Als ich mich in Essen mit den Skulpturen im Stadtgarten beschäftigte, fiel mir auf der anderen Straßenseite wieder einmal das riesige Hauptverwaltungsgebäude der Steag mit seinen rein funktionalen, horizontalen und vertikalen Formen auf. Wegen seiner klaren Linien und des vorgezogenen Eingangsbereiches finde ich den Bau immer wieder faszinierend. Aber diesmal war es nicht der Bau, auf den ich ansprach, sondern eine etwa 4 Meter hohe Form, die sich auf der dem Bau vorgelagerten Rasenfläche... weiterlesen
befindet.
Mein erster Gedanke war "Das ist kein Werbeobjekt, das ist ein Kunstobjekt, das mit Geschwindigkeit oder Technik zu tun hat." Irgendwie kamen mir Autos oder andere Fortbewegungsmittel in den Sinn.
Die Skulptur:
Das Werk ist recht schwer zu beschreiben, ich will es aber einmal versuchen. Die ungefähre Höhe des Werks würde ich an der höchsten Stelle so mit 3,5 M angeben. Es sieht so aus, als habe man einen langen Bronzestrang im oberen Drittel schlitzartig eingeschnitten, so dass obere Spitze und die unteren zwei Drittel noch vollständig erhalten blieben, dann wurden die beiden Seiten des Schlitzes weit auseinandergebogen. Die Basis des Strangs ist fest im Boden verankert, der Rest wurde dann wie eine Spirale nach innen gedreht, so ist die Spitze in der Mitte der Figur gelandet, um die herum der untere Teil des Strangs einen Bogen bildet.
Die Frage ist, wieso wirkt das Ganze bewegt und kraftvoll? Nun die Form ist sehr glatt, weist aber vier Grate auf, die einen Gegensatz zu der Rundung bilden, es gibt also auch Ecken und Kanten, dadurch ergibt sich dann eine gewisse Spannung. Irgendwie erinnert mich die Skulptur mit ihren bewegten Formen entfernt an den Bewegungsablauf bei den Armen eines Kraken.
Der Künstler:
Wie so oft gab es keinerlei Hinweise auf Titel oder Künstler, so kam anschließend die Recherche im Internet. Da ergab es sich, es handelt sich um "Dynamik", eine Skulptur des rumänischen Künstlers Ladis Schwarz.
Ladis Schwarz kenne ich aus einem ganz anderen Zusammenhang, er war maßgeblich daran beteiligt, dass der vernachlässigte Jüdische Friedhof in Bad Breisig (An der Burg Rheineck) in den Besitz der Stadt überging und wieder instandgesetzt wurde. Ladis Schwarz wurde 1920 in Temeswar (Rumänien) geboren und machte seine Ausbildung zum Bildhauer in Budapest. In den späten 60er Jahren zog er nach Deutschland und starb dort 1991 in Bonn. Er hatte auch mehrere Jahre in Siegen gelebt und gearbeitet.
Den Bronzeguss und die Aufstellung von "Dynamik" (1991) hat er nicht mehr erlebt, doch hatte er ein originalgroßes Gipsmodell gebaut.[verkleinern]