Ich saz uf eime Steine ....
In der Nähe des Kiliansdoms, an der rückwärtigen Seite des Neu Münster befindet sich ein wenig versteckt ein Durchgang und rechts davon befindet sich eine Tafel , welche auf das Lusamgärtlein hinweist.
Geht man durch den Durchgang hindurch, befindet man sich abseits der belebten Straßen und Gassen der Würzburger Altstadt plötzlich in einer Oase der Ruhe, an einem stillen, romantischen Ort mit einem alten Säulengang, dessen Kapitele unterschiedlich gestaltet... weiterlesen und reich verziert sind .
Es ist kein üppig blühender Garten, den man dort vorfindet .... eher schlicht ... und steinerne Bänke laden zum stillen Verweilen ein.
Unweigerlich fühle ich mich in eine andere Zeit versetzt; die berühmten Zeilen des meisterlichen Minnesängers Walther von der Vogelweide, der um 1160 bis 1230 lebte und hier seine letzte Ruhestätte gefunden haben soll, kommen mir in den Sinn ...eine Melodie bildet sich im Kopf .....
Ich schaue mich um ..... sehe von Efeu bewachsene Säulen und Mauern und entdecke einen schlichten steinernen Klotz - die Grabstätte ....... einen Sarkophag.
Dieses Denkmal steht dort seit 1930. Es trägt die kaum lesbare Inschrift : " Herr Walther von der Vogelweide, swer des vergaeze taet mir leide." Das alte Grabmal wurde vermutlich im 18. Jahrhundert bei Bauarbeiten entfernt
Im Kreuzgang des Neu Münsters befindet sich aber noch Walthers Grabschrift:
Pascua qui volucrum vivus, Walthere, fuisti,
qui flos eloquii, qui Palladis os, obiisti!
ergo quod aureolam pobitas tua possit habere,
qiu legit, hic dicat "Deus, istius miserere!"
Der du die Vögel so gut, o Walther, zu weiden verstandest,
Blüte des Wohllauts einst, der Minerva Mund, du entschwandest!
Dass nun der himmlische Kranz dir Redlichem werde bescheiden,
spreche doch, wer dies liest: "Gott gönn ihm den ewigen Frieden!"
Nach einer handschriftlichen Sage verordnete Walther in seinem Testament, "dass man auf seinem Grabstein den Vögeln Futter und Trinken gebe und wie noch jetzt zu sehen sei, habe er in den Stein, unter welchem er begraben liege, vier Löcher machen lassen zum täglichen Füttern der Vögel.
Das Kapitel des Neumünsters aber habe dieses Vermächtnis für die Vögel in Semmeln verwandelt, welche an Walthers Jahrestage den Chorherren gegeben werden sollten und nicht mehr den Vögeln."
In der Tat sind in die Platte auf dem Sarkophag vier Mulden gemeißelt, aber die Vögel werden hier schon lange nicht mehr gefüttert .... es ist der Regen und der schmelzende Schnee, der sie füllt und den Vögeln eine Tränke bietet ....
Aber ihr erkennt sicherlich die Rosen auf dem Grab . Ob sie wohl von Verehrerinnen des Minnesängers stammen ?
Die Legende besagt, dass Walther derjenigen, die bei Liebeskummer Blumen auf seinem Grab ablege, helfe. Ob das wohl stimmt ? Ich weiß es nicht, aber es ist eine sehr schöne, romantische Vorstellung ....
Gemeinsame Minne
Magst du mich nicht leiden,
davon weiß ich nichts: ich minne dich.
Eines sollst du meiden:
Mir vorbei zu schaun und über mich.
Das muss ich beklagen;
denn ich kann nicht tragen
solch bitteren Herzensschaden:
Trage mit, ich bin zu schwer beladen.
Soll ich´s Vorsicht nennen,
dass dein Auge mich so selten grüßt?
Könnt ich das erkennen,
würd Tadel dir mit Lob versüßt.
Wohl, ich will es leiden,
magst mein Haupt vermeiden,
blick herab auf meinen Fuß,
tief, so tief du kannst, das sei dein Gruß.
Herrin, nun besinne
dich, ob mir dein Herz gewogen sei:
Eines Minners Minne
frommt nicht, ist die andre nicht dabei.
Minne taugt nicht einsam:
Sie soll sein gemeinsam,
so gemeinsam, dass sie dringt
durch zwei Herzen und kein drittes zwingt.
Wenn ich alle schaue,
dir mir billig müssen wohl behagen,
bleibst du meine Fraue,
ohne Rühmen mag ich das wohl sagen.
Edel, auserlesen
sind sie meist gewesen
und begabt mit hohem Mut, leicht wohl sind sie besser: Du bist gut.
Walther von der Vogelweide
Das Lusamgärtlein ist mein liebster Ort in Würzburg.[verkleinern]