das hessische staatstheater in wiesbaden ist eigentlich nur 2 gehminuten von meiner wohnung entfernt und so könnte man meinen, ich gehe sehr oft hin. tu ich aber nicht. weswegen?
das theater selbst liegt sehr zentral in der wiesbadener innenstadt und ist sowohl mit den öffentlichen verkehrsmitteln (Buslinie 16 hält genau vor der tür, linie 1 und 8 nur ein paar meter um die ecke) als auch mit dem auto sehr gut zu erreichen. für diejenigen, die mit dem eigenen auto kommen sind ausreichend... weiterlesen
(kostenpflichtige) parkplätze in der umgebung vorhanden (parkplätzchen am warmen damm, hinter dem theater und der Parkplatz udn das neue Parkhaus am kurhaus. schon bei der fahrt in die stadt sind ausschilderungen für das theater zu finden.
das gebäude ist sehr schön und fügt sich in das gebäudeensemble mit dem kurhaus und dem kleinen spiel sehr gut ein. beeindruckend die arkaden vor dem theater, wo man kleine geschäfte findet (die ich allerdings an der stelle nicht unbedingt als augenschmaus empfinde).
die eingangshalle selbst ist beeindruckend und schön restauriert, sehr prunkvoll, nicht zu sehr überladen. auch der theatersaal bietet viel fürs auge, weil das alte liebevoll erhalten wurde. es hat atmosphäre.
eher ernüchternd bis enttäuschend sind die nebengelasse für garderobe und pausenaufenthalte. hier habe ich immer den eindruck, dass ich mich im ddr-kulturhaus vor der wende befinde. wenig einladend, zumal man an vielen stellen einen muffigen geruch wahrnehmen kann. es riecht immer als wenn feuchtigkeit nicht richtig abgetrocknet ist und noch immer in den teppichen sitzt. im theatersaal hat man diesen geruch selbst gott sei dank nicht in der nase.
sehr erfreulich ist im gegenzug dazu die freundlichkeit des personals. hier ist man dezent um die gäste bemüht ohne zu nerven. man ist gern behilflich, hält sich aber diskret im hintergrund.
die getränkepreise am kleinen ausschank in der pause sind nicht gerade discounterpreise, aber nicht überteuert. immerhin benötigen unsere kulturstätten geld und öffentliche gelder werden immer mehr zurückgefahren, von daher ist es für mich in ordnung, wenn hier der eine oder andere euro in die kassen des thaters fließen. ein glas wein wird niemanden ruinieren.
was mir als großer mensch mit langen beinen leider weniger gefallen hatte ist, dass die sitzabstände zur vorderreihe eher knapp sind und man sitzt auch nicht wirklich bequem auf den historischen stuhlreihen, ich habe irgendwann beim langen sitzen das gefühl mich total verkrampft zu haben. beim letzten besuch hatte ich ernsthaft überlegt, ob ich nicht früher die vorstellung verlasse, weil ich mich so "verknotet" fühlte und kaum noch schmerzfrei sitzen konnte. hier muss ich allerdings auch einfügen, dass sich mein beinbruch bemerkbar machte, denn ich konnte das lädierte bein irgendwie nicht ausstrecken - obwohl ich extra einen randplatz am gang gekauft hatte.
ich war bisher 2 mal in 10 jahren in diesem theater. das ist zugegeben nicht oft, fast gar nicht, aber es hat seine gründe. zum einen fehlte mir einfach oftmals die zeit, zum anderen fand ich nicht das passende angebot. ich liebe eigentlich die klassiker, ich mag eher musical statt schwermütige oper oder ballett. daher bin ich einmal in der "dreigroschenoper" gewesen und dieses jahr in "my fair lady". letzteres hatte ich in meiner schulzeit kennen gelernt, mir gefiel die musik und der film seinerzeit war klasse. vielleicht war der aber auch die ursache, dass ich am ende eher enttäuscht wieder aus dem theater ging. die inszenierung hat mir nämlich nicht wirklich gefallen. gut, die musik war immer noch dieselbe, aber die inszenierung war "auf etwas moderner" gemacht und der pomp der verfilmung fehlte völlig. die kostüme und auch die bühnenbilder waren eher minimalistisch und langweilig. die darsteller gaben sich viel mühe, keine frage, aber professor higgins lispelte und die akkustik insgesamt war stellenweise völlig nervend. alles in allem schade. ich hatte mich so auf den theaterabend gefreut.
wiesbaden hat auch weiterhin wirklich die klassiker, die ich mir gern ansehen würde, auf dem programm. aber ich will mir gar nicht vorstellen, wie minimalismus und "krampfmodernisierung" der inszinierungen diese allseits bekannten stücke (in meinen augen) zerstören.
sicherlich, über geschmack lässt sich streiten, jeder sieht es anders. aber ich gebe dem staatstheater hier nur 3 von 5 punkten.[verkleinern]