Die jüngere Geschichte Helmstedts wurde maßgeblich durch die deutsche Teilung beeinflusst. Der Name „Helmstedt“ wird von vielen mit der Grenzübergangsstelle Helmstedt-Marienborn in Verbindung gebracht. Das Helmstedter Zonengrenzmuseum bringt seinen Besuchern diese Zeit näher. Bereits in den Londoner Protokollen im September 1944 war die Aufteilung Deutschlands und Berlins in Besatzungszonen beschlossen worden. Ein durch die Witterung verblichener sowjetischer Grenzpfahl (Ende 1945) zeugt von... weiterlesen der Demarkationslinie zwischen den alliierten Besatzungszonen. Lange Zeit war diese Linie durchlässig, aber 1952 erlässt die DDR die „Verordnung über Maßnahmen an der Demarkationslinie“. Damit beginnt die Sicherung der Grenzlinie mit Stacheldraht und Wachtürmen in Holzbauweise. Die Grenze wird zunehmend dicht gemacht - bis zum Mauerbau im August 1961. Danach wurden die Grenzanlagen seitens der DDR im Laufe der folgenden Jahre in grausamer Perfektion immer undurchlässiger gestaltet. Das zeigt ein Teil eines echten Grenzzaunes, der im Museum aufgebaut wurde. Ein dickmaschiger Metallzaum mit scharfen Rauten. Im unteren Teil befinden sich handgroße runde Öffnungen für Kleinwild. Aber nicht aus Tierliebe, sondern damit das Wild nicht die Selbstschussanlagen auslöst. Eine solche „Anlage 501“ ist am Zaun angebracht. Wurde sie ausgelöst, wurden 120 Stahlwürfel mit einer Kantenlänge von knapp einem halben Zentimeter durch eine Treibladung auf den Auslösenden abgefeuert. Jeder kann sich vorstellen, zu was für schrecklichen Verletzungen das geführt haben muss. Aber auch verschiedene Typen von Personenmienen sind ausgestellt. Eine davon ist aus Holz gefertigt und besonders schwer zu räumen, da nicht mit einem Metalldetektor aufgespürt werden kann. Eine andere Miene – eine Stabmiene sieht aus wie eine Splitterhandgranate an einem Stil. Sie wurde durch einen Draht ausgelöst und war oberirdisch verlegt. Dadurch konnte sie ihre Splitterwirkung stärker entfalten. Mir graut es, als ich die Splitter von krepierten Minen sehe, die ebenfalls ausgestellt sind. Es befindet sich in diesem Raum ein Miniaturmodell des „antifaschistischen Schutzwalles“ mit Befestigungsanlagen, wie sie es an der Grenze im Bereich des Landkreises Helmstedt gegeben hat. Seltsam nur, dass die Hindernisse gen Osten angelegt waren. Sie waren nur dazu gedacht, Flüchtige DDR-Bürger davon abhalten, dass Land unerlaubt zu verlassen.
Alltägliches aus dem Alltag der DDR-Grenztruppen gibt es zu sehen, wie ein Patrouillenmotorrad. Darauf eine Schaufensterpuppe mit einer historischen Uniform der Grenztruppen und einer AK-47 Kalaschnikow-Nachbildung. Was mich fast den Atem verschlägt sind die ausgestellten Ausbildungstafeln der Grenztruppen. Hier wird vermitteln, wie Grenzflüchtige zu verhaften und einzuschüchtern sind – „operative Psychologie“ lautet der Fachjargon.
Auch sind Orden und Urkunden eines hoch dekorierten Grenzsoldaten ausgestellt – der Name unkenntlich gemacht.
Ein anderer Teil der Ausstellung zeigt Helmstedt nach dem Krieg. So auch der Helmstedter Bahnhof. Es hat sich nicht so sehr viel geändert. Die Stadt bliebt in verschiedenen Zeitaltern stehen.
Aber auch ein Flüchtlingszimmer ist nachgebildet, in dem Flüchtlinge aus den damaligen Ostgebieten untergebracht worden waren. Ein schmaler Raum mit einem Strohbett. Eine Holzkiste mit Kissen ausgepolstert, in der Kartoffeln gegart wurden. Ein Koffer, aus einer alten Versorgungskiste gebaut, zeugt von der damaligen Not und dem daraus entstehenden Erfindungsreichtum der Menschen.
Daneben informiert das Museum über die Grenzübergangsstelle Helmstedt-Marienborn. Sehr interessant sind die vielen Bilder aus der Zeit der Wende und danach, die diese besondere Zeit und die Veränderungen danach dokumentieren.
Das Helmstedter Zonengrenzmuseum überzeugt durch seine gelungene Ausstellung. Der Eintritt ist kostenlos. Wer sich weiter und umfassender mit dem Thema beschäftigen will, dem sei unbedingt die „Gedenkstätte Deutsche Teilung“ in Marienborn/Sachsen-Anhalt empfohlen.[verkleinern]