Vereine leisten heute einen Beitrag im öffentlichem Leben, der von einem Außenstehendem bisweilen mit Staunen zur Kenntnis genommen wird. Das kann man mit mehr oder weniger starkem Interesse verbunden sein. In Düsseldorf tendieren häufig seine Aufgaben in die Richtung der Brauchtumspflege und insbesondere Karneval und / oder Schützenvereinigungen. Ohne die Hilfe der Düsseldorfer Jongs wäre so mancher Platz, wie ich an etlichen Stellen bereits beschrieben habe, ohne "Schmuck" geblieben und diese... weiterlesen
Säule vor der Andreaskirche in der Altstadt ist eine dieser Arbeiten. Über den Verein werde ich demnächst einen eigenen Beitrag schreiben.
Bei der Vielzahl an Denkmälern in der Stadt kriegst man häufig gar nicht mit, wenn einer von ihnen seinen Platz dauerhaft verlässt. Man merkt es erst, so wie ich, wenn man es fotografieren möchte oder in Erinnerungen "fischen", was an einer bestimmten Stelle sich befunden hatte. So schlimm war es bei der Martinssäule nicht gewesen, doch wenn diese Dauer in Jahren sich bemisst, dann fällt es um so stärker auf! Erst im Netz habe ich die dazugehörige Angabe gefunden: durch die Sanierungsarbeiten in der Altstadt bedingt, als auch, dass sie selbst restauriert werden musste, sind es fast 4 Jahre geworden! In der Zeit ca. Oktober 2012 bis März 17 war der Platz verweist. Nun seitdem kann man sie dort erneut bewundern.
In der Zeit 1965 bis 2012 war die Martinssäule ein fester Bestandteil der Altstadt gewesen. Der besagte heilige, besser gesagt sein Fest bildet jedes Jahr am 11.11 den Auftakt zur "5. Jahreszeit" - dem Karneval. Es ist auch der Hintergrund der mit diesem Denkmal gewürdigt wird und an das die Düsseldorfer Jongs bei der Autragsvergabe gedacht hatten. Der Bildhauer Reinhard Graner ist für die Ausführung beauftragt worden.
Martin von Tour, wie der Frühchristliche, spätere Bischof der besagten Stadt und Krieger ist eine sehr beliebte Figur, die es tatsächlich gegeben hatte. Wie einigen bekannt sein dürfte, hat er sich gegenüber einem frierenden Bettler mildtätig gezeigt hatte. Diese Geste ist auch hier oben auf der 4 Meter hohen Säule gut erkennbar. Der Heilige teilte seinen Mantel und erkannte in dem Beschenkten dann Jesus selbst, der sich ihm zeigte. Eine weitere Episode wird mit dem besagten ebenfalls verbunden: lange habe ich mich gewundert, wieso es den Brauch zu der kalten Jahreszeit gibt, Gänse zu essen. Diese geht auf eine weitere Begebenheit zurück.
Heiliger Martin zog sich vom Militär zurück und wollte fortan sein Leben als Eremit verbringen. Seine fürsorgliche Art machte ihn bei den Mitmenschen sehr beliebt. Eines Tages beschlossen die Mitglieder seiner Gemeinde ihn zu ihrem "Hirten" zu ernennen, damit er foran als ihr Bischof tätig werden sollte. Das kam für den Einsiedler aber nicht in Frage. Statt sich der Aufgabe zu stellen, floh dieser und versteckte sich... ausgerechnet bei den Gänsen. Da nützte es ihm nicht, dass er versuchte sie zu beschwichtigen. Das Federvieh sah im Martin einen Eindringling, der mit lauten Geschnatter in die Flucht geschlagen werden sollte. So musste der Erwählte sich seinem Schicksal stellen, der für ihn vorbestimmt worden ist.
Wenn man sich zusätzlich den Jahrskreislauf, im Mittelalter stärker als heute, war der Sankt Martinitag der späteste Abgebefrist für die diversen Steuern gewesen. Die Menschen (vor allem die armen) konnten es sich nicht leisten ihre Tiere noch durch den Winter mitfüttern zu müssen. So kam in vielen Regionen der Brauch auf, diese (falls vorhanden) zum begleichen ihrer Abgaben als Gegenwert abzugeben. Dazu zählten, wie man es sich denken kann auch die Gänse, die noch heute bei vielen mit einer von diesen Hintegründen in Verbindung gebracht werden. Hier ist es lediglich als ein kleiner Verweis am Rand gedacht, der mir erwähnenswert erscheint.
Kehren wir aber zum Kunstobjekt zurück. Durch die erwähnte Höhe bedingt, war es für mich schwer das ganze optimal auf meinen Fotos fest zu halten. Die Skulptur selbst misst noch zusätzlich 1,5 Meter, die ebenfalls miteinbezogen werden müssen, wenn man es so richtig betrachtet. Wie man sehen kann, ist die bekannte Szene mit dem Bettler und der Teilung des Mantels genommen worden. Der Martin ist als ein Krieger hoch zu Ross erkennbar mit einem Schwert in der Hand mitten in seiner Tat. Die andere Figur kniet ihm gegenüber. Es wird als eine "Votivsäule" bezeichnet, die auf den christlichen Hintergrund verweist.
Die Bronzeskulptur wurde anläßlich des 675-jährigen Stadtjubiläums (1962) durch den Meister der Steinmetzinnung in Zusammenarbeit mit den Düsseldorfer Jongs realisiert. Wie an etlichen weiteren Aufträgen von ihnen ist auch diese in der Kunstgießerei Herbert Schmäke erstellt worden. Wenn ich ehrlich sein darf, gehört diese nicht zu meinen Favoriten, die man in Düsseldorf sehen kann. Auch, wenn man die künstlerische Freiheit außen vor läßt, finde ich die Martinstäule zwar interessant, doch mehr als ein OK kommt an der Stelle nicht heraus. Wenn man in der Altstadt sein sollte und zufällig auch die vorher erwähnte Andreaskirche besuchen wollte, kann man jedenfalls einen Blick drauf werfen (im Gegensatz zum Kloster dahinter, der schon einmalig in seiner barocken Ausprägung wohl zu nennen ist ;-) ).[verkleinern]