Heute habe ich das Bedürfnis ein wenig zu meckern, denn wenn ein Gelehrter, wie der dargestellte es mal vor Jahrhundert gewesen ist, verdient ein besseres Denkmal als dieses hier :-/. Es ist schon eine Ehre gewesen im 17. Jahrhundert als Europäer, erst Recht als Mönch nach Asien zu reisen, geschweige denn dort als Diplomat, Wissenschaftler und später Berater des chinesischen Kaisers zu arbeiten!
All das schaffte der adelige und am 1. Mai 1592 in Köln geborene Johann Adam Schall von Bell!... weiterlesen
Da seine Neugierde sehr ausgeprägt gewesen sein soll, konnte er schon sehr jung, gerade mit 13 Jahren, das Studium der Astronomie in Rom beginnen. Doch bevor dies möglich gewesen ist, wurde er zwei Jahre zuvor von den Jesuitenbrüdern ins Collegium “Tricoronatum” in seiner Geburtsstadt eingeführt.
Seine eigentliche “Kariere”, als Mitglied dieser Gemeinschaft, begann aber erst einige Jahre später und zwar 1611. Die ganze Zeit widmete er sich naturwissenschaftlichen Studien, in denen er auch 1617 promovierte. Zu den Fächern gehörten: Mathematik, Physik und Astronomie. Nach der Priesterweihe erfolgte die Schiffsreise nach Lissabon.
Der Grund war, dass an die Akademie ein Gesuch aus China, mit der Bitte um Entsendung wissenschaftlicher Gesandter, die einige Jahre zuvor, an den Römer Matteo Ricci gerichtet worden war, dort gekommen ist.
Das Intellekt des Geistlichen Schall von Bell muss schon enorm gewesen sein, denn auf dem Weg zwischen Goa und Macao (beide seit einiger Zeit zu Portugal gehörend) lernte er schon fleißig Mandarin, damit er schon 6 Jahre später nach seiner Ankunft 1623 die Bibel in diese Sprache übersetzen konnte! Das muss man erst nachmachen können!
In den Folgejahren ist auch von wissenschaftlicher Arbeit bestimmt, in denen Johann
Adam zahlreiche Forschungen im Bereich der Berechnung der Sonnen- und Mondfinsternisse verbrachte. Interessant zu wissen ist auch, dass er eine Kalenderreform nach europäischen Vorbild ebenfalls angestrebt werden sollte. Weitere Übersetzungen der eigenen Arbeiten ins Mandarin folgten ebenfalls in den Jahren, die er dort verbracht hatte. Ganz schön viel für eine Person! Das sollte nicht erfolglos bleiben!
Der chinesische Kaiser in Peking war so begeistert, dass Johann Adam Schall von Bell 1658 quasi eine Auszeichnung als “Mandarin” erhalten hatte. Das entsprach zu Ende der Mingdynastie der Funktion eines Ministers in Europa. Das kann man nicht hoch genug einschätzen.
Doch mit der Gunst am Kaiserhof ist das so ‘ne Sache: wenn der eine tot ist, kommt der nächste, nicht immer zum Vorteil einer bestimmten Person, wie in diesem Fall diesen gelehrten Gesandten!
Das lag daran, dass die moslemischen Herrscher den Christen gegenüber weniger “Gegenliebe” brachten als der Vorgänger. Es ging so weit, dass er des Hofverrates für schuldig befunden wurde und eigentlich zum Tode verurteilt werden sollte! Die Strafe wurde zum Glück ein Jahr später 1665 aufgehoben!
Man kann es als ein Wink des Schicksals deuten, dass sein Leben 1666 am 15. August zu Ende ging... Es ist erstaunlich, dass noch bis heute sein Name in Peking präsent ist, auch wenn der Besuch seiner letzten Ruhestätte nur mit besonderer Genehmigung (wenn überhaupt) möglich ist!
Der Grund, dass es heute dennoch wenigen vergönnt ist dies zu bestaunen, liegt drin begründet, dass es sich auf dem Gelände der “Kaderschule der kommunistischen Partei”, wie es im Internet steht. Die Inschrift, soweit man sie lesen kann, weist ihn als “Meister der Geheimnisse des Himmels”, die wie ein Eingeständnis seiner "Feinde" klingt.
Wenn man denkt, dass es der erste Denkmal auf dem Kölner Boden gewesen ist, dem sei gesagt, dass es anders gewesen ist. Bis zum 2. Weltkrieg stand eine Büste des geschätzten Gelehrten, aus dem 19. Jahrhundert, am Eingang des von mir beschriebenen Wallraf-Richartz-Museums, das an den berühmten Sohn der Stadt erinnerte, der wie kein anderer die Beziehungen dieser beiden Kontinente geprägt hatte. Dem, wie keinem zuvor oder danach, diese Ehre zuteil geworden ist.
Auch heute wird in verschiedenen Stiftungen, die seinen Namen tragen, geehrt, die Wegweisend sein sollen für die deutsch-.chinesische Zusammenarbeit Pate stehen.
Diese weiße Marmor-Skulptur wurde anlässlich des 400. Geburtstags des Dargestellten in der Werkstatt von Carlo Wloch, im Jahre 1992, im Auftrag der Deutschen Chinagesellschaft e.V. errichtet. Unten drunter auf der von mir fotografierten Tafel kann man die einzelnen Stationen seines Lebensweges nachlesen.
Sie steht neben der Menoritenkirche, wo sich früher der Franziskanerorden befunden hatte (Beitrag folgt noch). Als der Ausführende Künstler wird Werner Stötzer (1931-2010) genannt. Der im thüringischem Sonneberg geborene Bildhauser studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden bei Eugen Hoffmann und Walter Arnold, wo er auch in den Jahren 1954 - 1958 promovierte, war ein freischaffender Künstler, seit der genannten Zeit, in der damaligen DDR gewesen. Seine Arbeiten wurden bis in die 80-er Jahre zahlreiche Preise erhalten hatte.
Seit 1987 war er in Ostberlin auch als Kunstprofessor berufen worden. In diese Zeit fallen die ersten Einzelausstellungen in den westlichen Nachbarländern u. a. in Österreich und W-Deutschland. Am 22. Juli 2010 stirbt Werner Stötzer nach schwerer Krankheit in Altlangsow/Oderbruch.
Wenn man sich die Skulptur betrachtet, wirkt sie unvollständig, ja roh aus. Nur wenige Details sind ausgearbeitet. Die Hände sehen überproportioniert aus, im vergleich zum restlichen Korpus. Der hintere Bereich ist ausgehüllt. Auch das Gesicht kann man nicht als vollständig betrachtet werden.
Aus den eben erwähnten Gründen kann ich mich mit der Arbeit nicht “anfreunden”, denn es erinnert mich eher an eine Figur aus dem Kinderprogramm und nicht an den hervorragenden Wissenschaftler. Trotz allem finde ich, dass 2 Sterne gerechtfertigt sind![verkleinern]