Hirsau, ein Stadtteil von Hermann Hesses Geburtsort Calw, liegt im Nordschwarzwald.
Wer sich selbst ein Bild von den "drei Zeitzeugen" machen möchte: die Figurengruppe steht unter freiem Himmel, direkt an der B 463, ist also leicht zu finden. Zum Betrachten biegt man ab auf den Parkplatz P2 direkt vor bzw. hinter den Kunstwerken.
Wie der Titel schon andeutet, handelt es sich um drei Zeitzeugen, die in der langen und wechselvollen Geschichte Hirsaus eine Rolle gespielt haben:
Abt... weiterlesen
Wilhelm von Hirsau:
Beginnen wir in chronologischer Reihenfolge mit der Figur des Abtes Wilhelm von Hirsau, welcher im 11. Jahrhundert lebte und eine bedeutende kirchengeschichtliche Persönlichkeit war. Diesbezüglich verweise ich auf die Erfahrungsberichte der golocal-User grubmard und Blattlaus zum Kloster Hirsau und die ergänzenden Informationen in Kommentaren von user Schroeder. Hier zu lesen:
https://www.golocal.de/calw/kultur/kloster-jagdschloss-hirsau-7YKj/
Der asketische Abt Wilhelm blickt ernst aus dunklen Augenhöhlen aus der Kapuze seiner Mönchskutte. Er trägt fünf im Verhältnis zu seiner eigenen Körpergröße sehr kleine Mönche auf seinen Armen. Das Mönchlein in der Mitte legt zur Erinnerung an das Schweigegebot den Zeigefinger auf seine Lippen.
Der Künstler kommentiert die Figur auf seiner Internetpräsenz wie folgt: "Asket, Gründer und Erbauer, Erneuerer und Bewahrer klösterlicher Selbständigkeit, Zucht- und Bademeister."
General Mélac:
Die zweite Figur zeigt General Mélac, der Hirsau im Jahr 1692 einen unheilbringenden Besuch abstattete. Der französische Feldherr diente unter Ludwig XIV. und erwarb sich einen Ruf als Zerstörer, Plünderer und Brandschatzer. Die Inbrandsetzung und Verwüstung einiger Städte und Schlösser links und rechts des Rheins, unter ihnen das Heidelberger Schloss, gingen auf sein Konto. Auch in Hirsau hinterließ er mit der Zerstörung des Klosters und des Schlosses verbrannte Erde. Peter Lenk stattete folgerichtig die Figur des wüsten Feldherrn mit einer Brandfackel aus.
Die Rockerbraut:
Die dritte Figur zeigt eine aktuelle Zeitzeugin. Peter Lenk beschreibt sie wie folgt: „Rockerbraut: Interessiert sich weniger für Kirchengeschichte und startet durch zu ihrer eigenen Himmelfahrt, frei nach der Leonorenballade von Bürger: '... und hurre, hurre, hopp, hopp, hopp gehts fort im sausendem Galopp, dass Pferd und Reiter schnoben und Kies und Funken stoben...'"
In der erwähnten Leonoren- (oder Lenoren-) Ballade des Dichters Gottfried August Bürger endet der Höllenritt - wie zu erwarten war - mit dem Tod der "Braut".[verkleinern]