Moin moin
Viele Nichthamburger fragen sich jetzt, wer war Henning Voscherau? Was hat er in Hamburg gemacht, dass man seine Grabstätte hier beschreibt?
Henning Voscherau (*13.08.1841- +24.08.2016) war ein geachteter Sozialdemokrat in Hamburg. Er entstammte einer Schauspielerfamilie. Sein Vater Carl Voscherau war Schauspieler im Thalia Theater, Ohnsorg Theater und Synchronsprecher.
Nach seinem Abitur studierte er Rechtswissenschaften und wurde Rechtsanwalt und Notar. Mit seiner... weiterlesen
Ehefrau, der Apothekerin Annerose wohnte er in der Lagerlöffstrasse. Sie bekamen drei Kinder.
In den Jahren 1988 bis 1997 war er Erster Bürgermeister in der Freien und Hansestadt Hamburg. Er führte in dieser Zeit drei Senate (Voscherau I, Voscherau II und Voscherau III). Nachdem die SPD bei der Bürgerschaftswahl 1997 nur noch 36,2 % der Stimmen erhielt, schob er medienwirksam seinen Sessel vor das Rathausportal und teilte mit, dass er nicht wieder zur Wahl des Ersten Bürgermeisters antreten werde.
Ab 2011 führte er mit seinem Sohn als Rechtsanwalt und Notar eine Bürogemeinschaft.
Ich lernte Henning Voscherau September bis Oktober 1987 kennen, als ich ihn schützen musste. Er und seine Frau waren immer sehr freundlich und hilfsbereit zu uns. Da er ein hochrangiger SPD Politiker war, musste er geschützt werden und man baute ihm in dieser Zeit schusssichere Fenster ein.
Weil es nachts oft kalt war, brachte uns seine Frau heissen Tee, Studentenfutter und Kuchen zum Objektschutzfahrzeug. In der Zeit wurden diverse Hamburger Senatoren bewacht mit Stufe 3 (einmal stündlich) bis Stufe 5 (fester Posten).
Später ist es ruhig um ihn geworden, denn er arbeitete als Rechtsanwalt und Notar. Sein Amt als Vorsitzender der sogenannten Mindestlohn-Kommission, musste er im April 2015 allerdings aus gesundheitlichen Gründen abgeben.
Am 24.08.2016, drei Wochen nach seinem 75. Geburtstags verstarb es im Kreise seiner Familie an den Folgen eines Hirntumors. Das war auch der Sterbetag seines Vaters Carl Voscherau.
Wie auch schon bei Helmut Schmidt, der keinen Staatsakt in Berlin haben wollte, wollte Henning Voscherau seine Trauerfeier mit Freunden und Weggefährten in Thalia Theater begehen. Es war die Wirkungsstätte seiner Familie (Carl Voscherau und Walter Voscherau, der unter dem Namen Walter Scherau auch im Ohnsorg Theater wirkte). In seiner Rede sagte Eggert Voscherau, der Bruder von Henning Voscherau, dass sich nun der Vorhang zum letzten Mal senke.
Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Ohlsdorfer Friedhof Kapelle 8 und sein Grab liegt direkt neben Wolfgang Borchert. In unmittelbarer Nähe befinden sich auch noch die Grabstätten von Hellmuth Karasek, Richard Ohnsorg, Gründer des Ohnsorg Theaters, Henry Vahl und Edgar Bessen, Urgesteine des Ohnsorg Theaters.
Ebenso, wie ich mich vor Helmut Schmidt verneigte, verneige ich mich auch vor Henning Voscherau. Möge er in Frieden ruhen und nun von oben Regie führen.
Für die Hamburger wird er auch unvergessen bleiben.[verkleinern]