ARLT ist, und es muss einmal geschrieben werden, eher eine Angelegenheit für masochistisch veranlagte Menschen, die gekonnt angebrachte Demütigungen zu schätzen wissen. ARLT ist einer meiner Lieblingsläden, obwohl ich von mir nicht behaupten will, dass ich masochistisch veranlagt bin; ich bin von ARLT und seinen Mitarbeitern nämlich nicht wenig fasziniert. So wie man von Bestiarien fasziniert ist. In anderen Branchen werden unhöfliche Menschen mit krankhafter Selbstüberschätzung und... weiterlesen
irreversibler Rechthaberei wieder dem freien Arbeitsmarkt überantwortet, und zwar so schnell wie möglich, bevor dem Betrieb größerer Schaden entsteht. Nicht so bei ARLT. Hier wirken scheinbar andere - nicht mit der üblichen Ökonomie erklärbare - Naturgesetze. Wirklich jeder Mensch, JEDER, der bei ARLT vor der Verkauftheke steht, als potenzieller Käufer, Bittsteller, ist in den Augen jener, die hinter der Theke stehen und verkaufen, ein nichtswürdiger Volltrottel, PC-Analphabet, nerviges Geschmeiß, und vermutlich noch viel Schlimmeres. Und das wird letztlich das Geheimnis des ARLT'schen Erfolges sein: Alle Menschen (die vor der Theke stehen) sind gleich. Jeder der den Laden betritt, ob Generaldirektor, promovierter Physiker, abgebrochener Student, Putze, Arbeitslosengeld II-Empfänger, Sklaven, Frauen und Metöken sind gleich, sind Teil einer Solidargemeinschaft, einer Isonomia. Nur vom Götterhimmel – der leicht erhöhten Theke – drohen die Zeus’schen Blitze, tödlichen Medusenblicke, grausamen Gesänge und vernichtenden Feuersbrünste.[verkleinern]