Der „Württemberger Gedenkstein“ in Dennewitz (ca. 55 km südlich von Berlin und 6 km südwestlich von Jüterbog) ist weder besonders groß noch architektonisch sonderlich beeindruckend und doch stellt er auf dem Dennewitzer Schlachtfeld etwas einzigartiges dar. Es ist nämlich das einzige Denkmal, daß an einen der Gegner Preußens in der Schlacht bei Dennewitz vom 6.9.1813 erinnert, sieht man einmal von einer erst 2013 an der Kirchhofmauer angebrachten Gedenktafel für die gefallenen Sachsen... weiterlesen
ab.
Ursprünglich stand der 1897 errichtete Gedenkstein ca. 2 km weiter nördlich von Dennewitz in der Nähe von Jüterbog – Altes Lager. 1913 ließen Offiziere der königlich-württembergischen Armee den Gedenkstein umbauen und mit einer neuen Tafel versehen, die die Inschrift:
„Friede ernährt.
Ehre
dem Andenken
tapferer Württemberger
Montag, den 6. Sept. Nachm. 4 Uhr“
trägt und sich auf eine konkrete Situation in der Schlacht damals bezieht.
In den Jahren nach 1945 wurde der Gedenkstein zerschlagen. Aus Anlaß des 185. Jahrestages der Schlacht bei Dennewitz wurde der Stein restauriert und am 6.9.1998 an seinem neuen Standort hinter der Dennewitzer Kirche aufgestellt.
In einer Beschreibung im Internet steht „ … wenige Meter vom Tauentzien-Stein entfernt …“ – na gut, wenn man 150 m als „wenig“ definiert ….
Also: an der Kirche in Richtung Norden und dann bis zum Rondell der Dorfstraße fahren oder laufen.
Die württembergische Division unter General Graf Friedrich v. Franquemont (1770-1842) war, wie andere mit Frankreich verbündete deutsche Truppen, an der Schlacht bei Dennewitz beteiligt. Für die beteiligten württembergischen Regimenter (Linieninfanterieregimenter 1,2, 4, 6, 7, 9 und 10) sind Verluste von über 2.260 Toten, Verwundeten und Vermißten belegt (bei 9.000 Mann Gesamtverlusten der Franzosen und ihrer Verbündeten).
Die Franzosen setzten die deutschen Verbündeten wohl hauptsächlich als Kanonenfutter ein. Gegenüber dem württembergischen Befehlshaber äußerte der französische Befehlshaber Marschall Michel Ney: "Ihr müßt voran, denn es liegt uns daran, daß ihr alle tot geschlagen werdet, sonst werdet ihr ohnehin bald gegen uns fechten."
Wie kam es überhaupt zum Einsatz württembergischer Truppen an der Seite Napoleons? Das Herzogtum Württemberg wurde 1803 zum Kurfürstentum des Heiligen Römischen Reich deutscher Nation erhoben. Nach Verlust bzw. Aufhebung der geistlichen Kurfürstentümer Mainz, Köln und Trier sowie des weltlichen Kurfürstentums bei Rhein (Rheinpfalz) zwischen 1777 und 1803 erhielten 4 neue Reichsfürsten die Kurwürde, allerdings ohne Erzamt, darunter der Herzog v. Württemberg. Damit war der Herzog wahlberechtigt bei der Wahl des römisch-deutschen Kaisers.
Allerdings waren die Tage des Reichs gezählt. Bereits 1805 verbündete sich Herzog Friedrich II. v. Württemberg mit Napoleon. Am 1.1.1806 wurde Württemberg mit Zustimmung Napoleons zum Königreich erhoben und trat im selben Jahr dem von Napoleon gegründeten Rheinbund bei. Der römisch-deutsche Kaiser Franz II. legte die römisch-deutsche Kaiserwürde nieder, das Heilige Römische Reich deutscher Nation war zusammengebrochen.
Als mit Frankreich verbündeter Rheinbundstaat mußte auch Württemberg Truppen für Napoleons Feldzüge stellen, z.B. über 15.000 Mann für den Rußlandfeldzug 1812 (der Oberbefelshaber Kronprinz Friedrich Wilhelm v. Württemberg erkrankte auf dem Feldzug schwer und mußte den Oberbefehl abgeben, nur 300 Mann erreichten die Memel beim Rückzug wieder). Die Württemberger waren an zahlreichen Schlachten beteiligt. Für die Erhebung ihres Landes zum Königreich von Napoleons Gnaden mußte die württembergische Armee einen furchtbaren Blutzoll zahlen.
Fazit: Wie die meisten Dennewitzer Denkmäler kein Ort für Massentourismus, wohl aber für interessierte Geschichts- und Schlachtfeldtouristen. Und ein Erinnerungsort für eine wenig bekannte Seite der Befreiungskriege gegen Napoleon. Da es in Dennewitz keine vernünftige Ausschilderung dieses und der anderen Denkmäler gibt, sollten Gemeinde oder Landkreis vielleicht mal an einer Veränderung arbeiten![verkleinern]