"Gehste inne Stadt
Wat macht dich da satt?
'Ne Currywurst.
Kommste vonne Schicht
Wat schönret gibt et nich'
Als wie Currywurst."
(Herbert Grönemeyer: 1982)
Wenn sich zwei Metropolen wie Berlin und Hamburg über die Erfindung der Currywurst streiten (tatsächlich wird sie dort oft nur in der weniger schmackhaften Bockwurst-Version angeboten), freut sich ein lachender Dritter, in diesem Falle der Ruhrpott.
Denn insbesondere in Bochum hat... weiterlesen
die von Herbi besungene Wurst als „die Dönninghaus“ bereits Kultstatus erlangt. Egal, ob im Kneipenviertel, dem Bermudadreieck oder aber im VFL-Stadion (besser noch auf dem eigenen Grill), diese Bratwurst ist - vor allem in der pikanten Curryversion - über die Stadtgrenzen hinaus berühmt geworden.
Dabei blickt die Fleischerei Dönninghaus in Bochum auf eine wechselvolle, über achtzigjährige Geschichte zurück.
Ursprünglich war das Geschäft seit 1928 im Besitz des jüdischen Metzgers Jakob Mayer, wurde aber wohl unter dem Druck des Boykotts und der Verfolgung im Januar 1938 an Otto Dönninghaus nach der Ablösung von Restschulden für 10.500 Reichsmark verkauft. Die Metzgerei florierte nun wieder, wurde aber im Jahr 1944 vollständig ausgebombt. Nachdem der zum Wehrdienst eingezogene Otto Dönninghaus (nach Kriegsende 1945) aus der Gefangenschaft zurückgekehrt war, diente ein besserer Holzschuppen als Ladengeschäft. Bis 1960 eine Bochumer Bank den Neubau des noch heute in der Brückstraße beheimateten Geschäfts finanzierte und ihm damit ein wirtschaftlich solides Auskommen ermöglichte.
Nicht unerwähnt bleiben darf an dieser Stelle, dass Otto Dönninghaus nach dem Krieg in einem „Wiedergutmachungsverfahren“ dazu verurteilt wurde, 20.000 DM Entschädigung zu bezahlen. An die Witwe und den Sohn von Jakob Mayer, der 1942 von den Nazis im Konzentrationslager ermordet worden war. Otto Dönninghaus selbst verstarb 2004 im Alter von 99 Jahren.
Nun muss ich aber noch die Kurve kriegen, von tragischen Ereignissen, die - in Anbetracht des äußerst unerfreulichen Aufstiegs einer in großen Teilen rechtsextremen Partei - nicht in Vergessenheit geraten sollten, zurück zu angenehmeren Dingen ...
Ich habe neulich besagte Kult-Wurst nicht in meinem REWE Markt eingekauft, sondern im Original Dönninghaus Laden an der Brückstraße, der heute von den Inhabern Dirk und Bettina Schulz geführt wird. Kein großer Laden, aber auf den ersten Blick gut sortiert. Die Bedienung ist freundlich, mit authentischem Ruhrpott-Charme. Es gibt eine ausreichende Auswahl zu akzeptablen Preisen, auf dem üblichen Niveau eines Metzgerladens. Die Fleischwurst mit Knobi mundete mir ziemlich gut, die Dönninghaus-Kultwürstchen sowieso. Für PKWs bietet sich ein Parkhaus in der Nähe an, ich komme noch besser zurecht, mit dem ÖPNV, einer guten Straßenbahnanbindung (Linie 306) und der Haltestelle direkt vor der Metzgerei.
Kurz zögere ich, weil ich das Gefühl nicht loswerde, eines der mit Currysauce gefüllten Gläser im Regal würde mir zuzwinkern. Kein großes Glas zwar (ohne Mengenangabe, nachgemessen: 200ml), aber in einem knalligem Curry-Orangerot, das mir das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Allerdings zu einem Preis von über 3,- €, das erscheint mir nicht gerade preiswert. Ich schlage aber trotzdem zu, die „Echte von Dönninghaus“, die will ich doch einmal probiert haben. Bereut habe ich es nicht, die Sauce war wirklich delikat und lecker. Alles in allem war ich mit dem Service und dem Angebot in diesem Metzgerladen sehr zufrieden, bis zum nächsten Mal …[verkleinern]