Langsam aber sicher werde ich zum Dortmunder Friedhof Fan. Sind bei uns die Friedhöfe eng an eng belegt mit kleinen oder mittleren Gruften, herrscht hier eher Parkatmosphäre - eine parkähnliche Grünanlage, die ab und zu mal durch ein Grab „aufgelockert“ wird. Nicht umsonst gehören einige Dortmunder Friedhöfe zu den schönsten Friedhöfen Deutschlands und dieser zählt sicherlich mit dazu. Nicht umsonst ist er heute Teil der Route der Industriekultur. .Das „Dach“ des Friedhofs sind die Baumwipfel,... weiterlesen
die fast die gesamte Fläche einnehmen. Man geht überwiegend im Schatten, was an warmen Tagen sehr erholsam ist
Der Ostenfriedhof oder Ostfriedhof, wie er heute heißt, liegt im östlichen Teil der Dortmunder Innenstadt und misst eine Größe von 16 ha. Er wurde 1876 angelegt da der einzige kommunale Friedhof (Westentotenhof oder heute Westpark) zu klein wurde. Durch die Industrialisierung wuchs die Stadt sehr schnell ( 1811 = 4000 Einwohner, Gründung Westentotenhof; 1870 bereits > 50.000 Einwohner. 1900 > 142.000 und 1906 > 185.000 Einwohner), so dass 1893 der Südfriedhof und 1897 der Nordfriedhof noch hinzu kamen. Am 01. 04.1876 fand auf dem Ostfriedhof die erste Beisetzung statt.
Da der Friedhof in dem Teil von Dortmund liegt, indem damals die Bosse aus Industrie und Wirtschaft (Montanindustrie) lebten, spiegelt sich der frühere Reichtum auch auf dem Friedhof wider. Auf den Hauptachsen findet man „monumental“ Grabmale, die an diese Zeit erinnern und auch an die Grubenunglücke der damaligen Zeit. 362 Grabstätten und die alten Gebäude an der der Robert-Koch-Straße, dem Haupteingang (Trauerhalle und Verwaltung mit Wohnhaus), stehen unter Denkmalschutz, entweder durch der geschichtlichen Wichtigkeit oder wegen der künstlerisch wertvollen Gestaltung Gestaltung.
Die ersten Felder wurden noch quadratisch angelegt, gerahmt von Bäumen, wie man es von vielen Friedhöfen kennt. Hinter den Gräbern wurde Rhododendron gepflanzt. Einige Wurzeln, der inzwischen sehr großen Bäume, haben die Gräber teilweise angehoben. Hier im ältesten Bereich der Friedhofs befinden sich die meisten „monumental“ Grabstätten, die absolut sehenswert sind aber dem Friedhof auch einiges an Bewertungspunkten kosten, denn viele von ihnen sind absolut ungepflegt und von Unkraut überwuchert. Stellt die Stadt sie schon unter Denkmalschutz und die Familien der Toten sind inzwischen verstorben, dann sollte die Stadt sich um die Gräber kümmern und sie nicht zuwuchern lassen!! Einige der Grabskulpturen wurden vom jüdischen Bildhauer Benno Elkan erstellt, der aus Dortmund stammt und dessen bekanntestes Werk vor dem Knesset (Parlament) in Jerusalem steht.
Bereits 1912 entschloss man den Friedhof als landschaftlichen Park zu verändern. Das sieht man auch gleich links neben der Hauptachse. Dort sind die Wege geschwungener und nicht nach geometrischem Muster angelegt. Die Bäume wurden verteilt und nicht mehr Alleen förmig angepflanzt. Als 1921 der Hauptfriedhof eröffnet wurde, wurden hier die Beisetzungen bereits wieder eingestellt, obwohl meines Erachtens nach noch mehr als genug Platz vorhanden ist. Aber dies sollte ja ein Park werden. Beisetzungen in Familiengruften fanden allerdings noch statt. Erst seit 1998 finden hier wieder Begräbnisse statt.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Friedhof arg zerstört, besonders auf den jüdischen Teil gingen alleine 3 Bomben runter. Vandalismus während der Nazi Zeit machte es noch schlimmer. Aber auch später wurde noch Bronze von den Grabstätten gestohlen. Erst Mitte der Sechziger Jahre war der Friedhof wieder renoviert und wurde um einige Felder erweitert.
Heute steht am Eingang zum jüdischen Teil ein Mahnmal, umgeben von Ketten, die an Steinen befestigt sind, die die Namen einiger Konzentrationslager tragen.
Heute ist der Friedhof eher als Park zu sehen. Es gibt einen großen Spielplatz, Jogger kommen mir entgegen und viele Eichhörnchen sind zu sehen. Einige scheinen auch kaum noch Angst zu haben und kommen sehr nahe.
Das Alles verwunderte mich sehr, kam ich noch nie auf die Idee auf einem Friedhof zu joggen oder zu spielen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass so etwas die Totenruhe stört. Trotzdem ist er wunderschön anzusehen.
Einige bekannte Namen, die hier ihre letzte Ruhe gefunden haben:
- Familie Hoesch, Großindustrieelle, die „Gründergeneration“ des Hüttenunternehmens
- Caspar Heinrich Jucho, Bauunternehmer, Sein Grab zeigt zwei lebensgroße Bronzefiguren. Er kaufte es auf der Pariser Weltausstellung von 1898 und ließ es nach seinen Vorstellungen umarbeiten.
- Friedrich Brinkhoff, Braumeister, Brinkhoff's No 1
- Familie Friedrich Springorum; Industrieller, sehr bekannt in Dortmund mit eigener großen Straße
- Henriette Davidis, die erste und erfolgreichste Kochbuchautorinnen in Deutschland
- Ludwig Holle; preußischer Staatsminister
und viele, viele mehr[verkleinern]