von Blattlaus
Wer mit der Bahn in Pforzheim ankommt, und die Bahnhofshalle verlässt, dem fällt sofort auf der anderen Straßenseite die tolle Fassade des Hotels Ruf auf.

Noch echt historisch, von Kriegszerstörung fast unbeschadet, mit Fenstern und Balkonen, die mit schmiedeeisernen Ornamenten in Blattgoldbemalung geschmückt sind.

Das Blattgold sollte dem Namen der Stadt als Goldstadt alle Ehre machen.

Im Erdgeschoß waren kleine Lokale und Andenkenläden untergebracht.

Hier stiegen Prominenz und Geschäftsreisende vor , während und auch noch einige Jahre nach Kriegsende ab.

Es war das erste Haus am Platze, gegründet von der Hoteliersfamilie Ruf vor mehr als 100 Jahren.

Aber auch der Zahn der Zeit fing hier an zu nagen.

Viel Prominenz kam nicht mehr mit der Bahn, auch mit Parken war es am lebhaften Bahnhofsplatz nicht gut bestellt, die kleinen Geschäfte im Erdgeschoß fielen den Billigpreisen zum Opfer, so daß der reguläre Hotelbetrieb vor einigen
Jahren eingestellt wurde.

Ein letztes Mal versuchten die Nachfolgebesitzer das Hotel zum einstigen Glanz zu bringen, es wurde nicht mit Blattgold an der Außenfassade gespart, leider hat es nichts mehr gebracht.

Jetzt ist das Hotel zum Wohnheim für Studenten unserer FhW geworden, auch Monteure, die länger ein Zimmer benötigen können hier unterkommen.

Die Bewohner sind mal mehr, mal weniger zufrieden, die Zimmerpreise auch nicht gerade studentenfreundlich.

Die Lage allerdings ideal, fast alle Stadtbuslinien fahren hier ab.

Im Erdgeschoß befindet sich nun ein großes Dönerlokal, die kleinen Lädchen beherbergen Handyshops und Bubble Teas, und noch so einiges, was man in Bahnhofsnähe finden kann.

Ich habe den Abstieg dieses denkmalgeschützten Hauses viele Jahre mit erlebt, immer wieder auf Besserung gehofft, leider umsonst.
Sehr schade, denn Pforzheim hat nicht viele Highlights zu bieten, und dieses schöne Haus wäre sicher bis heute eines geblieben.