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Ausgezeichnete Bewertung
Was haben die Stadt Luxemburg und das Wallfahrtsort Kevelaer gemeinsam? Auf den ersten Blick kaum etwas. In der „tiefe“ kann man schon die katholische Religion anführen. Auch, wenn ich nie dort gewesen war, soll es für seine zahlreichen historischen Kirchen bekannt sein. Indirekt dort beginnt vor Jahrhunderten die Geschichte, die zum Bau der Gnadenkapelle in Kevelaer beigetragen hatte. 1640 mitten im 30-jährigem Krieg haben sich in dem Gebiet „Befürworter“ des katholischen Glaubens... weiterlesen
entschlossen, diesen durch verschiedene Maßnahmen zu „stärken“. Man kann aus heutiger Sicht darüber unterschiedlicher Meinung sein, doch ohne dieses Ausgangspunkt wäre vielleicht alles anders gekommen! Das gleiche kann man, wie ich vor mehreren Jahren geschrieben habe, auf ein Ehepaar übertragen, die 1642 ein Bildstock gestiftet haben. Ohne diese Bewandtnis wäre Kevelaer nicht das was es seitdem ist! Ohne die Wallfahrten, die damit verbundenen Pilgern, sondern dem damit verbundenen Kommerz (über den ich demnächst schreiben werde) bliebe ein Ort ohne „große Bedeutung“. Das sind nur Spekulationen, die einem in den Sinn kommen, wenn man sich diesen Hintergrund vor Augen führt! In den vergangenen Jahren war die sog. Gnadenkapelle meistens mein erstes Ziel das ich in Kevelaer angesteuert habe. Selbst wenn es zuletzt aufgrund der geltenden Einschränkungen nicht so viele Menschen sich in ihrem Umfeld befunden haben, gibt es dennoch stets welche, die den Weg trotz allem dahin gefunden haben! So befindet man sich in „guter Gesellschaft“ derer die sie in den vergangen Jahrhunderten angesteuert haben! Mehr dazu aber etwas später!
Der eigentliche Grund an sich, wenn man es genau wissen möchte, ist ein sehr stark verblasstes Stück Papier. Bei meinem ersten Tagesausflug als Azubine in den 1990-er Jahren war ich ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht gewesen! Diese (verehrenswerte) wundersame Reliquie ist ziemlich klein! Laut den Angaben, die ich im Netz gefunden habe, misst das Bildchen gerade mal 11,4 cm x 7,5 cm! Keine Ahnung wie lange es noch dauern wird, bis man dieses (ohne Terminvorgabe) aus der Nähe anschauen kann! Es hat mich wirklich erstaunt, dass das seit über einem Jahr der Fall sein soll! Die „Trösterin der Betrübten“ wie die Madonnendarstellung bereits seit Jahrhunderten in Luxemburg bezeichnet wird, wurde zu allen Zeiten angerufen. Das vor allem in jenen, die den Menschen als besonders schwer erschienen sind. So habe ich gelesen, dass im Gegensatz zu der „üblichen“ Regelung dieses kleine Fensterchen, durch das man auch dieses Artefakt vor den Witterungseinflüssen schützt, nach dem offiziellem Ende der „Pilgersaison“ offen ließ! Das hatte aber eine negative Auswirkungen auf die eh fragile Papierqualität. Diese würde aus meiner Sicht nicht nur geschichtlich betrachtet, in einem Museum (das es in dem Ort sogar gibt) gehören sollte, dennoch als ein Zeichen wahrgenommen wird, das in der Not angerufen wird. Nicht religiös geprägte Personen können das ganze in Frage stellen aber an das was man glaubt (oder eben nicht) kann individuell sehr unterschiedlich sein. Wie immer ist es mir dennoch wichtig, eine allgemeine Darstellung zu geben, die aus meiner Sicht unbedingt dazu gehört!
Der Bildstock, der wie bereits geschrieben (https://www.golocal.de/kevelaer/freizeitanlagen/hendrik-busmann-skulptur-YUTwK/), von Hendrik Busmann und seiner Frau Mechel Schrouse den besonderen Fund in einer Vision erfahren haben, haben alles daran gesetzt, dass das Gnadenbild einen „angemessenen“ Rahmen bekommt. Es gab im 17. Jahrhundert Begehrlichkeiten, was die Darstellung als solche anbelangt. Verschiedene Ordensgemeinschaften wollten den „Nutzen“ jeweils für sich beanspruchen! Das gut verschlossene Objekt ist dennoch jedes mal zu den eigentlichen Eigentümern zurückgekehrt, was auf eine Art „Vorsehung“ sich hindeuten lässt. Dieser vorher erwähnter Bildstock befand sich bis ins späte 19. Jahrhundert in etwa an der Stelle, wo heute die als Link angezeigte Busmann Skulptur zu finden ist. Das ist auch der Hauptgrund warum ich diesen Verweis gemacht habe!
Auf sehr alten Darstellungen habe ich gesehen, dass jener „Verschlag“ in dem es sich befand, sehr „minimalistisch“ gewesen war. Es bestand größtenteils aus Holz. In einem solchen Kontext, der rational kaum zu erklären ist, verwundert es einen doch, dass dieser trotz aller Umwelteinflüsse mehr als 200 Jahre überdauert hatte! Dennoch muss angeführt werden, dass dieser aufgrund von diesen in Mitleidenschaft gezogen wurde und ein Neubau mehr als nötig gewesen war! Von der Beliebtheit zeugt eine Episode, die in die Zeit der französischen Belagerung Anfang des 19. Jahrhunderts zurückgeht: für die Revolutionäre war jedes Gebäude, egal ob für religiöse Zwecke bestimmt oder nicht, eins von vielen, die unter ihre Verwaltung fielen. Per Dekret wurde all das was damit verbundenen war, verboten, sowie die Ausübung der Religion als solche! Es galt als „beschlossene Sache“, dass eine solche Verstaatlichung von kirchlichen Gütern (unter die zahlreiche Klöster / Stifte, Kirchen, sonstige Güter etc fielen) danach nur als Objekte galten, die man schnell veräußern soll, um einen finanziellen Gewinn daraus für eigene Zwecke zu beanspruchen! Am 4. Juli 1802 haben die napoleonischen Beamten das Wallfahrtsort als solchen für sich beansprucht und fortan, sollte nur noch „Gras“ drüber wachsen und somit aus dem kollektivem Gedächtnis (am besten für immer) getilgt sein! Dennoch, wie man es sich denken kann, kam es einige Jahre später „Bewegung“ in die Angelegenheit!
Eine solche enge Verbundenheit mit der Tradition als auch der daraus resultierenden Frömmigkeit kann man kaum verbieten! Von Anfang an wollten weder die Gläubigen, noch die Geistlichen auf dieses „Recht“ verzichten! Da zu diesem Zeitpunkt Kevelaer dem benachbarten Goch unterstellt war, haben die dortigen Stadtoberen mehrmals versucht, ein Konzens mit den Besatzern zu erzielen. Diese „Angelegenheit“ sollte einige Jahre sehr zähen Ringens nach sich ziehen! Jede Seite hat standhaft auf ihrem Standpunkt beharrt und man könnte meinen, dass sich das erst nach dem Abzug der Franzosen etwas ändern sollte! Sie haben anscheinend nicht mit dem „heftigen Protest“ der Einheimischen gerechnet! Fast zwei Jahre später am 2.7.1806 konnte die katholische Gemeinde erneut eine Messe in den beiden Kapellen feiern. Dabei blieben diese Gebäude unter der französischen Verwaltung. Das sollte sich erst, nach „geschickten Verhandlungen“ am 1.7. des Folgejahres ändern! Die Geistlichen erhielten zugleich das „Privileg“ das mit dieser Übernahme einherging, dass sie fortan über die einstigen Klostergründe selbst verfügen durften! Das war sonst bei den verweltlichten Besitzungen des Klerus in dieser sehr frühen Phase kaum vorgekommen! Kenne andere, bei denen das zum Teil erst Jahrzehnte später (bzw. gar nicht) eingetreten ist! Hier zeigt sich, dass sich Zähigkeit (ab und zu ;-) ) „Auszahlen“ kann.
Die heutige Kapelle steht zentral zwischen der Wallfahrtsbasilika und einem weiteren Besuchermagnet – der Kerzenkapelle. Es hat recht lange gedauert, bis ich die wenigen Details erfahren habe, die die Unterrichtung und Ausschmückung der Gnadenkapelle anbelangt. Zuerst stand an dieser Stelle ein hölzernes Altärchen, dass das Gnadenbild in sich trug. Mit der Zeit wurde eine schützende Mauer drum herum gebaut, die ihrem „Schutz“ dienen sollte. 1874 ist nachweisbar, dass der bis heute erhaltene Altar aus Marmor geschaffen worden war. Einen genaues Datum wann die heutige Kapelle in der jetzigen Erscheinungsform errichtet worden ist, konnte ich nicht genau ermitteln.
Das fünfeckige Bau wurde sichtbar mit Ziegelsteinen verkleidet. Von Außen wirkt er relativ schlicht. Durch die dichte Bebauung in dessen Nähe dauert es recht lange, bis man ihn in seiner Gesamtheit wahrnehmen kann. Markant ist die 1903 angebrachte Kupferkuppel mit einem Kreuz oben drüber. Die Stelle, an der die Reliquie angeschaut werden kann, ist mit einer goldenen Krone gekennzeichnet. Der Schrein ist mit einigen Votivgaben dekoriert. Unterhalb dieser Stelle gibt es zugleich zwei Verweise, die auf seine lange Geschichte hindeuten: das ältere ist ein Stein, mit dem Hinweis auf die Stifter und der Jahreszahl 1642. Das habe ich selbst vor Ort gar nicht wahrgenommen! Wird bei nächster Gelegenheit nachgeholt und bildlich festgehalten. Das andere betrifft einen Besucher, der sowohl „Fans“, als auch eine große Schar an „Gegnern“ zu seinen Lebzeiten besessen hatte – der Papst Johannes Paul II., der (wie er sich selbst betrachtete) als ein Pilger unter vielen an dieser Stelle 1987 sich zum beten niederkniete. Eine Tafel und sein Rosenkranz sollen an diese Begebenheit erinnern.
Was mich bei jedem mal an der Gnadenkapelle so fasziniert, ist die schon als monumental zu bezeichnende Gestaltung in ihrem Inneren! Nicht zu ersten mal, musste ich lesen, dass es in den vergangenen Jahrzehnten mehrmals Bemühungen gegeben hatte, diese „schwülstige“ Malereien auf der Kuppel zugunsten einer „zeitgemäßen“ umzugestalten. Zum Glück beim ersten Versuch gab es nicht die dafür benötigten Mittel. Bei nächsten hat sich der renommierte Kunstkurator Dr. Ulf Leinweber 1979 dagegen ausgesprochen! Er, sowie Johannes Oomen und Richard Schulte Staade erkannten, (zum Glück) die Bedeutung der Arbeiten von Friedrich Stummel (20. März 1850, Münster - 16. September 1919, Kevelaer), die dieser ab 1888 zuerst in der Kapellen, später auch im vorher erwähnten Wallfahrtsbasilika gestaltet hatte. Mehr über ihn werde ich dort berichten.
Stummel schuf ein Bild-gewordenes Glaubensbekenntnis in dem einige Wendepunkte aus dem Leben Mariä sehr plastisch dargestellt werden: die frohe Kunde des Engels, dass sie Ausgewählt wurde aber auch jene, die mit dem Ende ihres Sohnes am Kreuz, samt den damit verbundenen Folterwerkzeugen. Sie ist die Königin, der die Engel huldigen als auch der Paradiesgarten, als der sie bezeichnet wird. Mit zahlreichen Verweisen auf das alte Testament, auf die man gar nicht ohne weiteres kommt (außer man kennt jene Stellen selbst oder hat es studiert), bilden den Rahmen und den Grund für die Verehrung.
Mir fällt es schwer, zu benennen welches unter ihnen eine besondere „Stellung“ unter ihnen zuteil werden sollte! Das soll sicherlich jeder für sich entscheiden! Deren Gegenpart aber tritt man nicht nur im übertragenem Sinne mit den Füßen! Richtig gelesen! Selbst, als es letztes Jahr wenig los gewesen ist, gibt es selten eine Gelegenheit sich die tollen Mosaiken auf dem Boden anzuschauen. So weit es ging, habe ich einige Fotos davon gemacht. Diese kann man in der dazugehörigen Box bewundern. Sie sind etwas früher entstanden, als die Bemalung. Diese hat der venezianische Künstler Antonino Gobbo 1895 geschaffen.
Es ist ein „Kosmos“ der vielen Fremd ist… Hier könnte ich noch etliche weitere Besonderheiten aufzählen, die die Gnadenkapelle zu meinem Favoriten macht, aber es ist nicht das gleiche es selbst vor Ort auf sich wirken zu lassen! Den heutigen (katholischen) Feiertag habe ich mir ausgesucht, um sie als meinen 2550. Beitrag vorzustellen! Erneut ist es so ein „Roman“ geworden! Übrigens, Kevelaer ist einer der wenigen Orte in der Region, die während des 2. Weltkriegs nie angegriffen wurde und somit auch die historischen Werweise bis heute bestand haben und das will schon was heißen! In diesem Sinne, eure Kulturbeauftragte :-)![verkleinern]