Die märkische Kleinstadt Müncheberg (ca. 30 km östlich von Berlin) wurde nach 1225 von Mönchen des schlesischen Zisterzienserklosters Leubus als „Lubes“ gegründet.
1232 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung in einer Urkunde des schlesischen Herzogs Heinrich I. (der Bärtige / Haus Schlesische Piasten / um 1165-1238 / ab 1201 Herzog v. Schlesien / ab 1232 Princeps von Polen). In der Schenkungsbestätigung von Papst Gregor IX. (Graf Hugo di Segni / um 1167-1241 / Papst seit 1227) von 1233... weiterlesen
wurde der Ort erstmal als „Müncheberg“ bezeichnet.
Das Marktrecht erhielt Müncheberg 1245 von Herzog Boleslaw II. (Haus Schlesische Piasten / um 1217-1278 / 1242-1248 Herzog v. Schlesien / ab 1248 Herzog v. Liegnitz).
Ab 1319 sicherten die Bürger ihren Ort durch den Bau einer Stadtmauer mit 2 Stadttoren (Berliner Tor im Westen und Küstriner Tor im Osten) mit je einem Wehrturm.
Der Belagerung durch die Hussiten im Jahr 1432 konnten die Wehranlagen nicht widerstehen: Müncheberg wurde erobert und geplündert, das Küstriner Tor samt Wehrturm zerstört.
Auf den Resten des alten Wehrturms und Stadttors wurden nach dem Hussiteneinfall ein neues Tor und der heutige Wehrturm errichtet. Außer zur Verteidigung diente der Turm in dieser Zeit auch Gefängnis.
Ab dem 18. Jahrhundert verlor die mittelalterliche Stadtbefestigung auf Grund der sich entwickelnden Militärtechnik zunehmend an Bedeutung. Die Müncheberger rissen die äußeren Torhäuser ab. Die inneren Torhäuser blieben erhalten und dienten als Zoll- und Akzisehäuser.
Als Preußen Ende des 18. Jahrhunderts die alte Poststraße Berlin-Küstrin (heute Kostrzyn nad Odra in Polen) zur Chaussee ausbaute, waren auch die inneren Torhäuser/Zollstationen im Wege und wurden um 1800 abgerissen. Nur die Wehrtürme und Teile der Stadtmauer blieben erhalten.
Bei den schweren Kämpfen am Ende des 2. Weltkriegs im Frühjahr 1945 wurde Müncheberg praktisch ausgelöscht. Die DDR baute die Stadt nach dem Krieg in gesichtsloser Nachkriegsarchitektur wieder auf. An den historischen Wehrtürmen wurden die Kriegsschäden beseitigt.
Da es im DDR-Sprachgebrauch „Küstrin“ nicht mehr gab – es war ja jetzt die polnische Grenzstadt Kostrzyn am Ostufer der Oder – benannte man den Küstriner Turm einfach in Frankfurter Turm um.
Seit der Wiedervereinigung heißt der Turm aber wieder „Küstriner Torturm“
Auch wenn das Ortsausgangs-/Ortseingangsschild heute hunderte Meter weit weg steht, markiert der östliche Wehrturm, auch Küstriner Turm genannt, auch heute noch die historische östliche Stadtgrenze.
Der runde Wehrturm, errichtet auf den Resten seines 1432 zerstörten Vorgängers, besteht aus 2 Teilen: der untere Teil des Vorgängerbaus aus Feldsteinen und der obere nach 1432 aufgemauerte Teil aus roten Backsteinen. Abgeschlossen wird der Turm durch ein rundes Spitzdach auf der mit Zinnen versehenen Wehrplattform. Die Gesamthöhe beträgt 23 m, der Turmdurchmesser knapp 8 m.
Die Wandstärke liegt bei 2,60 m im Feldstein- und 2 m im Backsteinbereich.
Der ursprüngliche Zugang zum Turm lag ca. 7-8 m über der Straße auf Höhe der Stadtmauerkrone.
Im unteren Teil befand sich Mittelalter ein Verlies. Ab 1877 nutzten die Müncheberger das Verlies als Eiskeller für die Lagerung von Lebensmitteln. Das Eis wurde im Winter aus dem nahen Waschbanksee geholt.
Gleichzeitig wurde eine zweite Tür auf Straßenniveau eingebaut.
Zwei Besonderheiten hat der Küstriner Turm: zum einen das Storchennest auf der Spitze des Daches, weshalb er auch „Storchenturm“ genannt wird und die Keule mit Tafel an der Südseite.
Die Keule bezieht sich auf eine alte Sage aus dem Jahr 1394: Ein Vater gab dem Drängen seiner Kinder nach und schenkte ihnen zu Lebzeiten all sein Vermögen. Als der Vater im Alter seine Kinder um Hilfe bat (Rentenzahlungen gabs ja noch nicht) verweigerten die dem Vater die Hilfe. Er starb einsam und verarmt in bitterer Armut.
Zur Mahnung an diese Geschichte hängten die Müncheberger einen knotigen Ast in keulenform am Stadttor auf und brachten eine mahnende Tafel mit der Inschrift:
„Wer giebt seinen Kindern Brod und leidet selber Noth den soll man schlagen mit dieser Keule todt“
Als Ersatz für eine entsprechende Holztafel wurde 1857 die heutige Steintafel am Turm angebracht.
Der Turm ist innen nicht begehbar. Zum parken in Turmnähe empfiehlt sich der vorm Turm befindliche Supermarktparkplatz (Parkscheibe nicht vergessen).
Am Turm geben 2 Infotafeln Auskunft über das Küstriner Tor und den Turm, der auf der Tafel aber noch „Frankfurter Turm“ heißt.[verkleinern]