Die Augen sind wie Tore, die man nur zu öffnen braucht, um sich, wenn es nicht sofort ersichtlich erscheint, einen in die Irre führen können. Man läßt sich von dem "schönen Schein" verleiten, der einem sich, wie auf dem sprichwörtlichem "Silberteller" präsentiert wird. Ein kleines Detail kann es, wie es bei dem ehem. Herforder Rathaus es sich verhält, es in die "richtige" Richtung lenken. Doch dazu etwas später.
Die einstige Hansestadt (Beitrag folgt noch) Herford ist aus meiner Sicht ein... weiterlesen
lohnendes Ausflugsziel in OWL. Die kleinen Gassen und die schönen Plätze laden dazu ein sich das ganze aus der Nähe anzusehen. Unter ihnen ist mir der ehemalige Neustädter Rathaus besonders aufgefallen. Es befindet sich an der Ecke der Lübbertstraße zum vorher erwähnten gleichnamigem Platz. In etwa, als der 30-Jährige Krieg noch lange nicht beendet war, hat der Rat der Stadt beschlossen, dass um eine Trennung zu der "Altstadt" zu versinnbildlichen eine eigene Verwaltung mehr als angebracht wäre. Seit dem Jahr 1629, auch wenn es sich "jünger" anhört, ist der Rathausbau nachweisbar. An der Stelle ist es aber bereits damals die 2. "Anlauf", denn das Vorgängerbau ist kurze Zeit nach der Errichtung um 1600 ein Opfer der Flammen geworden. Diese Entscheidung war zugleich ein sichtbares Zeichen der Macht, wenn man bedenkt wie klein die anderen Bauten drum herum gewesen sind (größtenteils jedenfalls). Noch heute hatte ich den Eindruck gehabt, dass es sich so und nicht anders verhält!
Es ist ein Bild, das bei mir Assoziationen an die Weserrenaissance erinnern. Ein lang gestreckte Seite Richtung Neustadtplatz und was für einen gewissen "Waw-Effekt" sorgt, ist definitiv die wunderschöne Faßade. Der Giebel ist voller Details, die man sich genauer anschauen: es sind die kleinen Schnörkel an den Seiten, Wappen und Fensterläden aus Holz, die mehr als auffällig zu bezeichnen sind.
Die Schweifgiebel erinnerten echt an vergleichbare (ältere) Vorbilder, so wie es z.B. in Lemgo oder in Lippstadt. An der Spitze des Gebäudes ziert ein Kreuz, der gas ganze auch ein wenig optisch streckt. Zwischen den beiden Seiten gibt es zusätzlich eine Art "Knopf", der mal wie eine Pyramide aussieht oder wie eine abgeflachte Kugel. Da sag ich bloß: laß die Bilder "sprechen", denn es ist immer besser, als 1000 Worte darüber zu verlieren...
Nun ja, es gibt aber etwas, wie ich bereits Anfangs angedeutet habe, das gegen die Vermutung spricht, dass es im frühen 17. Jahrhundert stammen könnte! Es sind nicht die putzigen Putten, sondern die vakante Darstellung von Friedrich dem Großen, dem König von Preußen! Man kann schon nachvollziehen, dass es sich hierbei nur um ein Zitat der Bauvorbilder handeln kann! Doch ein besonders schönes!
Im Jahr 1988 erhielt der ganze Platz eine "Schönheitskur" verpasst, bei der auch dieses Haus Restauriert und zum Teil ergänzt wurde. Ob die Darstellung vom "alten Fritz" ebenfalls zu diesem Zeitpunkt hinzugefügt wurde, kann ich keine Angaben diesbezüglich machen. Da es sich seit dem späten 19. Jahrhundert in Privatbesitz befindet, konnte ich sonst keine weiteren Details darüber finden. An beiden Seiten des Gebäudes, jeweils im EG sind je ein Geschäft und eine Einkehrmöglichkeit untergebracht. Wenn man nach Herford kommen sollte, dann soll man das ehem. Neustädter Rathaus auf keinem Fall entgehen lassen! Für mich ist es, auch wenn es sich hinterher anders dargestellt hatte, einer meiner Favoriten dort, die kein weißer Fleck bleiben darf![verkleinern]