Der heute zur Stadt Pegau gehörende Ort Kitzen (Sachsen / ca. 15 km südwestlich von Leipzig) an der Grenze zu Sachsen-Anhalt ist vermutlich über 1000 Jahre alt. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Kitzen im Jahr 1073 in einer klösterlichen Schrift, in der es um gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen 2 Rittern ging: Wiprecht v. Groitzsch (um 1050-1124) erschlug in diesem Jahr den damaligen Herren auf Kitzen, Friedrich v. Cutze.
Der heute noch gut erkennbare Gutsbezirk in der Ortsmitte geht... weiterlesen
auf das mittelalterliche Gut zurück. Vermutliche handelte es sich damals um eine von einem Wassergraben umgebene Niederungsburg.
Nach dem Tod des neuen Herren auf Kitzen, Wiprecht v. Groitzsch war der Ort bis zur Reformation in kirchlichem Besitz und von 1277 bis 1562 ein Lehngut des Bistums Merseburg. Nach der Reformation gehörte Kitzen bis 1815 zum Kurfürstentum Sachsen (ab 1806 Königreich) und kam nach dem Wiener Kongress 1815 zum Königreich Preußen.
Die Lehnsherren/Rittergutsbesitzer wechselten häufig: v. Hacke (bis 1300 – 1488), v. Draschwitz (bis 1578), erneut v. Hacke (bis 1716), v. Dieskau auf Knauthain (bis 1789) … und so weiter.
Ab 1854 war das Rittergut im Besitz wohlhabender bürgerlicher Personen. Letzter Privatbesitzer war die Familie Laue. Sie wurden 1945 von der Sowjetischen Militäradministration enteignet, nachdem die US-amerikanischen Besatzungstruppen entsprechend der alliierten Vereinbarung über die Besatzungszonen in Deutschland aus der Leipziger Gegend abgezogen waren.
1000 Jahre alt ist das Schloss/Herrenhaus allerdings nicht. Zwar gab es schon im Mittelalter einen Herrensitz, aber der brannte im Januar 1695 zusammen mit dem „Edelhof“ genannten Gut durch die Unaufmerksamkeit einer Magd vollständig ab.
Bis 1700 ließ der damalige Lehnsherr Caspar v. Hacke den Edelhof wieder aufbauen. Als Herrensitz ließ er sich ein kleines Barockschloss nach Plänen eines heute nicht mehr bekannten Architekten errichten. Auch wurde der Wassergraben zugeschüttet und an dessen Stelle ein Park angelegt.
Nach verschiedenen anderen adeligen und bürgerlichen Besitzern erwarb 1909 der Unternehmer Max Laue das Rittergut und ließ das Schloss ab 1910 nach Plänen der Architekten Theodor Lehmann und Gustav Wolff (1858-1930) zu einem Herrenhaus im Stil vom Anfang des 20. Jahrhunderts umbauen.
Max Laue’s Tochter Gisela wurde wie andere Großgrundbesitzer 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht enteignet. Das Schloss diente zunächst als Notquartier für Kriegsflüchtlinge und Vertriebene.
Das Schloss wurde ab 1948 der örtlichen „Maschinen-Ausleih-Station“ (MAS) als Verwaltungsgebäude und der Gemeinde als Kulturhaus überlassen.
Da in der Nachkriegszeit landwirtschaftliche Großgeräte rar waren und sich die kleinen und die Neubauern solche Maschinen auch kaum leisten konnten, befahl die Sowjetische Militäradministration für ihre Besatzungszone die Gründung solcher Ausleihstationen, wo am Anfang zunächst der enteignete Maschinenpark der großen Landgüter zur Ausleihe bereitstand.
Die MAS wurden auch von der DDR weiter betrieben. Nach dem weitgehenden Abschluss der Zwangskollektivierung der landwirtschaftlichen Privatbetriebe in der DDR und deren Einbringung in die örtlichen LPG’s (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften) wurden die MAS 1964 in die „Kreisbetriebe für Landtechnik“ (KfL) überführt. Diese KfL dienten dann der Reparatur und Wartung von Landmaschinen.
Bis 1989 diente das Schloss/Herrenhaus Kitzen dann dem örtlichen KfL als Verwaltungssitz und weiterhin als Gemeindekulturhaus.
Nach der Wiedervereinigung wurde das Schloss 1990 der Gemeinde Kitzen übereignet, die es als Rathaus sowie weiter als Kulturhaus nutzte.
1992/93 ließ die Gemeinde das Schloss sanieren.
Mit Eingemeindung von Kitzen in die Stadt Pegau endete 2012 die Selbstständigkeit von Kitzen als Gemeinde. Das Schloss ist seither Außenstelle der Stadtverwaltung Pegau für den Ortsteil Kitzen und Bürgerhaus.[verkleinern]