Sternzeit 20120503-2130, Logbuch der Enterprize Kapt. Kirk,
Die Einzige war beim Optiker, sich eine Brille besorgen. Das Problem: Sie trägt seit jahrzenten Kontaktlinsen - harte. Und um eine Brille anzupassen, müssen die Kontaktlinsen für das präzise Vermessen mind. 48 h nicht im Auge sein. Da die Einzige aber nun mal keine Brille hat - aber sehr starke Gläser bräuchte, müsste die Mutter von drei Kindern 2 Tage völlig hilflos herumsitzen und ins Leere starren. Das geht also nicht. Letzten... weiterlesen
Montag dann der erste Besuch im Laden - und weil der so voll war wie Samstags (Kunststück - Brückentag zum 1ten Mai!), wurde nur eine kurze Beratung draus. Aussage: geht doch mit Kontaktlinsen! Ergo: Besuch für ein andermal (leerer Laden) geplant.
Heute morgen war der Tag. Da der Laden aber erst etwas später aufmacht (9:30?) war meine Frau zunächst noch "schnell" beim DM. Um 10:30 dann der Laden aber (wie immer) schon wieder voll!
Erste Positive Überraschung: man wird an der Tür von einem/er freundlichen Mitarbeiter/in empfangen und nach den Wünschen gefragt. .. Aha Brille und Kontaktlinsen. Leider seien aber alle Tische belegt - man müsse sich gedulden.
Überraschung zwei: in der viertel Stunden Wartezeit kommt alle 5 Min. die Rückmeldung: "Sie werden gleich bedient - wir haben Sie nicht vergessen!".. Das kommt super! Keine Unsicherheit, keine Sorge übersehen zu werden. Der Kunde fühlt sich ernst genommen. Perfekter Service!
Danach: Erläuterung des Sachverhaltes an die Optikerin. "Weiche Linsen?" "Nein, Harte!" "Oh, dann geht das nicht - dann müssen Sie die Linsen 48 h aus haben." "Aber der Kollege hatte doch versichert.." Keine Ausflüchte: "Oh, das tut mir leid. Wahrscheinlich ist er von weichen Linsen ausgegangen, weil man Ihre Linsen kaum sehen kann. Das ist ungewöhnlich"
Darauf meine Frau: "Wissen Sie: ich habe drei kleine Kinder, da kann ich bei meiner Sehschwäche nicht zwei Tage ohne Brille und ohne Kontaktlinsen sein! Wie sollte das gehen .."
Tja.. ernünchterung. Jetzt hat meine Frau eigentlich ein Schulterzucken erwartet und dass man mit dem Problem alleine gelassen würde. Aber nicht hier: "Sie brauchen die Brille also eher als Ausnahme-Lösung?" "Ja, morgens direkt nach dem Aufstehen oder abends vorm Zu Bett gehen. Das ging bisher irgendwie auch so - aber es ist lästig, wenn man nachst halb blind die Windeln wechseln muss oder ein Fläschchen machen soll". "Dann nehmen Sie doch einfach ein kostenfreies Kassengestell und die billigsten Gläser ohne Luxus für 15 Euro. Wenn die dann nicht genau abgestimmt sind, weil wir einen Messfehler machen, haben Sie nicht viel verloren - könnten aber mit DER Brille die 2 Tage ohne Kontaklinsen überstehen - und sich bei Bedarf dann also später eine exakt vermessene Brille machen lassen - und hätte so noch eine Ersatzbrille für den Notfall oder das Auto!"
Boah - ja, das klingt nach einer Superidee! Gesagt getan. Also hat sich die Dame mit meiner Frau die Zeit genommen, den halben Laden nach einem schönen Kassengestell (ja das geht - aber man braucht etwas Geduld) zu suchen.
Als meine Frau dann nach etwa einer Stunde Diskussion, Vermessen und Aussuchen schliesslich noch beiläufig erwähnt, dass das Lesen (als die Nahsicht) Probleme bereitet, darf sie gleich nochmal zum Vermessen dieser Sehfähigkeiten mitkommen. Sie erfährt, dass sich Kurz- und Altersweitsichtigkeit leider NICHT gegenseitig aufheben und dass es besser sei rechtzeitig eine Lesebrille zu besorgen. Das geht auch passend zu den sowieso meist getragengen Kontaktlinsen (kann also sofort vermessen werden). Also nochmal eine halbe Stunde für die Anpassung der neuen Lesebrille.
Dann gibt es da noch die tolle Brillenversicherung (die für uns mit den drei Kleinen sicher sinnvoll ist - denn die letzte Brille meiner Frau wurde das Opfer des mittleren Jungen ... Das kann uns mit der Kleinsten nochmal blühen, wenn dann SIE die Brille in die Finger bekommt.
Fazit: ca. 1 1/2 Stunden Beratung und Verkaufsgespräch für zwei Kassengestelle mit Billigstgläser. Und das ganze mit einer Engelsgedult - als wäre der Laden leer (war er aber nicht!). Auf indivduelle Probleme direkt und Lösungsorientert eingegangen - den Kunden nie alleine gelassen mit "seinen Problemen".
DAS ist professionelles Verkaufen! So würde ich gernauch in meiner Branche arbeiten - und zugearbeitet bekommen!
Vor zwei Jahren - ganz nebenbei - hatte ich mich selbst mit einer Reklamation wegen Kratzer im Glas nach einer Reparatur schon auf eine Diskussion gefasst gemacht - als man mir völlig ohne auch nur mit der Wimper zu zucken erläuterte: klar - das geht so nicht. Wir bestellen das Glas neu - und sobald es da ist, bekommen Sie eine SMS - nach 1 h oder so haben Sie dann die Brille mit dem neuen Glas wieder.
Brille? Fielmann! .. Schade, dass man dort nicht auch Fernseher, Autos, Essen.. .etc. kaufen kann![verkleinern]