Seit mehr als einem Jahr lebe ich glücklich und zufrieden im Dürerkiez. Das ist eine eigene, kleine Welt mitten im trubeligen Berlin, nicht direkt eine ländliche Idylle, aber eine Gegend, in der man ruhig wohnt und wo verhältnismäßig wenig los ist - zumindest im Vergleich zur Yorckstraße, wo der aufmerksamste Ehemann aller Zeiten und ich viele Jahre gelebt haben. Hier im beschaulichen Friedenau läuft das Leben deutlich gemächlicher als in Kreuzberg, es gibt viel weniger Autoverkehr, und... weiterlesen
vielleicht überträgt sich die Stille in den kleinen Straßen mit ihren vielen Bäumen und den hübschen Vorgärten auf den Geisteszustand der Menschen, die hier viel weniger hektisch sind als an der Yorckstraße. Man kennt sich, man trifft sich beim Einkaufen und an der Bushaltestelle. Und man pflegt hier etwas, das sonst in Berlin beinahe ausgestorben ist: Man hält Schwätzchen.
Kaum waren wir frische Friedenauer, haben wir uns sofort wohlgefühlt und mit allen Schwätzchen gehalten: im Supermarkt, in der Apotheke, im Blumenladen und im Buchantiquariat. Überall kamen wir ins Gespräch. Ein wichtiges Thema dabei war das Benefizkonzert, die ganze Nachbarschaft redete von der Nathanaelkirche und vom Diakonieladen, und ich dachte: Komisch, sind die hier alle religiös? Ist doch merkwürdig, dass ein Benefizkonzert - ein Gospelchor sang - hier so für Furore sorgt. Wahrscheinlich ist hier sonst nix los, dachte ich, und da freut man sich über jedes kleine Ereignis ... Aber schnell merkte ich: Der Diakonieladen ist eine Einrichtung, die von allen Nachbarn unglaublich geschätzt wird.
Bei der nächsten Gelegenheit war ich auf der Webseite und gleich darauf stand ich im Laden und - jawoll - hielt Schwätzchen mit einer Mitarbeiterin, die so lieb und freundlich und kompetent war, dass ich sofort verstand, warum der Diakonieladen so einen guten Ruf hat. Hilfe zur Selbsthilfe ist das Motto. Neben der Versorgung von Bedürftigen aus den umliegenden Kiezen, aber auch aus ganz Berlin mit Kleidung, Möbeln, Lebensmitteln und Haushaltsgegenständen wird hier auch Unterstützung in Rechtsfragen und beim Ausfüllen von Formularen geleistet. Kleiderspenden, gut erhaltenes Geschirr, auch Möbel sind immer willkommen.
Es dauerte nicht lange, und ich brachte ein paar Sachen vorbei, die sich infolge des Umzugs angesammelt hatten: Garderobe und Hausrat. Eigentlich wollte ich alles auf dem Flohmarkt verkaufen ... Inzwischen sammle ich, auch bei Freunden, und packe Kisten für den Diakonieladen. Bald ist der nächste Besuch fällig.
Auf der sehr informativen Webseite findet man zusätzlich Hinweise auf Veranstaltungen: Basare, Konzerte und Trödelmärkte - natürlich alles zugunsten von Bedürftigen. Und im August ist wieder das jährliche Gospelkonzert in der Nathanaelkirche![verkleinern]