Das 1755 gegründete Straßendorf Neutornow (ca. 50 km nordöstlich von Berlin) ist heute ein Ortsteil der Gemeinde Schiffmühle, die sich 1946 aus den Dörfern Schiffmühle, Neutornow und Gabow gebildet hatte.
Gestorben wurde schon immer und so musste mit der Gründung von Neutornow durch Kolonisten aus Hessen-Darmstadt und der Rheinpfalz auch ein Friedhof her.
1769 wurde die Dorfkirche auf einem Plateau an der westlichen Seite der Insel Neuenhagen, einer Landschaft im nördlichen Oderbruch,... weiterlesen
erbaut. Man findet auch die Bezeichnung „Neuenhagener Sporn“ für die Erhebung zwischen alter Oder und dem Westufer der heutigen Oder. Die Dorfbewohner nannten das Plateau seitdem stolz „Kirchberg“.
Rund um die Kirche wurde ein Kirchhof angelegt, der auch damals schon als Friedhof für die Nachbardörfer Schiffmühle und Gabow diente. So ist es bis heute geblieben.
Durch seine Lage am Westhang des Sporns hat der Friedhof den Charakter eines idyllischen Bergfriedhofs. So ganz leicht ist er nicht zu finden, fehlt doch eine Ausschilderung. Es gibt einen Zugang von der Straße aus, neben dem Haus Neutornow 30.
Ein paar Meter weiter gibt es dann noch einen befestigten Fahrweg, der direkt auf das Plateau zum kleinen Parkplatz des Friedhofs führt.
Auf dem Kirchhof gibt es neben der Kirche noch eine kleine backsteingemauerte Trauerhalle, das örtliche deutsche Kriegerdenkmal und eine kleine deutsche Kriegsgräberstätte, wo 7 unbekannte deutsche Soldaten beigesetzt sind, die während den Kämpfen um Neutornow im Frühjahr 1945 gefallen sind.
Große Teile des Friedhofs sind heute aufgelassen. Die ältesten Gräber stammen, soweit erkennbar, vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Viele Grabmäler sind zerstört oder die Inschriften sind im Laufe der Jahrzehnte verwittert oder die Grabstellen sind so zugewachsen, dass man kaum an sie herankommt. Der alte Kirchhofteil ist idyllisch-wildromantisch und ein „Lost Place“.
Im heute genutzten Teil dominieren Erdbestattungen mit gepflegten Einzel- oder Familiengrabstellen.
Einen herausragenden Platz nimmt das Grab des bekanntesten hier Verstorbenen ein. Hinter der Kirche, mit Blick zur Stillen Oder und über das Oderbruch, hat hier Louis Henri Fontane (1796-1867), der Vater des großen deutschen Schriftsteller Theodor Fontane (1819-1898) seine letzte Ruhestätte gefunden. Louis Henri Fontane lebte seit 1855 bis zu seinem Tod in einem kleinen Haus im benachbarten Schiffmühle (siehe golocal „Fontanehaus und Heimatstuben Schiffmühle).
Das restaurierte Grab trägt allerdings von Anfang an den falschen Namen „Hanri“ statt „Henri“. Vermutlich ist der Steinmetz auf die französische Aussprache von „Henri“ hereingefallen. Korrigiert wurde die Inschrift nie.
Theodor Fontane besuchte nachweislich mehrmals das Grab seines Vaters.
Fazit: Schöner, teils wild-romantischer Dorffriedhof.
Zwar gibt es eine Tafel mit einem Gedicht von Theodor Fontane zum Grab seines Vaters, ansonsten fehlt aber jeder Hinweis zur Grabstelle. Dass sich hier das Grab von Fontanes Vater befindet, muss man also vorher wissen.[verkleinern]