In den vergangenen Jahrhunderten verstand man etwas anderes, wenn es von einem „Stift“ die Rede war. Meistens hatten diese Bezirke eine Bestahensgeschichte hinter sich, bevor sie spätestens im Laufe des 19. Jahrhunderts aufgelöst / verweltlicht wurden. Die adeligen Fräulein, die zu ihren Lebzeiten große Privilegien genossen haben, vor allem (wie schon an mehren Stellen bereits erwähnt) weil sie nicht nur in Herford allein dem Kaiser unterstellt gewesen sind. Dieses ist in mehrfacher Hinsicht... weiterlesen
schon etwas besonderes, weil es nur wenige Berührungspunkte mit der einstigen Hansestadt besessen hatte. Es war so zu sagen ein Gegenpol zum vorher erwähnten Bereich. Die Mitte davon bildete die Münsterkirche, die noch heute ein Zeugnis dessen Blütezeit in Stein „manifestiert“. Ein abgeschlossener Bezirk, der 1989 sein 1200. Jubiläum begangen hatte. Man könnte meinen, dass nun eine Vertiefung der Thematik folgt, doch es gehört aus meiner Sicht zu einem der anderen Denkmäler, die ich demnächst vorstellen werde. Heute möchte ich über ein Objekt berichten, das Anlässlich dieses „Feiertags“ erschaffen wurde. Erneut wurde sehr lange und kontrovers darüber beraten, welches Erscheinungsbild das haben sollte, welcher „Erinnerungswert“ es haben soll und vor allem wer dafür engagiert werden soll. Bereits jetzt möchte einen kleinen Verweis abgeben, dass unweit dieses ungewöhnlichen Baums weitere Auftragsarbeiten in diesem Kontext erschaffen wurden (unter anderem auch das „Fürstinnendenkmal“). Beide „Anschaffungen“ wurden ebenfalls mit privaten Mitteln und einer Kunststiftung finanziert.
Der Herforder Unternehmer Dieter Ernstmeier, der es dann in Auftrag gegeben hatte, konnte ich auch zuvor vorstellen, dass es eine real existierende Person in diesem Zusammenhang sein könnte. Zur Diskussion stand jedenfalls die Königin Mathilde (* um 896 - 14. März 968 in Quedlinburg), die eine der ersten Äbtissinnen des Stiftes Herford gewesen war. Auch, wenn man hier bei der Bronzeskulptur von der „Abteistele“ die Rede ist, ursprünglich von dem Bildhauer Ulrich Henn (* 6. März 1925 in Schwäbisch Hall - 8. Dezember 2014) keine explizierte Benennung vorgesehen worden. Die jeweiligen Darstellungen erkennt man nicht auf Anhieb, sondern erst wenn man das Gebilde, das wie dem Bau gleich, der sich in viele Richtungen windet und verzweigt, umrundet. Man kann irgendwie nicht sagen, wo es seinen Anfang besitzt und auch wenn Henn es für „selbstverständlich“ hält, was es darstellen soll, so verwirrend kann es für einen Außenstehenden sich präsentieren.
Als eine „Pflanzstätte christlichen Glaubens” sieht der Künstler sowohl die Stadt Herford, als auch sein Werk selbst. Vor dem Hintergrund, dass sie von Ernstmeier an die hiesige evangelische Münsterkirche gestiftet wurde, versteht man dass es einen gemeinsamen Ausgangspunkt besitzt: die Nächstenliebe. Das war einer der Bereiche, die schon in der Bibel verankert sind. Die einzelnen Szene nehmen zusätzlich Bezug auf die unterschiedlichen „Liebestaten“, wie man es sehen kann.
Die Stelle, die der Darstellung zugrunde liegt, kann man (für Leute, die mit dem christlichen Glauben nichts zu tun haben) zusammenfassen, als eine kurze „Gebrauchtanweisung“, wie man einfach in den Himmel kommen kann! Tue gutes: speise Hungrige, gib zu trinken den durstigen, bekleide Nackte, pflege Kranke und was ein wenig von den bisherigen abweicht ist, dass man die Gefangenen besuchen soll. Eine weitere Szene wurde zusätzlich hinzugefügt: eine Nonne mit Kindern. Das war quasi ein Ausblick in die Vergangenheit des Konvents, als es eine der wenigen Möglichkeiten für die Kleinen sich unterrichten zu lassen. Ein Baum, viele Zweige und Geschichten…Wie eine Metapher für die Weitergabe der Tugenden und (wie könnte es anders sein) des christlichen Glaubens.
Es soll eine Tafel geben, die dazugehört hatte. Sie wurde aus dem Zusammenhang gerissen und in der Nähe von dem bereits beschriebenem „Kontorhaus“ angebracht. Sie soll, wie ich gelesen habe, bereits vor etlichen Jahren bereits von Gesträuch überwuchert gewesen sein. Ein 3,30 Meter hohes Objekt, der mich vor etliche Fragen gestellt hatte. Der selbstständig arbeitende Bildhauer Ulrich Henn soll froh drüber gewesen sein, dass er seine Ideen fast ungebunden tätig sein durfte, ohne das ihm jemand von „oben“ rein reden konnte. So konnte er zusammen mit der Glocken- und Kunstgießerei Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher (für die geschätzte Summe von 100.000 DM) sich einiges einfallen lassen. Wenn man sich die Meldungen in der Lokalpresse durchliest, die nach dem 25. März 1990, ist es sehr gut angenommen worden.
Da mache ich mich (gegebenenfalls erneut) unbeliebt… Es ist einer von vielen Entdeckungen in Herford, die auf die „große Geschichte“ hinweisen. Irgendwie kann ich mich nicht zu mehr diesbezüglich als ein OK zu geben. Meine Favoriten kommen noch und dieses gehört nicht dazu. Wenn man aber sich die Stadt anschauen sollte, dann kann man die Abteistele nicht verfehlen und so soll man auch sich das ganze selbst anschauen und sich selbst seine eigene Meinung bilden. Eure Kulturbeauftragte[verkleinern]