Obwohl Berlin bekanntlich nicht am Meer liegt, so hat es doch verschiedene Häfen. Binnenhäfen an seine Flüssen und Kanälen versteht sich.
In einer Zeit als Ferntransporte auf der Straße noch überhaupt kein Thema waren, wickelte man Gütertransporte auf Schienen- und Wasserwegen ab. Ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts explodierte die Industrialisierung Berlins förmlich, genauso wie die Einwohnerzahl in der Stadt und dem damaligen Speckgürtel (der seit 1920 als Groß-Berlin auch zu Berlin... weiterlesen
gehört).
Der bis dahin einzige Berliner Frachthafen, der Urbanhafen am Landwehrkanal in Kreuzberg, war Ende des 19. Jahrhunderts dem gestiegenen Güterumschlag nicht mehr gewachsen und so begann man um 1900 mit Planung und Bau neuer großer Industriehäfen.
Einer ist der Osthafen am Nordufer der Spree im Ortsteil Friedrichshain. Die Bezeichnung „Osthafen“ ist aber keine Erfindung der Teilung der Stadt und des Kalten Kriegs. Er wurde von Anfang an so genannt, da er im Osten Berlins lag – im Gegensatz zum zur gleichen Zeit gebauten Westhafen im Ortsteil Moabit.
Zum Hafen gehörten zahlreiche riesige mehrgeschossige Lagerhäuser und Speicher, die von Ost nach West entlang der Kaimauer errichtet wurden. Um die Frachtkähne schnell und effizient entladen zu können, wurden mehrere große fahrbare Schwerlast-Portalkräne gebaut, die sich auf gewaltigen Gleisen entlang der Hafenmauer bewegten.
Nach 6 Jahren Bauzeit wurde der Osthafen im September 1913 in Betrieb genommen. Bis zu 76 Frachtkähne konnten gleichzeitig im Hafen festmachen. Jedes Jahr wurden bis zu 2,8 Millionen Tonnen Güter im Osthafen umgeschlagen.
Nach der Wiedervereinigung 1990 und der Verlagerung der Transporte auf die Straße, verlor der Osthafen zunehmend an Bedeutung. 2002 strich der Berliner Senat schließlich den Titel „Hafen“. Die Gebäude wurden saniert, umgebaut und umgewidmet. Heute werden die alten Lagerhäuser und Speicher für alles mögliche genutzt, nur nicht mehr für den ursprünglichen Zweck.
Mit der Einstellung des Hafenbetriebs wurden auch die großen Hafenkräne überflüssig.
Lediglich einer der ältesten Kräne blieb als technisches Denkmal erhalten.
Allerdings nahm ihn von den Schienen und setzte ihn auf ein Fundament etwa in der Mitte des ca. 1,3 km langen Hafengeländes zwischen Elsenbrücke und Warschauer Brücke.
Dieser historische fahrbare, über 25m hohe Schwerlast-Portalkran mit einer Tragkraft von 30 Tonnen wurde zusammen mit einem halben Dutzend gleicher bzw. ähnlicher Kräne um 1910 im Osthafen erbaut und verrichtete bis zum Schluss 90 Jahre seinen Dienst.
Entlang der Hafenmauer findet man auch heute noch über viele Meter die Krangleise mit mehreren Metern Spurweite, die auch von der Schienengröße und -stärke erheblich von den allseits bekannten Eisenbahnschienen abweichen.
Leider hat man es bisher nicht für nötig erachtet, dieses beeindruckende technische Denkmal den Besuchern mit ein paar Infos vor Ort näher zubringen.[verkleinern]