Ritschenhausen ist ein hübsches südthüringisches Dorf mit etwa 300 Einwohnern an der Grenze zu Bayern. Wer nun überrascht ist, dass Ritschenhausen einen Bahnhof hat, wird beim Anblick des Bahnhofsgebäudes noch überraschter sein. Das ist nämlich ein imposanter neoromanischer (?) Bau, den man eher in einer mittelgroßen Stadt erwarten würde. Das liegt daran, dass dieser Bahnhof ein preußisch-bayrischer Grenzbahnhof war. Hier konnten Bahnangestellte übernachten, und es gab ein Restaurant, in dem... weiterlesen
Bismarck und Lenin eingekehrt sein sollen.
Das Restaurant gibt es schon lange nicht mehr. Heute ist das Bahnhofsgebäude ein Wohn- und Geschäftshaus, dadurch aber immerhin gut in Schuss. Historisch halbwegs Interessierte wie ich freuen sich, wenn unerwartet so ein Bauwerk auftaucht. Als ich dort ankam, wirkten der Bahnhof und seine Umgebung sauber und sicher.
Von Ritschenhausen aus verkehren Züge in etwa alle zwei Stunden zwischen Meiningen (Thüringen) und Schweinfurt (Bayern). Also nicht gerade oft, aber man kann sich ja drauf einstellen. Ein paar Meter entfernt befindet sich in der Ortsmitte auch eine Bushaltestelle, von der aus man ebenfalls nach Meiningen sowie in umliegende Dörfer gelangt, u.a. nach Bauerbach.
Mankos: Der Bahnhof ist im Ort nicht wirklich ausgeschildert und er hat nur einen kleinen Unterstand am Bahnsteig.
Touristen-Tipp: Im Nachbardorf Bauerbach gibt es ein Friedrich-Schiller-Museum. Henriette von Wolzogen hatte den jungen Schiller dort einige Monate lang versteckt, nachdem er aus Stuttgart desertiert war. Der Weg zwischen Meiningen und Bauerbach, den Schiller wiederholt beschritten hat, um sich mit Büchern und Tabak einzudecken, ist heute als Schiller-Wanderweg ausgewiesen. Und im übernächsten Nachbardorf Henneberg befindet sich die Ruine der Henneburg, der Stammsitz der Henneberger, nach denen das Henneberger Land benannt ist.[verkleinern]