein, wenn ich sie ganz neu aufsetze, sonst komme ich aus dem Flickwerk nie heraus.
Die Firma Abbot GmbH stellt sich selbst folgendermaßen vor:
(Prospektzitat, freundliche Genehmigung vorausgesetzt)
Über Abbott
Abbott ist ein weltweit tätiges Gesundheitsunternehmen, das sich für die Gesundheit der Menschen einsetzt - durch fortschrittliche und ständig weiterentwickelte Produkte und Technologien in allen Bereichen der Gesundheitsversorgung. Abbott vertreibt ein breites Portfolio an führenden, wissenschaftlich entwickelten Produkten in den Bereichen Diagnostik, Medizintechnik, medizinischer Ernährung und etablierten Markenmedikamenten in über 150 Ländern und beschäftigt rund 69.000 Mitarbeiter weltweit.
Über Abbott Diabetes Care
Abbott Diabetes Care mit Sitz in Alameda/Kalifornien ist führend in der Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von Glukosemesssystemen, die Menschen den Umgang mit ihrem Diabetes erleichtern sollen. Abbott Diabetes Care möchte neue Maßstäbe bei der Hilfe für Menschen im Umgang mit ihrer Diabeteserkrankung und bei der Erzielung bestmöglicher medizinischer Ergebnisse setzen.
(Prospektzitat Ende)
An die Firma kam ich, als ich, selbst seit etwa 5 Jahren Diabetiker und infolge Fehleinschätzungen und –therapien zu einem kaum noch beherrschbaren Mischtyp geworden, als ich im November 2014 zum ersten Mal von einem RICHTIGEN Diabetologen gründlich untersucht und getestet worden war. Er kriegte meinen extrem schwankenden Blutzuckerspiegel halbwegs in den Griff, konnte meinen täglichen Insulinbedarf in etwa halbieren und vor allem verpasste er mir durch seine engagierte Diabetes-Beraterin ein schon längst wieder mal fälliges Update für mein Diabetes-Grundwissen.
Wäre es nach meinem lokalen Facharzt gegangen, hätte er mir eine Insulinpumpe angeflanscht, damit endlich Ruhe einkehrt. Was musste er aber auch nachgucken, wie viel die körpereigene Drüse denn überhaupt noch kann? Und schon war die mechanische Pumpe vom Tisch, um Himmels Willen, das wäre böse ins Auge gegangen.
Also nur noch 16 statt 30 Einheiten Insulin täglich, aber die halt sorgfältig nach aktuellem Glukosespiegel verteilt. Da dieser aber nicht wie bei 90% aller Diabetiker nach einem bestimmten Schema verläuft, sondern sprunghaft und spontan, heißt das messen-messen-messen und in jedem Einzelfall überschlägig den aktuellen Insulinbedarf zumindest abschätzen, auch mal nachts, weit weg von jeder Nahrungsaufnahme.
Jeder ‚normale‘ Diabetiker, der dies liest, frägt sich vielleicht, worin denn das Problem liegt, jeder Mensch hat einen gewissen Toleranzbereich, dessen zeitweise Inanspruchnahme locker weggesteckt wird.
Damit zu meinem persönlichen Desaster: Ich neige von Natur aus zur Hypoglykämie, also zur Unterzuckerung. Dies wurde im Krankenhaus des o.a. Geniediabetologen eindeutig festgestellt. Der historische Hintergrund mag in meinem Baujahr (1948) begründet liegen, als die gesamte französische Besatzungszone hungerte denn es wurde hier in Süddeutschland rigoroser requiriert als z. B. in der damaligen SBZ, der späteren DDR.
Wir waren arm wie Kirchenmäuse, denn mit seinem nach dem Abitur bei der Wehrmacht erlernten Beruf, Pilot für Großflugzeuge (Ju52), konnte mein Vater in dieser Zeit generellen alliierten Flugverbots nichts verdienen also versuchte er sich als Porträtmaler bei den Obstbauern im Dorf und brachte gelegentlich eine Tüte Äpfel, Birnen oder gar Kirschen nach Hause. Was dem kleinen Michl aber dringend fehlte, war Kraftnahrung zum Wachsen, also Milch- oder Fleischprodukte, das gab es vielleicht in den Städten Lindau oder Friedrichshafen, aber nicht bei uns auf dem Dorf.
In diesen ersten 5 Lebensjahren wurde der Grundstein zu meiner heutigen Existenz als Spargeltarzan mit fataler Neigung zum Unterzucker plus einer schon fast unglaublichen ‚Verträglichkeit‘ gegenüber diesem gefährlichen Zustand gelegt. Mein Tiefenrekord waren 38 mg/dl, als die ‚letzte Warnung‘, der Atomblitz, erschien, da lief ich immer noch auf eigenen Beinen vom Garten ins Haus und in die 2. Etage und machte dort meine Glukosemessung. Erst die Anzeige auf dem Display ließ mich dann schleunigst reagieren.
Nun könnte man ja sagen, was solls, dann soll er halt einfach futtern, dass die Schwarte kracht damit so etwas nicht passiert. Dummerweise haben aber meine Nieren, wohl infolge der extrem hohen Spitzenwerte, bereits begonnen, Eiweiß auszuscheiden, also die Osmose-Membranen abzubauen. Von dieser Seite her droht demzufolge die Dialyse. Auch nicht gerade rosige Aussichten.
Der Diabetesdoktor legte mir drängend ans Herz, alles zu tun, damit mein Glukosespiegel zwischen 120 und 140 mg/dl zu liegen kommt und das hieß also, mindestens 10 bis 15 Mal täglich blutig in die Fingerkuppe stechen und aus dem wie aus einer Tube herausgequetschten Blutstropfen den aktuellen Glukosewert bestimmen und darauf zu reagieren. Dies sei vor allem wichtig, bevor ich mich ans Steuer setze oder bevor ich, Heimwerker aus Passion, eines meiner Powertools bediene, die bei Kontrollverlust zu gefährlichen Suizidwaffen werden. Jaja, eine Kettensäge gehört auch dazu und ist bei weitem nicht die gefährlichste ‚Waffe‘.
Tief bedrückt fuhr ich am 14.11.14 nach Hause, in der sicheren Annahme, dass es Diabetes nun doch geschafft hat, mir meinen Lebensabend zu versauen indem sie mir das Ausüben meines Steckenpferdes verunmöglichte. Denn mit so gemarterten Fingern fasst man in der Regel weder Werkzeug noch Werkstück an und irgendwann passen auch Schutzhandschuhe nicht mehr über die angeschwollenen und entzündeten Finger. Zuhause empfing mich meine des Öfteren aber bei Weitem nicht immer bessere Hälfte mit der Empfehlung, ich solle mich vor die Glotze setzen, heute sei Welt-Diabetestag, auf allen Sendern gäbe es irgendwelche sachlichen und unsachliche Beiträge zum Thema Diabetes.
Dem war tatsächlich so, man glaubt gar nicht, wie viel Mist öffentlich zu verbreiten sich irgendwelche Wichtigtuer nicht erblöden, und das beim Umgang mit einem ernstzunehmenden weil lebensbedrohlichen Missstand im Hormonhaushalt einer immer größer werdenden Anzahl von Menschen. Man kann gut mit Diabetes leben, auch sehr alt werden, wenn man sich am eigenen Zustand festhält und daran arbeitet, dass er nicht ausufert. ICH tue das schon seit langem und ich lasse auch nicht los.
Und plötzlich schoss ich hoch: Mitten in all das dumme Geschwätz von alternativen Heilmethoden, Globuli und Stevia etc. kam ein Interview über die Möglichkeiten zur Feststellung des Glukosegehaltes im Blut, dessen Kenntnis zum Dosieren des Gegenmittels, sei es Insulin zum Absenken, sei es Zufuhr von Kohlehydraten als Nahrungsbestandteil zum Anheben in das ‚gesunde‘ Fenster von 80 … 120 mg Glukose pro Deziliter Frischblut. Die etablierte Methode, das Anstechen der Fingerkuppen und das Herausquetschen eines Tröpfchens Frischblut zwecks Auswertung in einem ‚Mikrolabor‘, das an der Spitze eines Messstreifens untergebracht ist und den festgestellten Wert nach Verstärkung und Digitalisierung zur Anzeige bringt, die kannte ich ja schon zur Genüge und angesichts der aktuellen ärztlichen Verordnung fürchtete ich mich auch ordentlich davor.
Dann kam aber die Sprache auch auf die Möglichkeit, den Blutglukosespiegel kontinuierlich zu messen und diesen Wert entweder zur Steuerung einer Insulinpumpe zu verwenden oder ihn über eine Funkverbindung geringer Reichweite abzurufen und dem Patienten via Digitalanzeige zur Kenntnis zu geben. Inklusive Trend, damit er frühzeitig Maßnahmen ergreifen kann, speziell um einen Unterzuckerschock zu verhindern.
Na DAS war doch mal was! Ich rief sofort bei der Fa. DiaExpert in FFM-Liederbach an, die mein Haus- und Hoflieferant in Sachen Diabetes-Zubehör ist und wurde zur technischen Beratung weitergeleitet. Die junge Frau war auf mein Anliegen offenbar schon vorbereitet und genau genommen beging sie jetzt etwas Unverzeihliches: Sie fiel ihrem Arbeitgeber in den Rücken, indem sie mir ein Produkt empfahl, das NICHT von DiaExpert vertrieben wurde weil sich der Hersteller, die Fa. Abbott GmbH in Wiesbaden, den Exklusivvertrieb für Deutschland vorbehalten hatte. Die untreue Katharina schickte mir per E-Mail den Weblink und wünschte mir alles Gute.
Ich klinkte mich in www.freestylelibre.de ein und geriet sofort in einen zunächst heillosen Wirrwarr von bewegten Bildern, Videos und provozierenden Fragen. Ein bisschen dauerte es schon, bis ich mich durchgefunden hatte und ahnte, was mir blühte, wenn ich mich auf einen Versuch einließ: Das dauerhafte Tragen eines Pinwand-Nagels, in dem Sensor, Verstärker, Stromversorgung, Funksender und ein Mikrocontroller für allerlei Datenspielchen untergebracht war, für exakt 14 Tage wasserdicht an mir festgeklebt und eine etwa 0,5mm dicke Nadel ca 1 cm tief im Fleisch. Hmmmmmm!!! :-/ Ich bin zwar nicht besonders wehleidig und vor den Nadeln des Onkel Doktor hab ich auch keine Angst, könnte ich mir als Insulinjunkie auch gar nicht leisten, aber 14 Tage am Stück ohne Irritation oder gar Entzündung? Kaum zu glauben.
Im Versuch, etwas mehr zu erfahren wählte ich die angebotene kostenlose Hotline und geriet zu meinem Entsetzen an einen etwas atemlos wirkenden Koloratursopran ziemlich exakt in der Tonhöhe der kleinen Gasturbine im Leerlauf, die unter meinem Pony fest eingebaut seit nunmehr fast 20 Jahren das Leben nicht gerade erleichtert. Tinnitus nennt man sowas, unheilbar und nur sehr schwer korrigierbar. Die Chance, das Mädchen, das zudem sehr schnell sprach, zu verstehen, war also nahe Null. Aus dem Sermon, den sie auf meine Frage abspulte konnte ich mit Müh und Not etwas von einem ‚nicht lieferbar‘ heraushören und als ich versuchte, sie um eine LANGSAME und DEUTLICH artikulierte Wiederholung des Gesagten zu bitten, hängte sie einfach ein. Fratz! Sowas tut man nicht, das ist unhöflich.
Ist doch so, oder? Für ihre Stimme kann das Mädelchen nichts, und für ihre Sprechweise auch nicht unbedingt, die ist halt ‚modern‘. Aber ihr Mangel an Geduld mit einem Gesprächspartner hat dringendes Potenzial zur Überarbeitung. Dummerweise erzeugte ihr Verhalten in mir ein Vorurteil gegen die Fa. Abbott GmbH, das sich später noch böse auswirken sollte. Aber das kam erst 4 Wochen später.
Soso, ‚nicht lieferbar‘, das kann man testen, die Bestellfenster waren offen also band ich mir die 175 € für das Starter-Kit ans Bein und bestellte es einfach. Und siehe da, eine Woche später war es im Haus. Von wegen Lieferstopp, sowas sieht anders aus.
Dieser Tage, Februar 15, erfuhr ich, dass ich tatsächlich eines der letzten wenn nicht gar das letzte Starter-Kit gekriegt hatte, die Tochterfirma FreeStyle konnte ab Mitte November nur noch die Kunden mit Sensoren beliefern, die bereits damit arbeiteten, also war ich tatsächlich gerade noch zwischen die Auserwählten geschlüpft.
Angesichts des obskuren Inhaltes der Sensorverpackungen führte ich mir doch zunächst die umfangreiche und unmissverständliche Betriebsanleitung zu Gemüte, die für ganz besonders Ungeduldige auch in illustrierter Kurzform großformatig vorlag. Ein bisschen störte mich der stereotype Verweis auf medizinisches Fachpersonal, denn wenn hier im Umkreis von 100 km jemand etwas von Diabetes versteht, dann war das ich selbst. Dies ist dem Chefarzt der Hegau-Bodensee Klinik und seiner Diabetesberaterin zu danken, die mich eine Woche lang von 8 Uhr morgens bis 17 Uhr abends durch den Wolf gedreht hat.
Meiner Ansicht nach hätten die Autoren der Betriebsanleitung ruhig ein paar Worte darüber verlieren können, was den Patienten erwartet, wenn er sich den ersten Sensor setzt. Es war nicht der kurze Schmerz, den hatte ich erwartet, es war der unerwartete Ruck und der Knall, mit dem die Nadel ins Fleisch geschossen wurde, der mein Herz kurzzeitig ins Stolpern brachte.
Von da an wäre es eigentlich mit einer speziell von Abbott geschulten medizinischen Fachkraft weitergegangen, die mir das Lesegerät wohl anhand von ein paar Spotmessungen nach klassischem Muster justiert hätte. DAS konnte ich besser: Nach dem uralten Ingenieurs-Motto ‚Never touch a running system!‘ beließ ich es bei der erwarteten Missweisung und anstatt an einem Regler herumzufummeln rechnete ich den Messfehler heraus indem ich ihn mehrmals täglich mit einer zeitgleich durchgeführten Messung nach klassischem Muster verglich. Als ehemaligem ausgerechnet auf dem Gebiet der Sensorik forschenden Entwicklungsingenieur war es mir eine Freude, mein ‚Handwerkszeug‘ wieder mal auspacken und sinnvoll einsetzen zu können.
Schon nach 25 dieser Wertepaare kristallisierte sich der Fehler als zweigeteilt heraus: Zum Ersten gab es einen statischen Versatz, dessen Ursache höchstwahrscheinlich im Verstärkungsfaktor des Lesegerätes zu suchen war und als Multiplikator erschien. Zum Zweiten hatte ich einen Streu wie aus einer Schrotflinte zu verzeichnen und als dessen Verursacher die Messung nach klassischem Muster zu identifizieren war für mich als Sensoriker mit 30 Jahren Erfahrung nicht schwierig, zumal einschlägige Erfahrungen aus meiner beruflichen Tätigkeit vorlagen. Heutzutage kann nahezu jede physikalische und chemische Größe in ein elektrisches und damit verarbeitbares Signal umgewandelt werden und zwar geschieht dies in einer Messbrücke nach Wheatstone. Hierbei gilt jedoch der eherne Grundsatz: Jede dieser hochsensiblen Messbrücken ist ein Individuum und der nachgeschaltete Messverstärker hat in erster Linie die Aufgabe, diese Unterschiede auszugleichen indem er auf diese und keine andere Brücke justiert wird. Erst dieses Paar macht den vollständigen Sensor aus.
Geht man jedoch her, und genau dies tun die Hersteller der Messstreifen, und schaltet verschiedene Messbrücken an immer den gleichen Verstärker, dann erhält man für die gleiche Messgröße genauso viele unterschiedliche Outputs wie man Messstreifen kontaktiert hat. Diesen ‚Schrotschuss‘ zu korrelieren, das heißt, eine Korrekturfunktion zu definieren, die die kleinste gemeinsame Abweichung bestimmt, ist für mich ein Klacks, aber was macht ein Bäcker oder ein Bauer. Die sind des systembedingten Fehlern der Messtreifen ausgeliefert. Unter den medizinischen Fachkräften wird dieser mögliche Fehler mit ± 20% beziffert. Meine schwarze Phantasie gaukelt mir einen Patienten der letzteren Berufsgruppe vor, dem es weit weg von zuhause beim Mähen etwas zweierlei wird. Brav wie er ist hat er sein Messbesteck dabei, Pfoten waschen entfällt denn das Kühlwasser des Treckers ist hierfür denkbar ungeeignet weil Frostschutzmittel drin ist. Er macht seine Messung: 80 Sachen, Mist, und kein Zucker dabei also schnell nach Hause. Blöderweise hat er aber aufgrund des systembedingten Messfehlers -20%, also nur noch 64 mg/dl, und die werden auf der Heimfahrt rasend schnell abgebaut. Kurz bevor er ankommt unterschreitet er die 45 mg/dl, verliert die Kontrolle über sein Monster und da dieses nunmal keinen Totmannschalter wie eine Lokomotive hat bleibt es der Phantasie des Lesers überlassen, was jetzt wohl passiert. Der arme Mann ist so gut wie tot und wenn es ganz dumm kommt noch ein oder zwei andere Verkehrsteilnehmer auch.
Man kann es also sehen wie man will, die etablierte und einzige von den gesetzlichen Krankenkassen zugelassene Methode zur Blut-Glukosemessung ist aus der Sicht des Technikers mit vorsätzlich eingebautem Streu behaftet und damit als fragwürdig anzusehen, die Beweise hierfür befinden sich in meinem Datenarchiv.
Das zur Debatte stehende FGMS (Flash Glucose Measuring System) macht zumindest DIESEN Fehler nicht, Messbrücke und Verstärker bleiben über die gesamte Lebensdauer des Sensors miteinander verbunden. Auch andere Fragwürdigkeiten sind vom Tisch: Was sind sauber gewaschene Pfoten? Das reicht von der Ansicht des landwirtschaftlichen Betriebshelfers, früher hieß sowas mal ‚Knecht‘, bis zu der des Arztes in der Ebola-Klinik. Wo hört beim Ausquetschen des Fingers das Frischblut auf und geht in interstitielle Flüssigkeit über, die laut Medizin falsche Werte liefert? Das Auge des Fachmannes erkennt den Unterschied, Lieschen Müller nicht.
Auch letzteren Fehler macht der Pinwandnagel nicht: Er steckt von vornherein nicht im Frischblut, das wäre wohl fatal, sondern er wird von der interstitiellen Flüssigkeit, im Volksmund ‚Gewebewasser‘, umspült. Den Zusammenhang zwischen diesen beiden Flüssigkeiten bezüglich Glukosegehalt, der außerhalb jeden Zweifels besteht, kann nur die Medizin benennen, tut es aber nicht oder zumindest nicht öffentlich, denn dann wäre ja den kontinuierlich messenden Systemen wie FGMS und CGM (Continuous Glucose Measurement) Tür und Tor geöffnet und die Messstreifenhersteller wären ihre Geldmachmaschine endgültig los.
Ich wittere ganz widerlichen Unrat und unterstelle kleinlichen Industrieproporz an einem Teil der Gesellschaft, bei dem Blut, Schmerz und Tränen nur zur Erhaltung der relativen Gesundheit und damit der Lebensqualität an der Tagesordnung sind, denn bei einer Messfrequenz von 10 pro Tag ist an den Messtreifen doppelt so viel verdient wie an den FGMS-Sensoren, zumindest was die Katalogpreise angeht. Soweit MEINE persönliche Meinung von der Gesundheits-Gesetzgebung, die wohl wie der Rest unserer Legislative an den Fäden von Industrie und Finanzwesen hängt. Denn eine Erlösung aus dieser Not, so sie denn endlich zur Verfügung steht, trotz technischer Überlegenheit, die jedem einschlägig informierten Techniker sofort einleuchtet künstlich von der Kassenversicherten Allgemeinheit fernzuhalten, das ist verantwortungslos und der berühmten deutschen Gründlichkeit nicht wert.[verkleinern]