Musik kann man hören. Oder genießen!
Mit dem Auto unterwegs leiert das Radio vom Einsteigen bis zum Fahrtziel. Das Meiste, was so aus den Lautsprechern quillt, registriert man gar nicht. Geräuschkulisse, und eigentlich nur um die Verkehrs- und Blitzermeldungen nicht zu verpassen. (Ausnahmen bestätigen die Regel) Andere brauchen da eher belebende Elemente, die einen 2000-Watt Bass- Bumms voraussetzen. Im Rhythmus meines Herzschrittmachers klopft da jemand so heftig , daß selbst noch etliche... weiterlesen
Autos hinter mir die Scheiben schon erzittern, wenn sich der Höhrgeschädigte nähert. (Bei der Bundewehr war seinerzeit Selbstverstümmlung streng verboten!)
Nach meiner persönlichen Empfindung läßt sich so etwas nicht in die Kategorie Genuß eingliedern. Musik genießen braucht eine geeignete Stimmungslage, einen guten Rotwein, den Ohrensessel, Kopfhörer und natürlich die große Sammlung an CD´s und DVD´s. So viel Vorbereitung steigert die Vorfreude, ist aber immer noch Stimmungsabhängig. Wenn die Auswahl getroffen ist, kann es losgehen. Nach wenigen Takten blendet sich die Welt aus. Da interessiert kein Rettungsschirm, Bankenkrise 1, 2 oder 3, Rating-downgrade von ganzen Staaten, Ärger mit der, die oder das, oder daß der HSV schon wieder verloren hat. Wie eine Schutzhülle umgibt mich die Musik. Sozusagen blisterverpackt. Konserve also, in immer gleich bleibender, hoher Qualität.
Die Alternative zur heimischen Musikorgie ist ein Konzertbesuch, Oper oder Operette. Meist sind die Veranstaltungen mit Reisen verbunden. Die “drei Tenöre” führten uns beispielsweise nach Wien, Budapest und Berlin. Aber auch näher an der Heimatadresse gibt es interessante Veranstaltungen. Im Laufe der Jahre bilden sich eindeutige Hitlisten aus. Sei es für Interpreten, Orte oder Komponisten. Wenn der Ort der Veranstaltung, mit einem Interpreten auf der persönlichen Hitliste treffen, ist die Entscheidung eigentlich schon gefallen. Kommt die dritte Komponente dann auch noch dazu, braucht es keine Überlegung mehr. Und genau das war geschehen.
Frau Uffnik blätterte in der Juli – oder August- Ausgabe des ADAC-Magazins. Nanu, seit wann interessiert sie sich denn für Reifentests. Stauprognosen oder Navigationssysteme? Weit gefehlt. Ihr listiger Gesichtsausdruck machte es mir ziemlich einfach zu erraten: sie hatte etwas entdeckt, was uns beide interessieren könnte. Ich kenne den Gesichtsausdruck.
Sie: "KIM""
ich: “ähhh, hä?”
sie: " Wookyung Kim
ich: “oohh! Wo?”
sie: “Dresden” und grinste
ich: “jou!”
sie: “Verdi!” und grinste breiter
ich: “buchen!”
Am 17. August kam ein Schreiben vom ADAC, Frankfurt. Was wollen die denn? “Die” bestätigten die Buchung für eine Musikreise nach Dresden. Ein Arrangement für drei Tage, einen Opernbesuch und ein Konzert in der Frauenkirche. ein geführter Stadtrundgang, Museum, Türckische Cammer, und natürlich auch eine erstklassige Unterkunft.
So saßen wir am 30. September im Auto und fuhren nach Dresden. Ausgerüstet mit den vom ADAC zur Verfügung gestellten Unterlagen. Ablaufplan, Eintrittskarten, Hotelgutscheine, Fremdenführer, Landkarten und und und… Den Stau und gut drei-stündigen Zeitverlust bei Chemnitz, auf der A-4, hatten die Jungs vom ADAC allerdings nicht auf ihrem Plan. Ich eigentlich auch nicht. Wie dem auch sei, den Begrüßungscocktail ließen wir umständlicher ausfallen – dafür schafften wir die Premiere von Verdi´s “Ein Maskenball” Ein grandioses Erlebnis in der Semperoper. Eine Akustik, von der man lange zehren kann.
Danach erwartete uns das nicht minder beeindruckende 5 – Sterne Grandhotel Taschenbergpalais nur wenige Gehminuten von der Oper entfernt. Ein glanzvolles Haus, das keine Wünsche offen läßt.
Am nächsten Morgen, nach ausgiebigem Frühstück, erwartete uns der Altstadtrundgang mit sachkundiger Führung. Besser, als mit unserer Begleiterin hätten wir es wohl nicht treffen können. Hauptberuflich war die stolze Dresdnerin beim Bauamt der Stadt beschäftig. Derlei viele Hintergründe und Daten kann nur ein wirklicher Insider parat haben. Neben den üblichen touristischen Informationen blieb uns die nette Dame keine Antwort auf noch so ausgefallene Fragen schuldig. Zu diesem Denkmal, zum Zwinger, Schloß, Kreuzkirche, Brühlsche Terrasse, Hochschule für bildende Künste, Residenzschloß, Grünes Gewölbe, Türckische Cammer und all die anderen Sehenswürdigkeiten der Dresdner Altstadt. Vielen Dank für die begleitete Exkursion.
Es folgen einige Stunden zu freien Verfügung, bevor abends eine Messe von Johann-Sebastian Bach in der Frauenkirche auf dem Plan stand. Wieder mit ganz hervorragenden Plätzen (1. Reihe, Mitte).
Auf dem Rückweg zum Hotel gab es musikalische Begleitung. Die unvermeidlichen Akkordeons mit einbeinigen Bulgaren hintendran, Studenten oder nicht, die mit Geige oder Flöte versuchten den Passanten noch nen Euro aus der Tasche zu locken. Und da gab es noch ein weiteres Konzert, das allerdings so nicht aus dem Programm hervorging.
[youtube=] http://www.youtube.com/watch?v=TlGKruhrHsw&list=UUACa4kRpqYJoKYgvKJeHFMQ&index=3&feature=plcp
Die Verfremdung ist den drei Nachwuchskünstlern geschuldet, die darum gebeten hatten. (Die magere Tonqualität: ein SR-Foto ist halt keine Video-Kamera)
Eine weitere Nacht in dem wunderbaren Palais. Ein köstliches Frühstück. Ende des offiziellen Programmes. Aber es lag noch ein ganzer Tag in Dresden vor uns. Und das war ausreichend, um den Appetit auf einen weiteren Besuch zu verstärken.
Wir haben eine wunderbare Reise der Oberklasse mit perfekter Organisation und Ausführung erlebt. Ausgezeichnete Programmpunkte und abwechslungsreiche Besichtigung im richtigen Verhältnis. Die allerbesten Plätze bei allen Veranstaltungen und ein in Dresden nicht zu toppendes Hotel. Uffniks Rating-Agentur vergibt ein AAA.[verkleinern]