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Ausgezeichnete Bewertung
In früheren Zeiten haben noch stärker als heute die Kirchen das Erscheinungsbild der Ortschaften bestimmt. Auch, wenn die dem Hl. Sixtus in Haltern (am See) aus dem 19. Jahrhundert stammt, gab es bereits mehr als ein Jahrtausend zuvor einen Vorgänger, der überhaupt zu den ältesten im Bistum Münster gehörte! Geschichtlich bleiben für mich einige Jahrhunderte ungeklärt. Durch die dort befindlichen Kunstgegenstände steht sie dennoch in der Folge der einstigen Vorgänger. Die erste urkundliche... weiterlesen
Erwähnung gab es bereits zu Lebzeiten Karls des Großen! In etwa in der Zeit als die vorher genannte Stadt von ihm gegründet wurde und sie und die Gebiete zum Herzogtum Sachsen angehört hatte, wurde ein Weggefährte des Hl. Bonifatius – Luidgar dazu berufen, die „Heiden“ vom Christentum zu überzeugen. 804, so hieß es, wurde eine Kapelle errichtet. Wie lange sie bestand gehabt hatte, konnte ich nicht raus finden. Wichtiger ist aber, was in der heutigen Erscheinung anklang fand, die sich auch durch Bodenfunde nachweisbar ist, jene aus Stein. Im 11. Jahrhundert wurde sie im romanischen Stil errichtet. Dennoch war deren Existenz nicht von langer Dauer gewesen: sie wurde zwar im 14. Jahrhundert zu einer gotischen Hallenkirche umgestaltet. Aufgrund von Baufälligkeit wurde sie (unbestimmte Zeit später) weitgehend abgetragen. Erwähnenswert ist dennoch, dass der Glockenturm in den jetzigen Bau mit integriert wurde.
Bei meinem Rundgang durch das Städtchen habe ich schon über die imposante Erscheinung der Sixtuskirche gestaunt. Sie liegt am Rande des hiesigen Marktplatzes gegenüber des gleichnamigen Brunnens, sowie des historischen Rathauses. Eigentlich habe ich gar nicht damit gerechnet, dass sie an einem Samstag überhaupt geöffnet sein würde! Es war mit jedenfalls einen Versucht wert! Bekanntlich kann man nie wissen, ob sich das lohnen würde. Was soll ich sagen: auch wenn einige der Altäre mir ein wenig kitschig-bunt vorgekommen sind, durch den Kontrast zwischen den weißen Wänden zu den aus roten Ziegeln bestehenden Säulen, wirkte es keinesfalls überladen.
Wenn man das Innere der Kirche betritt, weiß man nicht wohin mal zuerst schauen soll. Was mich ein wenig ins Erstaunen versetzt hatte, dass die zahlreichen Heiligenfiguren nicht nur aus Sandstein gehauen wurden, sondern auch, dass auf jegliche Bemalung verzichtet wurde. In den meisten katholischen Kirchen, die ich kenne, gibt es vor allem in der Nähe des Altares eine Darstellung (falls vorhanden) zu verorten. Hier verhält sich damit ein wenig anders. Sie und ein weiterer heiliger Bischof sind unter der Empore angebracht. Eine weitere Besonderheit scheint aus meiner Sicht, dass die anderen 7 Skulpturen von Frauen stammten. Für gewöhnlich verhält es sich anders herum ;-).
Keine Regel ohne Ausnahmen: die einzige aber sind jene Schnitzarbeiten aus dunklem Holz, die einige Szenen aus dem Leben Jesu mit seinen Jüngern, die man an den Seiten der Predigtkanzel. Von dort aus sind es nur noch wenige Schritte, bis man zu einem kleinem „Kuriosum“ kommt. Was mir bis jetzt nicht bewusst gewesen ist, dass die St. Sixtus Kirche sich seit Jahrhunderten eine beliebte Wallfahrtsstätte gewesen ist. Auch, wenn ich den damit verbundenen Kreuz auf der rechten Seite der dreischiffigen Hallenkirche nicht fotografiert hatte (weil er mir aufgrund der sehr „ausgemergelten“ Darstellung diese gar nicht gefallen hatte :-/) war er es, der dafür sorgte. Es handelt sich um den sog. „Gabelkreuz“, der mit einem verzweigendem Ast vergleichbar ist (durch seine „Y-Form“). Das Stück ist zugleich das älteste, das man in diesem Gotteshaus bewundern kann. Er wurde vermutlich in den Jahren um 1330 bis 1340 aus Eichenholz gefertigt und der Erscheinung nach, soll es sich um eins vom Niederrhein stammen. Mich hingegen haben die oft mit solchen Orten verbundenen Votivgaben in der Vitrine daneben mehr angesprochen. Sie sind Zeugen der Volksfrömmigkeit, die entweder stellvertretend als eine Heilung, bzw. einen besonderen Wunsch oder falls das hinterher eingetreten ist, ein „symbolisches Opfer“, in entsprechender Form, den man hier bewundern kann.
Schauen wir uns nun ein wenig genauer um: die in den Jahren 1874 bis 1885 errichtete Kirche wurde im neogotischem Stil gebaut. Das war notwendig geworden, weil ab der Mitte des Jahrhunderts als die Industrialisierung ihren „Schwung“ aufnahm, ein reger Zustrom an Menschen gekommen ist, die sich dauerhaft in Haltern niederließ. Eins darf dabei, nicht außer Acht gelassen werden: die Mehrheit von ihnen war eng mit ihrer Religion „verwurzelt“. Das hatte wiederum zu Folge, dass die jeweiligen Kirchengemeinden sich ebenfalls über einen großen Mitgliederzuwachs erfreuen konnten. So musste folglich architektonisch in „großen“ Dimensionen geplant und umgesetzt werden! Für den heutigen Betrachter kann es sogar, wie es bei mir der Fall gewesen ist, einen „einschüchternden“ Eindruck machen! Es hat schon eine ganze Weile gedauert, bis ich insgesamt durchschritten habe. Mag sein, dass es deutlich größere gibt aber in einem solch kleinen Ort, wie Haltern es ist, hätte ich es gar nicht vermutet! Nach Jahrhunderten strebten solche Bauten in die Höhe: Mit den Spitzbögen wurde bildlich ans einstige Erscheinungsbild anknüpft. Kenne aber persönlich kein „Vergleichsstück“ aus dem Mitaltalter, bei dem sowohl die tragenden Säulen unverputzt geblieben sind und dennoch gleichzeitig an einigen Stellen farbig gefasst sind. Kann mir vorstellen, dass solche Vorbilder (ggf. in Norddeutschland) gibt aber aus der Entfernung heraus, bleibt es eine Vermutung!
Eine weitere Blickperspektive empfehlt sich aus meiner Sicht, wenn man sich irgendwo zwischen der Kanzel und dem Altar befinden sollte: von dort aus hat man die optimale Entfernung erreicht, um sich die ebenfalls imposante Orgel, die es in St. Sixtus gibt, anzuschauen. In deren Korpus werden jene Formen wiederholt, die man an den Fenstern vorfindet. Das Instrument steht auf einer Empore, die direkt oberhalb des Eingangsbereichs aus dunklen (Eichen?)Holz, wie der Rahmen des selbigen erreicht worden ist. Kann mir vorstellen, dass aufgrund der Gesamtgröße der Hallenkirche eine gute Akustik geben könnte. Wie so häufig konnte ich es selbst nicht miterleben.
Zuerst habe ich gedacht, dass eine solche (scheinbar) schlichte Kirche einen kaum Überraschungen bieten könnte! Wie bis jetzt berichtet, gibt es einiges, was in einem solchen Kontext dennoch dafür sorgt. Für gewöhnlich achtet man weniger auf den Boden, den man nicht nur buchstäblich mit den Füssen tritt ;-). In solchen Details zeigt sich, dass man auch auf solchen sein Augenmerk legen kann! Bei betrachten meiner Fotos hatte ich den Eindruck gehabt, dass sie aus unterschiedlich farbigen Steinen (sieht jedenfalls nach Marmor aus) bestehen würde. Es ist in geometrischen Mustern (Rauten, Quadrate und Rechtecke) verlegt worden. Dazu konnte ich keine weiteren Details über diese Tatsache finden können. Das gleiche gilt auch für den Silberleuchter, den ich zuerst hier eingestellt habe. Dieser hat mir besonders gut gefallen! Das gilt auch für den barocken Epitaph mit der Darstellung einer Pietà. Sie soll an Wilhelm Anton Goswin von Galen (den Nachnamen sollt ihr euch merken, denn er wird in einem der nächsten Beiträge eine Rolle spielen :-) ) erinnern und von dem Bildhauer Johann Wilhelm Gröninger zugeschrieben sein, der ihn 1710 erschaffen hatte.
Bei weißen Flecken, wie dieser es bisher war, ist eine solche Darstellung meiner Meinung nach mehr als angebracht. Was ich noch erwähnen möchte, dass das Anfangs beschriebene Kreuz auf dem 83 Meter hohem Turm aufgegriffen wird. Ob das nur zu besonderen Anlässen dort zu sehen ist, konnte ich ebenfalls keinen weiteren Verweis finden. Das gleiche gilt für die allgemeinen Öffnungszeiten und ob ich selbst „Glück“ gehabt haben könnte, dass es der Fall gewesen ist! Sollte man die Stadt ansteuern, soll man sich die Sixtus Kirche auf sich wirken lassen, wie ich es selbst gemacht habe! Nur ausschließlich für diese interessante Kirche alleine lohnt sich der (ggf. lange) Weg nicht...[verkleinern]