Vermutlich gab es in dem 1354 erstmals urkundlich erwähnten Dorf Rathstock (ca. 60 km östlich von Berlin / ca. 20 km nördlich von Frankfurt an der Oder) seit dem Mittelalter eine Kirche. Belege darüber fehlen allerdings, aber Historiker glauben auf Grund der Geschichte anderer Dörfer, die zum Domkapitel Lebus gehörten, dass es auch in Rathstock eine Dorfkirche gab, vermutlich eine Fachwerk- oder Feldsteinkirche oder eine Mix aus beidem.
Die heutige spätbarocke einschiffige Kirche wurde wohl... weiterlesen
ab 1770 von dem damaligen Rittergutsbesitzer aus der Familie v. Burgsdorff, die auch das Kirchenpatronat hatten, erbaut. Eine nach 1945 verlorengegangene Bodenfliese in der Kirche trug diese Jahreszahl. Rathstock war von 1450 – 1808 im Burgsdorff’schen Besitz.
Der Bau wurde als verputzter Ziegel- und Kalksandsteinbau ausgeführt.
Die Inneneinrichtung der Kirche war überwiegend spätbarock, aber Kruzifix und ein Epitaph des 1606 verstorbenen Ernst v. Burgdorff wurden aus der Vorgängerkirche übernommen.
Das Ende der Rathstocker Kirche kam 1945. Wie 50% der Kirchen alleine im Kirchenkreis Seelow wurden auch Rathstock mit seiner Kirche während der Schlacht um die Seelower Höhen zwischen sowjetischen und deutschen Truppen am Ende des 2. Weltkriegs fast vollständig zerstört.
Das Dorf wurde wieder aufgebaut, die Kirche nicht.
Nach dem Krieg waren die Mittel der evangelischen Kirche begrenzt und das Interesse staatlicher Stellen in der Sowjetischen Besatzungszone und später in der DDR am Wiederaufbau der Kirche nicht vorhanden.
Die Ruine der Kirche wurde abgetragen. Nur die Fundamente und ein Turmrest blieben erhalten.
Während der DDR-Zeit wucherte die Ruine und der sie umgebende alte Kirchhof völlig zu. Erst nach 1990 wurde die Ruine beräumt und Maßnahmen zum Erhalt der Mauerreste durchgeführt. Der einstige Kirchhof, von dem noch ein altes großes Grabmal kündet, wurde zum Park umgestaltet.
1998 wurden Ruine und Kirchhof vom Land Brandenburg zum Bodendenkmal erklärt.
Bei meinem Besuch im Juli 2018 war von Park nicht viel zu entdecken. Der Kirchhof wirkte sehr naturbelassen, ebenso der Boden der Ruine.
Im Ort fehlt jeglicher Hinweis auf die Kirchenruine. Am Rand des „Parks“ gibt es allerdings eine arg verwitterte Infotafel zur Geschichte der Rathstocker Kirche.
Der Gang über den von großen, mit alten Bäumen bestandenen einstigen Kirchhof zur Ruine erinnert mehr an eine Querfeldein-Wanderung. Barrierefrei ist das Ganze nicht.
Fazit: Die Kirchenreste sind eine hoffentlich ewige Mahnung an die Schrecken des Krieges, der hier vor über 70 Jahren die Gegend verheerte.
Kirchhof und Kirchenruine haben ein bisschen was Capar-David-Friedrich-haftes.[verkleinern]