Sonderangebot, billig-billig, jetzt Schlußverkauf!
Offiziell ist er nicht, der Name "Kleiner Basar", doch er trifft das Wesen des Marktes recht gut. Die Märkte Nord-Neuköllns sind äußerst unterschiedlich: Hipster-Zeitvertreib auf dem Kranoldplatz, Öko-Familientreff auf dem Herrfurthplatz, Nebenbei-Shopping zwischen Kaufhaus, Baumarkt und Umsteigen auf dem Hermannplatz, aber hier: volle Dröhnung Lebensmittel.
Herzstück des Marktes sind die Obst- und Gemüsestände mit Bergen von saisonalen... weiterlesen
Produkten, oft nicht schick und frisch, dafür billig, ja sensationell billig. Hackenporsche-Rallye auf den Gehwegen der Nachbarschaft? Ach ja, es ist Markttag! In den schmalen Gängen vor den Buden kann es schon mal zu Kollisionen kommen.
Der Einkauf verläuft ritualisiert. Den Platz am Naturalien-Wühltisch muß man sich oft erkämpfen und dann um die Aufmerksamkeit des Händlers buhlen. Meist heißt es erst "Tüte bitte", dann Warten auf das Wiegen, zuweilen auch aufs Bezahlen. Alle paar Meter dasselbe. Der Marktbesuch kann ganz schön lange dauern, interessant ist er allemal.
Neben dem Supermarkt-üblichen Grünzeug und Obst findet man hier exotische Zutaten wie seltene Chilisorten oder Kelek, ein gurkenähnliches Gemüse, in Wirklichkeit eine unreife Zuckermelone. Ein Stand verkauft neben allerlei orientalischem Brot Schafskäse, Oliven und andere eingelegte Vorspeisen. Am gut besuchten Fischwagen sind alle Sorten auf Türkisch angeschrieben. Seit Jahren gibt es ein bis zwei polnische Stände, die außer Bauerngemüse auch Milchprodukte und Wurstspezialitäten aus der Heimat anbieten. Neu ist der Fleischverkauf eines Brandenburger Biobauern mit selbstgemachter Wurst, Eiern von Zweinutzungshühnern und saisonalem Wild vom Jäger.
Der Marktbetreiber ist bestrebt, die Verkaufsfläche und das Sortiment auf dem Karl-Marx-Platz zu erweitern. Mittlerweile werden auch Nonfood-Waren feilgeboten. Das Kerngeschäft ist und bleibt Obst und Gemüse, das die ärmere Bevölkerung der Gegend sich leisten kann. Der Markt erfüllt eine wichtige Funktion im Kiezleben - nicht nur für die Lebensmittelversorgung, auch fürs Miteinander. Oft sitzen Matronen mit schwerbeladenen Trolleys zusammen auf den Bänken der Umgebung und plauschen. Auf Polnisch, Bulgarisch, Arabisch, Türkisch, Kurdisch, Farsi, Urdu, Yoruba, Mandinke... Neukölln, wie es leibt und lebt!
PS: Bloß nicht mit dem Auto kommen! Parken ist un-mög-lich, in ganz Nord-Neukölln, und an Markttagen erst recht, wenn ein Teil der Straße am Platz gesperrt und mit Buden belegt ist.[verkleinern]