Erlebnisse mit der Deutschen Post am 9.9.2015
oder
der alltägliche Wahnsinn im Grenzbereich zwischen analoger und digitaler Dienstleistung
Es ist Mittwoch. Wir saßen wie gewöhnlich beim verspäteten Frühstück. Wir hörten durch den geöffneten Briefkasten schwere Post auf den Boden fallen. Ich stand auf, um sie hereinzuholen, und siehe – tatsächlich – die Ulmer Samstagszeitung war endlich dabei. Nur vier Tage Verspätung.
Nach etwa einer halben Stunde fiel mir ein, dass ich etwas aus dem Auto... weiterlesen
holen musste. Als ich zurückkam, sah ich ein übergroßes braunes Kuvert auf den Steinstufen unterhalb des dafür zu schmalen Briefkastenschlitzes liegen. Der Briefträger musste es vorhin hingelegt haben, ohne bei uns zu klingeln. Obwohl September und deutlich Herbstanfang , hat weder ein Windstoß das Kuvert weggeweht noch ein Regenschauer die Kaltnadelradierung von Max Beckmann „Der Ausrufer“, ein Selbstbildnis, beschädigt. Allerdings war das Kuvert mehrfach geknickt. Knicke, die sich selbstverständlich auf das Kunstwerk übertragen haben.
Ich beschloss, mich bei der Deutschen Post zu beschweren und versuchte, im Internet über „Das Örtliche“ eine Telefonnummer zu finden. Dies erwies sich im 21. Jahrhundert als sehr schwierig. Statt einer Nummer bot mir das Telefonbuch im Internet, die Möglichkeit, gratis dort anzurufen. Dazu musste ich nur meine eigene Telefonnummer eingeben. Toll. Funktionierte. Mein Telefon läutete umgehend. Ich nah ab. Nach einiger Zeit meldete sich eine automatische Ansage: „Hallo hier ist die Sprachbox von 0702485563.“ Interessanterweise zeigte das Display des Telefons vor der 7 nicht eine, sondern zwei Nullen. „Bitte sprechen Sie nach dem Ton. Achtung es steht kein Platz mehr zur Aufnahme von Sprachnachrichten zur Verfügung .“
Dieser Vorgang wiederholte sich, so oft ich das Angebot zum Gratisanruf zu nützen versuchte.
Schließlich kam ich auf die Idee, ohne die zweite Null selber, also ohne Vermittlung der Technik, anzurufen. Das half mir allerdings auch nicht weiter. Nach einigen Klingeltönen ertönte dieselbe Ansage.
Ich ließ nicht locker. Schließlich bin ich im Ruhestand. Wer soll sich denn sonst um so etwas kümmern. Die arbeitende Bevölkerung hat dafür ja nun wirklich keine Zeit. Das Örtliche bot noch viele verschiedene Gratisnummern der Deutschen Post , z. B. Deutsche Post Inhaus Services GmbH, Höhenstraße 24, 70736 Fellbach. Ob es jemanden gibt – außer denen, die dort arbeiten, was Inhaus Services sind? Ich jedenfalls habe keine Ahnung, auch mein Duden-Korrekturprogramm kennt das Wort nicht, sondern kennzeichnet es mit einer roten Wellenlinie, aber vielleicht würde ich dort dort einen echten Menschen aus Fleisch und Blut erreichen, mit dem ich in richtigem Deutsch sprechen konnte. Wer weiß, könnte ja sein.
(Ich muss noch erwähnen, wie die Adresse dieser Inhaus Services in meinen Text gekommen ist: Im Zeitalter des Computers und der Textverarbeitung schreibt eigentlich kein Mensch mehr eine Adresse ab, sondern markiert kurz und kopiert. Das funktionierte jedoch schon mit dem Markieren nicht, stattdessen erschien Deutsche Post Inhaus Services GmbH plötzlich unterstrichen. Ich blieb hartnäckig, versuchte trotzdem zu kopieren. Hurra, es ging. Ich konnte die Link-Adresse sogar kopieren und füge sie hier in meinen Text ein: AGhttp://www2.dasoertliche.de//?form_name=detail&id=0843104550149&recuid=PY4HSUAWDYTC47A3JUFL3BHRTH6GN2NSWX7673RZAE&hitno=2&action=58&pagePos=1&dar=1&kw=Deutsche%20Post&form_name=detail&lastFormName=search_nat&ci=G%F6ppingen&recFrom=1&hitno=0&kgs=08117026&backkgs=08117026&zvo_ok=4&orderby=name&ttforderby=rel&buc=2&verlNr=1124&page=78&context=11&arkey=08117026&action=58
Das war allerdings wieder nicht die Adresse, die ich hatte kopieren wollen. Wenn ich also nicht mehrfach zwischen der Textverarbeitung und der Internetseite hin und her wechseln wollte, blieb mir nichts anderes übrig als schließlich mit einem ganz gewöhnlichen Bleistift auf ein ganz gewöhnliches Stück Papier die Adresse meines unerreichbaren Telefonpartners „Deutsche Post Inhaus Services GmbH, Höhenstraße 24, 70736 Fellbach“ abzuschreiben, um diese dann weiter oben und hier einfügen zu können.)
Ich versuchte also, diesen mysteriösen Inhaus Services per Gratistelefon näher zu kommen, da erschien doch in einem neuen Fenster tatsächlich eine richtige Telefonnummer. Noch immer entschlossen, etwas zu erreichen, wählte ich diese. Natürlich – ich hätte es mir denken können - besetzt. Erstaunlicherweise ließ sie sich allerdings problemlos kopieren und hier einfügen (07 11) 58 52 96 17. Wirklich nützen tut mir das jedoch auch nichts. Sprechen kann ich mit niemand.
Bis hierher ging das ursprüngliche Protokoll.
Da ich die E-Mail, bevor ich sie abschickte, erst noch meinem Mann vorlas, erhielt ich beim Versuch, sie zu senden folgende Nachricht.
„Ihre E-Mail wurde aufgrund von Zeitüberschreitung (5 min) nicht gesendet.“
Wie sagen die Jugendlichen heute? – Ver……………………………. kann ich mich selber.
Trotzdem unternehme ich nun einen neuen Anlauf und darf vermutlich gespannt sein ………….[verkleinern]