Der Lotharpfad, genannt nach Orkan Lothar wurde 2003 errichtet.
Ich denke mal ,daß sich viele Baden Württemberger noch daran erinnern.
Am 2. Weihnachtsfeiertag 1999 passierte es.
Ich hatte Frühschicht im Krankenhaus, das liegt ein bischen erhöht in der Stadt. Den ganzen Morgen pfiff und heulte der Wind ums Gebäude.
Man schüttelte den Kopf und sagte sich, was für ein Sturm, aber eigentlich dachte man sich nichts dabei.
Mittags holte mich mein Mann mit den Kindern ab, wir waren zum Mittagessen... weiterlesen
bei den Eltern im höhergelegenen Nachbardorf eingeladen.
"Das wird wohl nix", meinte mein Mann, denn schon auf dem Weg zu mir sind die Dachziegel geflogen.
Auf dem weiteren Weg lagen dann ein paar umgestürzte Bäume, sehr schnell waren wir wieder daheim, das erste Mal froh nicht in Waldnähe zu wohnen.
Einige meiner Kolleginnen hatten nicht das Glück, alle die weiter höhenwärts wohnten, durften Doppelschichten einlegen, denn ihr Heimweg war mit umgestürzten Bäumen versperrt.
In den nächsten Tagen erfuhr man dann das ganze Ausmaß des Orkans, der Lothar genannt wurde.
Mit Windgeschwindigkeiten von über 200 Stundenkilometern raste er über BW,knickte die Bäume wie Streichhölzer, es ergab 30 Millionen Kubikmeter Sturmholz und 40 000 Hektar Kahlfläche.
Es war schockierend an unseren Wäldern vorbei zu fahren, nachdem man es zum Teil nach Wochen erst wieder konnte.
Die Schwarzwaldhochstrasse, die von Baden Baden nach Freudenstadt führt, hatte es wegen ihrer Höhenlage, um die 1000m besonders besonders getroffen.
Als die einst vor hundert und mehr Jahren Wiesen nicht mehr als Weideland gebraucht wurden, sind hier Fichten gepflanzt worden, und zu stolzer Höhe, allerdings in nicht sehr stabiler Bodenlage gewachsen.
Schön war es immer, durch den dichten dunklen Wald zu den hier bekannten Ausflugszielen zu fahren.
Nach Lothar war das anders. Plötlich war hier alles hell, man sah Berge und Täler die man vorher nur ahnen konnte, aber zu welchem Preis, an großen Strecken nichts als kahle Baumstümpfe.
Während der Aufräumaktion entstand die Idee des Lotharpfades.
Dieser Sturm sollte nicht vergessen werden, außerdem sollte ein Erlebnispfad entstehen, bei dem man Jahr für Jahr beobachten kann wie sich die Natur wieder von allein entwickelt.
Ein etwa 10ha große Sturmwurffläche wurde nicht geräumt, alles blieb wie es war,die großen Bäume mit ihren riesigen Wurzeln, durften liegen bleiben.
Aus Holz wurden Stege, Leitern und Treppen über das Sturmholz gebaut. In etwa 1km Länge kann man beobachten wie die Natur mit so einem Unglück umgeht.
Schon öfters bin ich in den letzten Jahren dort vorbeigefahren, es ergab sich nie, diesen Pfad zu begehen, aber dieses Jahr hat mich meine Freundin dazu überredet.
Ein großer Parkplatz und eine Bushaltestelle sind direkt davor, der Eintritt ist frei.
Gutes Schuhwerk ist auf jeden Fall notwendig.
Dann geht der Weg auf Holzbrettern los, ein Stück eben, dann eine Leiter über einige riesige Baumstämme hoch, eine kleine Brücke, Leiter runter, wieder eine Stück geradeaus, dazwischen auch mal über einige Steine klettern. Etwa 20 dieser kleinen Brücken, die über die alten toten Bäume führen, gibt es.
Dazwischen kommt auch mal eine Aussichtsplattform. Von hier sieht man weit bis Oppenau, bei klarem Wetter bis zu den Vogesen.
Wenn man gerade nicht auf den Weg aufpassen muß, sollte man nach links und rechts sehen, was ja der Sinn des Weges ist.
Die Natur erobert sich ihren Platz zurück.
Der Boden ist bedeckt mit Heidelbeerbüschen und Farnen, das tote Holz der kaputten Bäume fängt sich an zu zersetzen, ihre großen Wurzeln, in den Jahren ausgewaschen von Wind und Regen ,sind ganz glatt und sehen aus wie Skelette. Aber auch viele neue Bäume sind gewachsen, noch klein, aber sie haben ja Zeit
Es macht unheimlichen Spaß. diesen Weg zu gehen, eine gute halbe Stunde haben wir dazu gebraucht, die Jüngsten sind wir ja auch nicht mehr , leicht angestrengt hat es schon, trotzdem immer wieder gerne.
Am Ende des Weges steht eine Kasse, mit der Bitte um eine Spende.
Die haben wir gerne gegeben.
Es gibt noch viele kahle Stellen an der Schwarzwaldhochstrasse, aber sie werden sich schließen, wenn nicht wieder so ein schrecklicher Sturm kommt.
Ihr findet den Pfad von Freudenstadt kommend nach etwa 20km, von Baden Baden aus kommend nach etwa 35km.
3km vom Schliffkopfhotel entfernt.
Noch ein Tipp, Handtasche im Auto lassen, die hat mich beim Leitersteigen sehr gestört.[verkleinern]