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Ausgezeichnete Bewertung
In den letzten Monaten sind (sicherlich nicht nur bei mir) etliche Adressen dauerhaft geschlossen worden. Im Gegensatz zu anderen Portalen werden diese nicht in dieser Form gekennzeichnet… Je mehr man schreibt, desto höher kann eine solche Anzahl ausfallen! Heute ist es aber so weit: nach über 5 Monaten kann ich erneut einen weiteren Favoriten als meinen 2650. Beitrag vorstellen! Noch bevor man die Umzäunung des Schwetzinger Schlosses erreicht hatte, steht davor diese ungewöhnliche, ja lustige... weiterlesen
Skulptur davor! Carl Theodor von Pfalz Sulzbach ist der Dargestellte. Zu seinen Lebzeiten würde es sicherlich einen Skandal auslösen. Die Zeiten ändern sich und mit ihnen auch die Sicht auf bestimmte Dinge. Habe lange danach gesucht, ob es im späten 18. Jahrhundert juristisch eine (ggf. hohe) Strafe auf Majestätsbeleidigung gegeben hatte. Die wenigen Verweise bezogen sich auf spätere Epochen und nicht auf diese!
Als Azubine habe ich mir im Ausland eine CD gekauft, auf der ein Mann sehr nachlässig gekleidet war. Was ich im Rahmen meiner Recherchen herausgefunden habe, dass es sich um keinen geringeren, als den Bauherrn um den besagten Kurfürsten gehandelt hatte! Wenn man sich seine Vita anschaut, wird man feststellen, dass der junge Prinz eigentlich aus einer unbedeutenden Nebenlinie der Fürsten von Sulzbach stammte. Der in der Nähe von Brüssel geborene Spross erbte im Laufe seines Lebens mehrere (zum Teil sehr große) Gebiete. Die ersten leider bereits im Knabenalter, weil er bereits mit 9 Jahren Vollweise gewesen war. Als Regent war eigentlich sein Vater vorgesehen. Da dieser ziemlich früh verstarb, führte es dazu, dass er ab seinem 10. Lebensjahr in seiner „Lieblingsresidenz“ – Mannheim bei seinem Onkel (und späterem „Schwiegeropa“ ;) ) aufgewachsen war.
Diese Vorgehensweise hatte aber einen Grund gehabt: eine „Sicherstellung des Fortbestandes“ der Dynastie. Sprich, aus „taktischen“ Gründen sollte Carl Theodor seine („ranghöhere“) Cousine Elisabeth Auguste (1721-94) – Enkelin seines „Vorgängers“ Carl III. Philipp von der Pfalz (1661-1742) heiraten. Laut dem, was ich über die beiden Eheleute gelesen habe, war bereits in den Kindertagen absehbar gewesen, dass zwischen ihnen (wie man es heute sagt) die „Chemie“ nicht gestimmt hatte. Schon früh hat sie sich in bis heute erhaltenen Briefen darüber beschwert, dass sie keine „gute Partie“ gemacht hatte, sondern dass dessen Gegenteil der Fall gewesen ist! Laut den Aufzeichnungen hat sie „unter Stand“ (sprich „Wert“) „hergegeben“ wurde! Trotz der gegenseitigen Abneigung kann man sagen, dass sie mehrmals schwanger gewesen ist. Nur eins hat sie bekommen. Leider ist es am gleichen Tag bereits verstorben. Unter den barocken Herrschern war es keine Seltenheit, dass sie sich eine „Gespielin“ zugelegt haben. Mangels ehelicher Kinder hat Carl Theodor in späterem Jahren den Sohn aus einer solchen Beziehung „legalisieren“ zu lassen. Das war zwar ein Versuch, doch es war vorhersehbar, dass das richtig betrachtet, gegen die allgemeinen Gepflogenheiten verstieß, als auch durch eine Gesetzesänderung (1791) eine solche „Erbfolge“ im hohem Adelsstand von vorne hinein ausschloss! Dennoch gibt es etliche Beispiele dafür, dass solche illegitimen Sprösslinge mit (hohen) Adelstiteln bedacht wurden und dadurch ein privilegiertes Leben führen konnten. Das am Rande erwähnt.
Bei dieser Darstellung hatte ich schon auf Anhieb den Eindruck gehabt, dass die Dame nenn dem Kurfürsten eine solche Geliebte sein könnte. In seiner Zeit wäre es dennoch undenkbar oder gar ein SKANDAL gewesen einen Herrscher nur mit seinem Leibchen und Strümpfen in der Öffentlichkeit zu zeigen. Noch gravierender aber ist dass bei der „Liebesdame“ das gleiche gilt! Eine „ehrbare“ Frau würde niemals sich mit einem Mieder zeigen und es galt (noch lange danach) als „unschicklich“ nackte Haut zu zeigen, wie es hierbei der Fall ist! Hinter verschlossenen Türen sah das völlig anders aus (schließlich ohne körperlichen Kontakt würde es keine Nachkommen geben ;) )!
Das (Liebes)Leben ist eben bei solchen arrangierten Ehen weder richtig „planbar“ und erst recht nicht vorhersehbar! Für Carl Theodor war Schwetzingen eine „Spielwiese“, der bevorzugte Rückzugsort, an dem er sich aufgehalten hatte, bevor er 1779 eine weitere Erbschaft angetreten hatte: das Kurfürstentum Bayern. Der (im gewissem Sinne) als „liberal“ geltende Herrscher war dort (im Gegensatz zu den Untertanen in der Pfalz) sehr unbeliebt. Selbst am Hofe galt er als „knausrig“, weil durch seine Bemühungen dort einige Reformen durchzusetzen, eben am Widerstand des Adels gescheitert sind… In welch einem enormen Kontrast steht sein Engagement in der Pfalz aus!
Später wurde ihm ein Vorwurf daraus gemacht aber durch die eigenen Beobachtungen war ihm schnell klar geworden, dass ein relativ kleiner Staat, das das seine es war, keine wirkliche Chance gegenüber mächtigen Nachbarn hatte. So hielt er sich weitgehend von allen kriegerischen Auseinandersetzungen fern. Dadurch konnte er sich seinen Vorlieben widmen. Er galt als ein Humanist, der als einer der ersten Fürsten die Leibeigenschaft auf seinem Gebiet abgeschafft hatte. Seine Interessen waren vielfältig ausgeprägt. Am „sichtbarsten“ am ehesten bei den Prunkbauten, die er in Schwetzingen und Mannheim errichten bzw. nach eigenen Wünschen umgestalten ließ. Darüber hinaus förderte er die Kultur und Wissenschaft. Das letztere in Form einer Sternwarte, wie ich an der passenden Stelle vor mehreren Jahren berichtet habe. Es soll Carl Theodor schwer gefallen sein, sich von seinen beiden Wirkungsstätten zu verabschieden. Das im Gegensatz zu seiner Gattin Elisabeth Auguste.
Selbst in den Adelskreisen gab es (bis es über 100 Jahre später wissenschaftlich erforscht wurde) eine sehr hohe Kindersterblichkeit. Für die Kurfürstin soll das so einen großen Schock ausgelöst haben, dass sie am liebsten ihr Schlafgemach komplett fern bliebe. Das hat sie auch kurze Zeit später dazu veranlasst sich zuerst in Oggersheim, später (nach dem Eingreifen der französischen Truppen) nach Weinheim zurück zu ziehen. Anscheinend aber haben beide mit der ehelichen Treue nicht all zu „ernst“ genommen. Das „Pikante“ an der Sache ist, dass es sogar mehrere gewesen sein sollen. Einer unter ihnen soll sogar ihr eigener Schwager der bayerische Herzog Clemens Franz (Mann der Schwester) gewesen sein, dem sie vor ihrer Hochzeit mit Carl Theodor glühende Liebesbriefe schrieb, die bis heute davon zeugen. Eine weitere wurde zum Skandal, weil Karl Christian Freiherr von Eberstein versucht hatte sie zu erpressen, indem er sich mit Waffengewalt zutritt zu ihren Gemächern verschaffte. Wie sich nach ihrem Ableben herausstellte (nachdem er 30 Jahre im Kerker verbracht hatte) behauptete, dass das Baby von ihm stammen soll! Bei ihrem „Beschützer“ Carl Ludwig Freiherr von Rodenhausen soll sie ein wenig „diskreter“ vorgegangen sein. Dennoch sorgte es für reichlich Gesprächsstoff, weil solcher Tratsch sich sehr schnell weiter verbreitet hatte!
Auch, wenn die beiden je nur einmal (unabhängig von einander) im Rheinland gewesen sind, scheint bei ihm der hier gebräuchliche Spruch „Leben und Leben lassen“ bestens übertragbar zu sein! Trotz das es mehr als offensichtlich war, dass sie kein „Kind von Traurigkeit“ war, was ihre „Romanzen“ betrifft, scheint das unter den Eheleuten zu keinem Zeitpunkt ein Thema gewesen. Es gibt hingegen einige Beispiele, dass ein solcher „Ausrutscher“ bei anderen Frauen in vergleichbaren Positionen zum Teil sehr harte Konsequenzen nach sich gezogen haben: zwischen Verbannung (ins Kloster, Schloss, anderes Land etc.), kompletter Isolation (z.B. kein Kontakt zu den eigenen Kindern haben zu dürfen – falls vorhanden), Einweisung in die Psychiatrie (wegen „abnormen“ Verhalten) bzw. (bei jungen Frauen) sie (wie oben) nach „Hause“ geschickt wurden und eine solche Verbannung als nichtig aufgehoben wurde. Das heftigste, was ich gelesen habe, dass (höchstwahrscheinlich) der jugendliche Liebhaber „spurlos“ verschwand (Mord ohne Leiche wird vermutet). Carl Theodor ließ Elisabeth Auguste „gewähren“.
Zwischen 1762 und 1790 hat er Beziehungen zu 4 unterschiedlichen Frauen unterhalten. Bei diesen Verbindungen zeugte er insgesamt 8 Kinder (unter anderem ein Zwilligspärchen, das das Erwachsenenalter erreicht haben). Welche der „Favoritinnen“ hier genau sich der Bildhauer Peter Lenk ausgesucht hatte, wird sicherlich ein Geheimnis bleiben. Es heißt, dass seine Inspiration bei einem Spruch von Friedrich dem Großen von Preußen gefunden hatte! Mit ihrer Lebensführung standen sie sehr gegensätzlich zu einander. Vielleicht schwingt dort ein gewisser Neid dahinter steckt! Linkt schreibt dazu. „So verhöhnte Friedrich den Karl Theodor als „faulen Kerl und Glücksschwein, das mehr Länder geerbt, als er selbst erobert habe. Wenn dieses Vieh doch sterben wollte, das wäre ein Glück für ganz Deutschland.““ Das 2016 vor dem Schwetzinger Schloss aufgestellte Werk steht in einem gravierendem Kontrast zu den Denkmälern, die zu Lebzeiten des Dargestellten der Fall gewesen wäre. Kein Mann hoch zu Ross mit Rüstung oder vergleichbarem! Stattdessen auf einem Mastschwein! Es ist keine der „Todernsten“ Abbildungen, die es sonst gibt! Man merkt dass es mit einem gewissem Augenzwinkern zu verstehen ist!
Peter Lenk ist für seinen „eigenartigen“ Humor bekannt. Es ist wahrscheinlich, dass ihm eine konventionelle Skulptur ihm zu „bieder“ gewesen wäre! Das kann man von den anderen Darstellungen von ihm keinesfalls behaupten! Wenn man seinen Namen in eine Suchmaste eingibt, wird man feststellen, dass „Provokation“ die harmloseste Umschreibung dafür ist. Zu sehr sind die abgebildeten Personen aus der Politik und den Medien bekannt! Was diese „Schweinerei“ so ungewöhnlich macht, dass es eine Auftragsarbeit gewesen ist! Die Stadt Schwetzingen selbst hat sich ein „Geschenk“ damit gemacht! Auch das ist möglich ;). 2016 wurde 1250. Bestehensjubiläum als Anlass genommen um eine neue Attraktion in diesem Rahmen zu schaffen. Wenn man sich die zahlreichen Fotos im Netz anschaut, machen diese deutlich, wie beliebt das Glücksschwein, wie diese Skulptur eigentlich heißt, ist!
Es steht erhöht auf einem Podest. Das Schwein sieht so aus, als ob es „schlachtreif“ wäre (auf eine solche despektierliche Idee kann nur ich kommen ;) ). Bzw. sagen wir mal „wohlgenährt“. Das Paar sitzt eng umschlungen hinter einander. Die Dame hält eine Art Zügel in den Händen. Beide tragen (wie es damals [noch] Mode war) auf dem Kopf eine Perücke. Ein interessanter Detail ist, dass Lenk bedacht hatte, dass es noch lange üblich war, dass nur der Herr seine Beine an den beiden Seiten des „Reittiers“ platzieren konnte aber eine Dame nur auf einer! Dass das Kleid hochgerutscht ist und die Schüchen nicht für ein Ausritt geeignet wären, deuten eher darauf hin, dass es sich um eine „Schlafzimmergarnitur“ handelt. Ob Orden dazu gehören sei aber dahingestellt! Einfach nur köstlich. Wie der Kurfürst soll man das Leben genießen, sowie dieses lustige Werk! Leider kann ich keine weiteren Ansichten anbieten, weil die Sonne sich direkt dahinter stand.
Es ist erneut extrem lang geworden aber bei einem solchen Favoriten finde ich das als gerechtfertigt![verkleinern]