Die „Konrad-Wolf-Gedenkstätte“ Bernau (Brandenburg / ca. 7 km nördlich von Berlin) befindet sich am westlichen Rand der Altstadt im Stadtpark vor der Stadtmauer in der Nähe des mittelalterlichen Pulverturms. Zwischen Stadtpark und Altstadt gibt es an dieser Stelle einen Durchbruch durch die Stadtmauer.
Mit der Gedenkstätte würdigt die Stadt Bernau bei Berlin den bedeutenden DDR-Regisseur Konrad Wolf.
Er wurde 1925 als jüngerer Sohn des kommunistischen deutsch-jüdischen Arztes und... weiterlesen
Schriftstellers Friedrich Wolf (1888-1953) geboren, der 1933 mit seiner Familie vor den Nazis in die UdSSR emigrierte. 1937 wurde die Familie von den deutschen Behörden ausgebürgert und auf eine Fahndungsliste gesetzt. 1941 erhielten sie die sowjetische Staatsbürgerschaft.
Nach dem Überfall des Deutschen Reichs 1941 auf UdSSR trat Konrad Wolf 1942 als Siebzehnjähriger freiwillig in die Rote Armee ein, wurde im Kaukasus zum Offizier ausgebildet und ab Januar 1943 als Dolmetscher und Übersetzer in der Politabteilung der 47. Armee an der Front eingesetzt.
Als Angehöriger der 1. Weißrussischen Front (sowjetischer militärischer Großverband / entspricht etwa einer deutschen Heeresgruppe) gehörte Konrad Wolf zu den sowjetischen Soldaten, die am 20.4.1945 die Kleinstadt Bernau einnahmen.
Da er neben russisch auch fließend deutsch sprach, ernannte sein Vorgesetzter den 19jährigen Leutnant der Roten Armee am 22.4.1945 kurzerhand zum 1. sowjetischen Stadtkommandanten von Bernau, wenn auch nur für 2 Tage.
Anschließend war Wolf als Angehöriger der SMAD (Sowjetische Militäradministration in Deutschland) in Wittenberg und Halle/Saale für darstellende Kunst zuständig.
1947 beendete Konrad Wolf seinen Militärdienst und studierte bis 1954 am Staatlichen All-Unions-Institut für Kinematographie in Moskau. Anschließend siedelte er in die DDR über und arbeitete für das DDR-Filmunternehmen DEFA.
Er drehte zahlreiche Filme, darunter den autobiographischen Film „Ich war 19“ und den international beachteten Spielfilm „Solo Sunny“.
Von 1965 bis 1982 war Konrad Wolf Präsident der Akademie der Künste der DDR.
Er galt als überzeugter Kommunist und linientreuer Anhänger der SED-Regierung. Für sein Werk erhielt er zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen.
Konrad Wolf starb 1982 mit nur 56 Jahren in Berlin an Krebs. Er wurde mit einem Staatsbegräbnis auf dem Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde beigesetzt. 2006 wurde auch die Urne seines Bruders Markus (1923-2006 / Stasi-Generaloberst und Chef des Auslandsgeheimdienstes der DDR) im Grab von Konrad Wolf beigesetzt.
Das Andenken an Konrad Wolf wurde in der DDR hochgehängt und so reichten die 2 Tage als Bernauer Stadtkommandant 1975 zum 50. Geburtstag für die Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Stadt Bernau und 1985 zum 60. Geburtstag für die Einweihung der Konrad-Wolf-Gedenkstätte an der Bernauer Stadtmauer.
Ein kurzer gepflasterter und von Blumenbeeten gerahmter Weg führt vom Stadtpark zur Gedenkstätte, die aus 2 Hauptteilen besteht.
Es handelt sich um eine pultartige Stahlstele von Jan Skuin (1943-2018), auf der mehrere Seiten aus Stahl liegen und die vielleicht ein Drehbuch darstellen sollen. Der Fuß des Pults trägt die Inschriften
„Konrad Wolf 1925-1982“
und sein Credo
„Die Kunst ist eine der edelsten Gesten des Vertrauens zwischen den Menschen“.
Dahinter befindet sich an der Stadtmauer das Marmor-Relief „Für Konrad Wolf“ von Werner Stötzer (1931-2010). Die ziemlich naive Darstellung zeigt 5 nackte Menschen (4 Erwachsene und 1 Kind).
Zusätzlich gibt es im Umfeld noch Info- und Gedenktafeln.
Auch wenn ich das Relief mit den Nackten nicht so wirklich gelungen finde und mir auch der Bezug zu Konrad Wolf fehlt, ist es eine gute Würdigung des Regisseurs, dessen Schaffen man natürlich vor dem Hintergrund der damaligen Zeit und seines Landes betrachten muss.[verkleinern]