Zuerst die Kurzversion für alle, die nicht wissen wollen wie´s mir geht:
* Beispielhaft *
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Hoch verschuldete Städte und Gemeinden gibt es leider Land auf – Land ab. Am Beispiel meiner Heimatgemeinde erlebe ich derzeit hautnah, wie die Fehler einer uneinsichtigen Politik eine Gemeinde in arge Bedrängnis bringen können. Da werden hunderttausende Euronen für Gutachten und Beratungen ausgegeben, obwohl bei jedem... weiterlesen
Kneipengespräch schon Lösungsvorschläge mit angeboten werden. Stammtischplauderei ist aber keine Politik. Bierseeliges Geschwätz beeindruckt die Stadtoberen wenig.
Herbe Einschnitte in das Angebot für die Bürger, sind, neben drastischen Gebühren- und Steuererhöhungen, oftmals das einzige Mittel, was der Politik so einfällt. Die Abgabenerhöhungen führen derzeit sogar zu Abwanderungen von sehr großen Gewerbebetrieben in Nachbargemeinden, wo man mit der Gewerbesteuer genau entgegengesetzt operiert. Senkung, um attraktiv zu werden.
Politik und Geld geht halt nicht zusammen. Deshalb muss sich der Bürger auch heftig zu Wehr setzen, wenn es um die Schließung öffentlicher Einrichtungen geht. Die öffentlichen Bäder beispielsweise!
So wie es in Dreieich derzeit diskutiert wird, so war es vor Jahren auch in Heigenbrücken. Der sympathischen kleinen Luftkurort-Gemeinde im Spessart ging das Geld aus. Im Jahre 2004 wurde das über 80 Jahre alte Schwimmbad geschlossen. Schluß mit lustig. Und das in einem Luftkurort!
Als wir nach einem sehr guten Mittagessen (Bewertung folgt) einen Verdauungsspaziergang unternahmen, führte uns der Weg einen steilen Hang hinab. Die Hunde durch den Bach, die Herrschaft über die Brücke. Unmittelbar danach sahen wir ein Schwimmbad. Nichts los dort, so mitten in der Woche. Ich durchschritt den unbesetzten Kassenbereich und lugte neugierig, jwie Uffniks halt mal so sind, um die Ecke. Eine Dame löste sich aus einem kleinen Grüppchen und fragte nach meinem Begehren. Ob ich mich mal umschauen dürfte…? Na klar durfte ich. Und das Startsignal für die ganze Historie dieses Naturbades war gegeben. Voller Begeisterung und mit leuchtenden Augen erzählte mir die liebe Frau, was sie hier tut und wie das so ist…..
Das Schwimmbad wurde nämlich 2005 von einem Verein für einen symbolischen Wert übernommen. Die Vereinbarung mit der Gemeinde war, dass alle in Eigenleistungen bewertet würden und die Stadt im gleichen Wert dafür das benötigte Baumaterial stellen würde. Alle Vereinsmitglieder konnten sich und ihre Arbeit einbringen. So entstand aus dem stillgelegten und dem Verfall preisgegebenen Freibad ein NATURbad. Das bedeutet, dass hier das Wasser völlig ohne Chemie aufbereitet wird. Ein großes natürliches Klär und Reinigungsgebiet mit Schilf und anderen Wasserpflanzen, Kies und Feinfilter. Das so gereinigte Wasser wird im Flachwasserbereich eingespeist. Dadurch erwärmt sich das samtweiche Naß recht schnell und bietet angenehme Badetemperaturen. Erst im Jahre 2009 wurde dieses Konzept vollendet.
Auch nach erfolgreichem Start bleibt das Engagement der Vereinsmitglieder beispielhaft. Ehrenamtlich wird der Kassendienst versehen, das Kiosk betrieben, die Aufsicht gestellt und was sonst noch so alles für den laufenden Betrieb erforderlich ist. Do ist yourself im positivsten Sinne.
Mit dem seitherigen Erfolg ist man sehr zufrieden. Und auch stolz auf das Geschaffene. Eine Pause wird sich aber sicher nicht gegönnt. Man denkt schon über Erweiterung und die ein- oder andere zusätzliche Attraktion nach. Und ein Tipp von mir: der Minigolf-Platz verdient etwas mehr Beachtung.
Eine glasklare Sache. Nicht nur das Wasser. Auch wenn am Tag unseres Besuchs die Absaugvorrichtung gegen die Algen streikte, ist das Schwimmen im Chemie-freiem Wasser ein Hochgenuß. Weiches Wasser löst sicher keine Allergien aus. Und ein paar Algen sind auch keine Spaßbremse. Die sind durch die natürliche Filterung immer vorhanden, verstärken sich halt, wenn die Sonne richtig scheint. Möge das oft und noch lange der Fall sein.
Meine sehr geehrten Damen und Herren in euren Rathäusern, die Eigeninitiative einiger Bürger in der kleinen Spessartgemeinde macht vor, woran ihr alle scheitert.[verkleinern]