- Checkin
29.04.2017
Die Geschichte der Poeler Kogge Wissemara welche im Alten Hafen von Wismar ankert beginnt vermutlich im Mittelalter, aber auf jedem Fall im Jahre 1997, als nach einem Sturm Teile der Holzplanken an den Strand von Timmendord auf Poel gespült wurden.
Anschließen fand man nämlich nordwestlich der Hafenmole von Timmendorf auf Poel Reste eines gesunkenen historischen Schiffes, die man, nachdem die finanziellen Mittel von Land und Bund dafür bereit gestellt worden waren ab 1999... weiterlesen untersuchte.
Zunächst gelangte man zu dem Ergebnis, dass es sich um ein mittelalterliches Schiff aus dem 14. Jahrhundert aus Danzig handeln müsse.
Jüngere dendrologische Untersuchungen wollen das Wrack angeblich in das 17. Jahrhundert und nach Finnland verorten.
Damit wäre allerdings auch fraglich, ob es sich um eine Hansekogge handelte, da die Hanse zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr existierte.
Die skandinavisch - friesische Bauweise spricht meines Erachtens jedoch eher für ein mittelalterliches Schiff.
Einig ist man aber darüber, dass es sich bei dem Wrackfund um eine der größten historischen Handelskoggen der Ostsee handelt, die jemals gefunden wurde.
Mit ihrem geringen Tiefgang von etwa 2 Metern war sie ideal um auch Haff und Bodden zu besegeln.
Welche Tragödie muss sich abgespielt haben, dass die stolze Kogge mit Mann und Maus vor Poel havarierte?
Sank Sie in der Schwedenzeit infolge kriegerischer Auseinandersetzungen oder in einer kalten, winterlichen Orkannacht vor dem Steilufer an der Nordwestküste Poels?
Gab es kein Leuchtfeuer, welches die Kogge vor dem Ufer warnte?
Was geschah mit der Besatzung? Konnte sie sich an das Ufer retten? Und was geschah mit der Fracht? Wurde sie an das Ufer gespült oder schlummern die rottenden Reste noch auf dem Grund der Ostsee?
Und was hatte die Kogge - nennen wir Sie "Wissemara" - geladen?
Fragen über Fragen stellen sich. Solange es Schiffe gibt, gibt es auch tragische Schiffsunfälle!
Die Fragen haben mir keine Ruhe gelassen und so habe ich nochmal meine kürzlich erworbene archäologische Fachliteratur über Mecklenburg Vorpommern gewälzt und bin auch prompt fündig geworden.
Das Schiff, welches Steine geladen hatte, geriet auf eine Untiefe vor Poel. Obwohl die Mannschaft durch das Abwerfen von Teilen der Fracht versuchte, das Schiff wieder manövrierfähig zu machen, havarierte es und strandete bei Timmendorf.
Da Holz ein kostbares Baumaterial war, wurde das Schiff teilweise abgewrackt.
Der Rest schlummerte unangetastet bis 1997 bzw. 1999 auf dem Grund der Ostsee.
Über das Schicksal der Mannschaft ist nichts bekannt bzw. konnte ich leider nichts recherchieren.
Mich wundert ohnehin, dass man bislang nicht auf alte Urkunden gestoßen ist, die den Verlust einer Kogge vor Poel belegen.
Die Poeler Kogge, getauft auf "Wissemara", welche heute im Alten Hafen von Wismar ankert ist allerdings ein Nachbau mit Baumethoden des 14. Jahrhunderts . Im Jahre 2004 wurde ihr Rumpf zu Wasser gelassen und anschließend erfolgten die Aufbauten bis hin zum Mast - einer Douglasie aus dem Harz .
Sie besitzt eine Länge von 31,5 Metern und eine Breite von 8 Metern. Der maximale Tiefgang beträgt 2 Meter und sie benötigt bei einer Takelung von 276m² eine Mannschaft von 10 Personen.
Die heutige Kogge verfügt natürlich auch vorschriftsgemäß über einen Hilfsmotor, falls mal Flaute auf der Ostsee herrschen sollte.
Man kann sie nicht nur vor Anker bewundern, sondern im Sommerhalbjahr besichtigen sowie mit ihr zu festgelegten Terminen im Sommerhalbjahr zu einem Segeltörn auf See stechen.
Sogar heiraten kann man auf der Wissemara und anschließend gemeinsam in den Hafen der Ehe einfahren.
Leider passte es, da wir spontan nach Wismar fuhren , wieder einmal nicht von der Zeit her, das Schiff wenigstens von innen zu besichtigen, so dass wir uns auf eine Außenbesichtigung beschränken mussten. Es ist schon faszinierend ein historisch anmutendes Schiff vor der Kulisse des ebenfalls historischen Wassertores ankern zu sehen.
Mein Traum ist es, einmal an einem der angebotenen Segeltörns teilzunehmen. Einer vor dem Schiff aufgestellten Tafel waren die Termine und Preise zu entnehmen. Bei um die 30 € pro Nase kann man wirklich nicht meckern.
Diesen Traum möchte ich schon bald erfüllen und so habe ich kurzerhand auch bereits einen Mitsegeltörn gebucht.
Sich informieren und buchen kann man in dem Büro, welches sich im Baumhaus am Alten Hafen befindet, telefonisch oder über die Homepage des Vereins.
Auf der Homepage sind übrigens auch die anderen Nachbauten von historischen Koggen zu bewundern, die nachgebaut wurden und dann und wann in voller Takelage segelnd vor der Ostseeküste zu beobachten sind.
-------------------
Update
Der Traum von einem Segeltörn auf der Wissemara wurde von uns am Abend des 17.08.2017 wahr. Es war der Abend vor unserer Trauung in Schwerin, also ein Polterabend der ganz besonderen Art zusammen mit Freunden.
Leider gab es keinen Sonnenuntergang über der Ostsee, aber ansonsten war dies ein einmaliges Erlebnis bei zeitgleichem Schwedenfest am alten Hafen von Wismar.
Unser Koggenfieber ist geweckt. Das war garantiert nicht unser letzter Törn auf der Kogge.[verkleinern]
Der Beitrag wurde zuletzt geändert