Letzter Tag in Berlin... Proviant gekauft, Koffer gepackt, doch bis die Museen geöffnet sein werden, dafür ist es einfach zu früh. Was nun? Wie wäre es mit einem Spaziergang? Gar keine schlechte Idee, doch wo? Da haben wir doch mal im Vorbeigehen dieses Gebäude entdeckt, das ich vom weiten mal gesehen habe, als wir Tage zuvor auf der Suche nach einem Supermarkt gewesen sind.
Im Berliner Stadtteil Kreuzberg gib es einige Ecken, die man sich genauer anschauen sollte. Dieses Gebäudekomplex der... weiterlesen
Anfang des 20. Jahrhunderts von der Victoria Versicherung errichtet worden ist, gehört jedenfalls dazu.
Es liegt in unmittelbarer Nähe zum jüdischem Museum, das architektonisch ein Kontrast dazu bietet. Leider bin ich mir nicht mehr sicher, ob die letzten drei Fotos zum jenen gehören, das kann höchstens ein Ortskundiger beurteilen...
In der Zeit der knappen Kassen und in Berlin erst recht, fällt einem auf, dass ein Hinweis auf die Denkmalbehörde nicht ausreicht, wenn an allen Ecken und Enden Sicherheitsnetze angebracht werden mussten, um dem scheinbar schleichenden aber ohne Gegenmaßnahmen kaum zu aufhaltenden Verfallprozess. Es ist schon ein trauriger Anblick, denn hier hat sich der sprichwörtliche “Zahn der Zeit” richtig verbissen: abblätternder Putz, Figuren mit umweltbedingten Verschmutzungen oder auch weil der Stein seit knapp 100 Jahren Wind und Wetter ausgesetzt ist, die ebenfalls nicht zu verachten sind.
Wenn man sich dem Gebäude nähert scheint es fast so, als würde es kaum ein Ende nehmen. Die Einschätzung, dass es sich ursprünglich um mehrere Grundstücke gehandelt hatte, hat sich in Netz bestätigt. In den ersten 50 Bestehensjahren wurde es mehrmals durch verschiedene Architekten, die ich mir an der Stelle lieber erspare, erweitert worden. Leider, wie viele andere Gebäude in Zentrums Berlins ist auch dieses nicht von den Bombenangriffen verschont worden, sodass es hinterher aufwendig saniert werden musste.
Danach ab den 1950-er Jahre haben sich die Mieter die sprichwörtliche “Klinke” in die Hand gegeben, denn die besagte Versicherungsverwaltung noch vor dem Krieg weg zog, sodass es nicht wirklich ein durchgehendes Konzept erkennbar gewesen ist.
Wer meine Beiträge regelmäßig ließt, weißt dass ich kaum an einem Gebäude vorbeigehen kann, wenn ich die schönen Apotropaion an ihnen erspähe. Hier ist es eine richtige Fundgrube gewesen, auch wenn ich nur einen Bruchteil des ganzen gesehen habe. Erst hinterher habe ich erfahren, dass es gut verborgen (jedenfalls für mich) des Gebäudes sehr sehenswerte Innenhöfe mit weiteren Köpfen zu bewundern gibt! So wie ich gesehen habe unter anderen eine astronomische Uhr, sowie weitere Karyatiden.
Die vielen Details an diesem fast 130 Meter langem Haus entdeckte ich etliche Verweise, die an den Auftraggeber - Victoriaversicherung erinnern. Nicht nur in den Nemenszügen über den Eingängen, sondern auch in der Göttin selbst, die ehr “schüchtern” daher kommt in ihrem güldenen Gewand. Über dem Haupteingang sieht man aber auch die allegorischen Darstellungen von unterschiedlichen. Da sind unter anderen die Kunst, Wissenschaft, Industrie, und Kommerz (Wirtschaft?) Zu nennen.
Ob aus Stein oder Metall angefertigt habe ich es mir mit einem lachendem aber auch weinendem Auge angesehen. Falls es sich irgendwann ergeben sollte, würde ich gerne vorbeikommen, um wenigstens fest zu stellen, ob es sich etwas an dem Aussehen / Zustand geändert hatte. Das gleiche gilt schon für die andern Teile, die ich noch nicht kenne, die mich neugierig gemacht haben.
Zwei Herzen schlagen in meiner Brust... Keine leichte Entscheidung, die ich dennoch treffen musste, was meine Bewertung anbetrifft. Der erste Stern ist die Neugierde, die mich hierhin geführt hatte, der 2. für die Apotropaion! Der letzte für den historischen Kontext und auf das was kommen darf. Folglich finde ich 3 Sterne völlig gerechtfertigt, die ich an der Stelle auch vergeben möchte![verkleinern]