Wenn ich größere Mengen Fleisch benötige - etwa für Familienfeiern oder zur Bevorratung, dann fahre ich immer gleich hierher zum ehemaligen Schlachthof.
Geschlachtet wird hier heute nicht mehr - glücklicher Weise. ich erinnere mich noch an frühere Zeiten, als regelmäßig morgens ein widerlicher Gestank den unterhalb Hochbrücke liegenden Schlachthof umwabberte. Da hätte ich hier nichts kaufen wollen und können.
Heute werden hier nur noch vom Schlachthof in Kassel angelieferte Rinder-... weiterlesen
und Schweinehälften zerlegt. Natürlich kann man auch ein halbes Rind oder was schon mal häufiger vorkommt ein halbes Schwein unzerlegt erstehen, aber das würde unseren Bedarf sprengen.
Der Zugang zum fensterlosen Verkaufsraum ist eher unscheinbar. Wenn man den selbst im Sommer eisig kalten Raum betreten hat, steht man vor einer langen Fleischtheke, die mit Plastikwannen unterschiedlicher Fleischstücke, wie z. B. Schweinenackensteacks, Lende , Kotelett, aber auch mit frischen hausmacher Bratwürsten gefüllt sind.
Was vorne nicht vorrätig ist, wird aus dem dahinter liegenden Zerlegeraum bei Bedarf herbei geholt.
Aufschnitt sucht man hier vergeblich. Wurst gibt es, wenn überhaupt in größeren Mengen abgepackt am Stück. Manchmal bekommt man stracke. Die habe ich mal probiert. Sie ist ordentlich, aber haut mich geschmacklich nicht vom Hocker.
Anhand meiner Beschreibung merkt man schon, dass hier alles auf den Großabnehmer ausgelegt ist, wie Metzger und Gastronomiebetriebe Da geht es um Kilogramm und nicht um Gramm.
Vor einiger Zeit holte ich für die ganze Familie Kotelette. Töchterchen brauchte eine Extrawurst in Form eines Schnitzels. Da wurde ich schon ein wenig "scheel" von dem stämmigen Mann hinter dem Tresen angeguckt. "EIN Schnitzel?", fragte er etwas pikiert.
Der Ton hier ist überhaupt etwas rauher ohne das sonst übliche "darf´s denn bittschön noch was sein, die Dame". Das Personal besteht halt nicht aus Fleischereifachverkäuferinnen (omG, welch ein Bandwurmwort), sondern aus Metzgern.
Da kommt es auch nicht darauf an, ob bei 12 bestellten Bratwürsten vielleicht 13 oder sogar 14 in der hellen Plastiktüte landen. Es geht hier nach Gewicht und nicht um Stückzahlen. Bei den günstigen Preisen, die an Großhandel erinnern, ist es mir auch egal, ob eine Wurst mehr oder weniger im Beutel landet. Was nicht gleich verzehrt wird, landet in der Gefriertruhe.
Auch die Sauberkeit ist nicht zu bemängeln. hier wird wohl eher mit dem Kärcher gereinigt als mit dem Putztuch. ;-)
Auch wenn es nicht sonderlich appetitlich klingt und man seinen Einkauf womöglich erledigt, während etwa eine Schweinehälfte an einem vorbei getragen wird, das Fleisch sich in Plastikwannen befindet und von dort in große Plastiktüten wandert, so lohnt sich der Einkauf wegen der absoluten frische der Fleischwaren, der guten Qualität und dem günstigen Preis.
Die hausmacher Bratwürste sind sehr lecker. Die bekomme ich bei keinem Metzger besser.
Wer freitags hier einkauft, kann gleich ein vor dem Gebäude gegrilltes Exemplar mit Brötchen oder wahlweise Pommes oder als Currywurst verzehren. Für den größeren Hunger gibt es gegrillte Nackensteaks. Wenn man nicht ganz früh oder spät kommt, steht man garantiert Schlange, die jedoch zügig abgearbeitet wird.
Kürzlich wurde Rehkeule aus heimischen Wäldern umworben. Das Kilogramm für sensationelle 14,90 €. Seitdem schlummert für die bevorstehenden Feiertage eine ordentlich große, ausgebeinte 2 Kg - Rehkeule fein säuberlich eingeschweißt in unserer Gefriertruhe.
Die Gäste haben sich schon eingeladen, als ich davon berichtete, dass es hier auch Wild aus heimischer Jagd gibt.. ;-)
Alles in allem ist ein Einkauf hier lohnend, wenn man beim Einkauf keinen Wert auf Ambiente und Umgang legt. Sonderangebote gibt es jede Woche. Kartenzahlung ist selbstverständlich möglich und für die "Ahle Worscht" habe ich eh einen anderen Lieferanten.
Seine Fleischpakete verlädt man auf dem firmeneigenen Parkplatz direkt vor der Tür. Freitags: Bratwurst essen nicht vergessen![verkleinern]
