Tja die App kann einen vor Probleme stellen, die man ohne NIE gehabt hätte! Vor wenigen Tagen, als wir erneut Herford besucht haben, ist der (einigen bekannte) Beitrag über den "Turnvater Jan" "verschütt" gegangen! Ohne, das man darauf hingewiesen wird, war die Adresse statt nur geändert, komplett weg gewesen :-/! Finde es schade, dass meine Fragen an die Techniker bei golocal seitdem unbeantwortet blieben :-((((. Da mir dieser Bronzebild so gut gefällt, möchte ich es erneut vorstellen! Zum... weiterlesen
Glück habe ich eine Kopie auf dem Rechner, die nun (ggf. erneut) gelesen werden kann! Viel Spaß dabei :-)!
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ursprünglicher Text
Heutzutage ist es “out”, wenn man sich als ein Spotrmuffel bekennt. Man gilt als träge, faul oder gar undiszipliniert. An allen Ecken und Enden “sprießen” Fitnesskurse, -Center etc. hervor, sodass man den Eindruck gewinnt, dass der sog. “Innere Schweinehund” eine Erfindung dieser Branche wäre. Bekannter Weise haben sich die Vorlieben in der Vergangenheit geändert und der Dargestellte hat dazu beigetragen!
Das Motto von „Turnvater“ (Friedrich Ludwig) Jahn (* 11. August 1778 in Lanz (Prignitz) - 15. Oktober 1852 in Freyburg (Unstrut)) lautete “frisch, fromm, fröhlich, frei” und diesen Spruch kennt man heute noch, auch wenn der Hintergrund den mesten unklar sein dürfte. Diesen prägte er, als 1811 den ersten Turnpltz in Berlin für die Allgemenheit zur Verfügung gestellt hatte. Durch diese Maßname macht Jahn das Turnen populär. Zu den Geräten, die auf diesem und später weiteren Plätzen zu finden waren, gehörten Barren, Reck und Hanteln. Es war der Anfang einer Bewegung, die zu Gründung zahlreicher Vereine geführt hatte.
Wenn man denkt, dass alles sehr gradlinig verlaufen ist, das war es nicht der Fall. In den Jahren 1814-17 gab es bereits ca. 12.000 Turnmitglieder in 150 Ortsvereinen. In der Vergangenheit, sowie auch heute hat jeder “Trend” nicht nur seine Befürworter, sondern auch Gegner. Der deutliche Unterschied besteht vor allem in der Art mit der die andere Seite sich zu positionieren versuchte.
Es ist nicht einfach die verschiedenen Vorkommnisse zusammen zu fassen, die zum völligem Verbot der Vereine für etliche Jahrzehnte geführt hatte. Die studentischen Bewegungen spielen da schon eine große Rolle, sowie der Drang nach der von Jahn geforderten Freiheit. Manchmal ist ein Wort bereits zu viel. Das 19. Jahrhundert war geschichtlich eine wechselvolle Ära, in der nicht nur die alte Ordnung des Hochadels ins Wanken geriet, als auch die gebildete Bürgerschicht mehr Mitsprache forderte.
Mit der Französichen Revolution, die den Stein ins rollen gebracht hatte, gab es neue Denkanstöße, die sich, vor allem in den besetzen Teilen Deutschlands (auch wenn es zu dem Zeitpnkt noch ein “Flickenteppich” gewesen ist) rasch verbreiteaten. Ein Mensch muss immer im Kontext seiner Zeit gesehen werden. Die von Friedrich Jahn initiierte Bewegung war als eine Art Wehrertüchtigung im Kampf gegen Napoleon gedacht. Mit den Jahren aber entbrannt eben der Streit, der zum Vebot der Vereine geführt hatte.
Die Frage ist schon wichtig in dem Zusammenhang: haben die Gegner recht, gehabt als sie ein Umdenken forderten, wenn es drum ging, wer für die jungen Männer (und ihrer körperlichen “Fitness” verantwortlich sei. Sie forderten (vor dem preußischem König), dass dies ausschließlich dem Militär vorbehalten bleiben soll, dier zu tun. Die Konsequenz war eben, dass der König Friedrich Wilhelm III. von Preußen in den Verbindungen potentielle Unruhestifter gesehen hatte, die gegen die “natürliche Ordnung” sich aufgelenht hatten.
Dieser Streit hat sogar einen eigenen Namen: “Turnersperre” oder “Turnverbot”. Die Verbindungen wurden per Erlass vom 2. Januar 1820 verboten. Die logische Konsequenz war, dass die bereits erwähngten Turnplätze (zuerst in Berlin und Breslau) geschlossen wurden. Der “geistige” Vater - Friedrich Ludwig Jahn ist ebe nfalls eine Figur in der ganzen Problematik: sein tun galt in Berlin, wo er zu der Zeit lebte, als Verdächtig. Sein politischen Engagement führte 1819 zur seiner Verhaftung und Verurteilung. Erst 1825 kommt er frei. Das hieß aber nicht, dass mit der Entlassung erneut das machen durfte, wonrach ihm der Sinn stand. Im Gegensatz: weitere Jahre sollten vergehen, bevor in der ihn die Polizei unter Beobachtung behält!
Man kann es Ironie des Schicksals nennen, dass es ebenfalls ein preußischer König - Friedrich Wilhelm IV. 1840 reichlich rehabilitiert hatte. Erst zu diesem Zeitpunkt wurde die Polizeibeobachtung ebenfalls aufgehoben! Darüber hinaus, wurde ihm das eiserne Kreuz, eine sehr hohe Auszeichnung, verliehen. Es ist schon erstaunlich, welche Umwege einem das Leben bereiten kann, wie in diesem Fall!
Die letzten Lebensjahre Jahns sind schnell erzählt: irgendwo ist es eine logische Konsequenz, dass ein Mensch, der wie Friedrich Ludwig sich schon früh mit der Politik beschäftigt hatte, soweit es möglich ist, damit nicht aufhört. So verwundert es nicht, als dass er als Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung in der (von mir beschriebenen) Paulskirche in den Jahren 1848/49 gewesen ist.
1852, wie Anfangs erwähnt, ist der Dargestellte an einer Lungenentzündung verstorben, die heute mit einfachen Mitteln nicht solchen Verlauf gehabt hätte. Das war, meinen Fotos auch der Anlass für die Aufstellung dieses Denkmals in Herford gewesen, genau genommen der 100. Jahrestag dessen. Trotz aller Bemühungen konnte ich keinen Verweis finden, warum die Büste in der Nähe des Flüsschens Werre aufgestellt worden ist. Der einige Verweis ist der Name der Straße, die nach ihm benannt worden ist.
Es war erneut ein Zufallsfund, als wir eine andere Sehenswürdigkeit dort gesucht haben. Die Plastik scheint, aus meiner Sicht älter aus, als sie tatsächlich ist. Schade, dass sie an eine solche unscheinbare Stelle (neben einem Gebüsch) abgestellt worden ist :-(. Vielleicht gibt es, in der von uns zuvor besuchten Bibliothek (zu dem Zeitpunkt bereits geschlossen) mehr Infos dazu. Auch ohne die Kenntnis dieser Details ist es ein umfangreicher Beitrag geworden, der mir schon am Herzen lag, auch wenn nicht alles zu klären gewesen ist... Das sind die Gründe, die zu der Abwertung geführt haben.[verkleinern]