Fährt man auf der Straße der Befreiung in Kienitz (60 km östlich von Berlin, 40 km nördlich von Frankfurt/O) und sieht dann den Panzer, denkt man an das, was manche Landsleute „Russen-Denkmal“ nennen würden, was aber dann doch ein sowjetisches Denkmal für den ersten Brückenkopf der Roten Armee auf dem Westufer der Oder wäre.
Aber weit gefehlt! Vermutlich bildete die Rote Armee auf ihrem Weg Richtung Westen zu viele Brückenköpfe an zu vielen Flußufern um überall Denkmäler zu errichten.
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die DDR manchmal sowjetischer war als die Sowjetunion, baute sich die Gemeinde Kienitz ein militärisches Denkmal mitten in den Ort, um daran zu erinnern, das hier am 31.1.1945 die Rote Armee den 1. Brückenkopf auf dem Westufer der Oder bildete, ganz so, als sei man damals auf der Seite der späteren Sieger selbst dabei gewesen.
Während die UdSSR schon bald nach Kriegsende damit begann, Ehrenmäler vor allem für ihre Gefallenen zu errichten, brauchte es in Kienitz bis zum Jahr 25 nach Kriegsende, bis man sich daran machte, ein Denkmal für das geschichtsträchtige Ereignis vom 31.1.1945 zu bauen.
Die Initiative für das Denkmal ging allerdings nicht von der Staatsführung, sondern von der Gemeinde selbst aus. Als Standort wählte man den Platz, wo das Denkmal für die Kriege 1866 und 1870/71 stand. Dieses Denkmal wurde abgerissen und seiner Stelle das heutige Panzerdenkmal errichtet.
Es besteht aus einem Sockel auf dem ein Panzer vom sowjetischen Typ T-34 steht und einer niedrigen Gedenktafelmauer. Eigentlich müßte der Panzer entsprechend der Stoßrichtung der sowjetischen Truppen in Richtung Westen blicken. Aber dann hätten die Bewohner des gegenüberliegenden Wohnblocks permanent in den drohenden Lauf der Panzerkanone geschaut. Also drehte man den Panzer nach Norden, so daß die Kampfmaschine nun in Richtung des neutralen Schweden zielt!
Auf Initiative des damaligen Kienitzer Bürgermeisters Emil Krüger, der danach nur noch „Panzer-Emil“ genannt wurde, beschloß der Gemeinderat Ende 1969 das Denkmal zu errichten. An der Errichtung der Denkmalanlage arbeiteten Soldaten der NVA und Angehörige der sowjetischen Garnison Kietz (heute Küstrin-Kietz) mit. Der Panzer stammte aus Reservebeständen der NVA und wurde den Kienitzern vom damaligen DDR-Verteidigungsminister Armeegeneral Heinz Hoffmann zur Verfügung gestellt. Am 24.10.1970 wurde das Denkmal feierlich eingeweiht.
Ein wenig irritierend ist die Inschrift auf der Gedenktafel:
„31. Januar 1945 – Kienitz
Erster vom Faschismus befreiter Ort
auf unserem Staatsgebiet.
Ruhm und Ehre den Kämpfern
der 5. Stoßarmee und der 2. Gardepanzerarmee.“
Dabei hatten die Denkmalplaner wohl leicht die Tatsache aus den Augen verloren, daß „unser Staatsgebiet“ (gemeint ist natürlich die DDR) erst 3 ¾ Jahre nach dem Ereignis aus der Taufe gehoben wurde und daß die DDR nicht von Nazideutschland besetzt war und somit auch nicht befreit werden konnte. Die ersten befreiten deutschen Orte lagen viel weiter im Osten.
Diese Inschrift führte nach der Wende auch zu kontroversen Diskussionen. Einige wollten das Denkmal wieder abreißen, andere die Inschrift entfernen, wieder andere sprachen sich für den Erhalt des Denkmals aus. Auf Grundlage der Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes von Bundespräsident Richard v. Weizsäcker, in der dieser den Tag der deutschen Kapitulation als Tag der Befreiung anerkannte, entscheiden die Bürger von Kienitz, das Denkmal an seinem Standort und mit seinem DDR-Aussehen zu belassen. Zusammen mit dem Kriegerdenkmal 1914-1918 und dem Ehrenmal für alle Opfer des Krieges 1939-1945 bildet das Panzerdenkmal seit 1999 das Kienitzer Gedenk- und Erinnerungsareal.
Zum 70. Jahrestag der Brückenkopfbildung (2015) wurde das Denkmal saniert und es wurden umfangreiche Infotafeln zu den Geschehnissen vom 31.1.1945 sowie zur Geschichte des Denkmals aufgestellt. Als mißlungen möchte ich den neuen Anstrich des Panzers bezeichnen. Zum einen fehlt der bei sowjetischen Panzern übliche rote Stern am Turm. Zum anderen habe ich noch nie ein historisches sowjetisches Militärfahrzeug mit solch einem durchfallfarbenen Anstrich gesehen. Keine Ahnung, ob das NATO-oliv ist oder ob irgendwo ein Bottich Farbe rumstand, die irgendwie an Militär erinnerte.
Noch kurz was zum Panzer T-34
- Mittlerer Panzer aus sowjetischer Produktion, gebaut von 1940 bis 1958
- Je nach Ausführung 4 bzw. 5 Mann Besatzung
- Länge 6,75 m / Breite 3 m / 2,60 m / Gewicht 31 Tonnen
- Bewaffnung je nach Variante 1 Geschütz 76 mm oder 85 mm und ein MG 7,62 mm
- Antrieb Dieselmotor mit 500 PS
- Geschwindigkeit 55 kmh
- Reichweite bis 465 km
- Panzerung 45 bis 90 mm
Fazit: Ein Denkmal seiner Zeit, daß an ein wichtiges Ereignis in der Endphase des 2. Weltkrieges erinnert. Gute ergänzende Informationen vor Ort.[verkleinern]