'Wat nix koss, dat is och nix', weiß der Kölner Volksmund. Demnach hätte man also gar nicht erst zu dieser kostenfrei zugänglichen automobilistischen Dauerveranstaltung ausrücken müssen. Und das ist natürlich Quatsch. Die zur Eröffnung am 16.06.2018 vom Kölner Stadt-Anzeiger dargereichte Jubelschlagzeile 'Sehnsuchtsort für Autoliebhaber' ist freilich genauso weit von der Realität entfernt. (Ähnliches gilt auch für einige bis ins Lächerliche selbstbewusste oder schlicht verfrühte Textpassagen... weiterlesen
auf der Internetseite des Veranstalters) Die Wahrheit, um die wir uns auf dieser Bewertungsplattform ja alle bemühen, liegt irgendwo in der Mitte.
Doch der Reihe nach: die heftig und offensichtlich noch nicht so ganz fertig modernisierten Räumlichkeiten befinden sich auf dem Areal des ehedem ersten zivilen Kölner Flugplatzes Butzweilerhof, genannt 'Butz'. Dort kam es ab 1911 zu regelmäßigen Flugversuchen und gemeinsam mit dem nahen Luftschiffhafen Bickendorf zu etlichen fliegerischen Pioniertaten. Und darum sind auch die meisten Straßen des ziemlich scheintoten Wohn- Gewerbe- und Baustellengebiets in der unmittelbaren Umgebung nach Heroen wie Hugo Eckener, Richard Byrd, Freiherr von Hünefeld, Bleriot und sogar Ikaros benannt.
Am 16. Mai 1926 (dem Himmelfahrtstag, wie Wikipedia freundlicherweise präzisiert) wurde der zivile Flugbetrieb aufgenommen. Der Aufstieg zum zweitgrößten deutschen Flughafen nach Berlin Tempelhof - mithin zum Luftkreuz des Westens - erfolgte rasant. Die darob im Jahre 1936 neu errichteten Empfangs- und Nebengebäude sind leider nicht ganz frei von monumentaler Nazitektur, aber da gibt es andernorts - auch in Köln - aufdringlicheres. Im und nach dem Kriege wurde die militärische Nutzung intensiviert und 1957 endete mit Eröffnung des Köln-Bonner Flughafens die kommerzielle zivile Luftfahrt auf dem Butz. Sportfliegerei fand noch bis 1980 statt und die letzten NATO Einheiten für Lufttransport zogen sich 1995 zurück. Seither wird das Areal für größere Volksbelustigungen im Rahmen vom Musikfestivals oder auch für eine Hl. Messe unter der Leitung des Bischofs von Rom genutzt. Und das neueste Lebenszeichen erfolgte kürzlich durch den nunmehr zu würdigenden Veranstalter Motorworld.
Kernstück und Anlass ist die Privatsammlung des ehedem Rennrundendrehers, pardon: der Formel-1 Legende Michael Schumacher. Auf der Empore befinden sich insgesamt 16 Geschosse (das Go-Kart wird mitgezählt) vornehmlich italienischer Provenienz. Darunter der orjinal Weltmeister Ferrari von 1998. Die separat vorgeführte 770 PS-Antriebseinheit vermittelt eine zumindest theoretische Vorstellung davon, mit welcher Gewalt die filigranen Kunstwerke über die Rennstrecken der Welt gescheucht werden. För misch wöör dat nix.
Daneben finden sich - reliquiengleich vitriniert - Helme, Handschuhe, Mützen und Funktionskleidung in großer Stückzahl.
Die übrige Sammlung im Erdgeschoss ist recht überschaubar. Viele der hier parkierten Automobile sind zudem Privatbesitz, der zum Verkauf angeboten wird. Daher ist es natürlich auch immer etwas Glückssache, ob hier mal ein Maserati oder Bugatti zu sehen ist, oder - wie gehabt - eine eher banale Ansammlung von Porsches.
Zur Not begibt man sich an die ungünstig spiegelnde und selbstverständlich verschlossene Glasfront des hier ansässigen Lambo- und Bentley Schraubers.
Die auf drei Ebenen zur Verfügung gestellten luftigen Abstellplätze für Privatfahrzeuge waren ebenfalls spärlich besetzt. Auch der Besucherandrang war letzten Sonntag nicht mit den Menschenmassen des Grand Opening (siehe Bebilderung auf der Webseite) zu vergleichen.
Ob sich der zweite Hangar noch mit schönen und edlen Automobilen füllt? Oder bleibt der etwa eine fast unmotorisierte 'Event-Location'? Ob der im Ausbau befindlichen Gastronomie, dem unfertigen Tagungsbereich und dem künftigen Vier-Sterne-Hotel am Orte das grausame Schicksal der Kölner Opernbaustelle (hey! Das wäre ja mal eine Besprechung....) erspart bleibt?
Warten wir's ab. Potential - auch für einen Viertstern - ist sicher vorhanden.
Der verwöhnte Automobilknipser weist erneut darauf hin, dass der Eintritt frei ist und auch bleiben soll.
Gleichwohl eine vorerst etwas gemischte Empfehlung
Mit freundlichen Grüßen, Sir Thomas[verkleinern]