Gottseidank sind sie vorbei, die Zeiten des vorigen Jahrhunderts, als Erotik und Sex etwas anzügliches, schmuddeliges, anrüchiges waren. Vorbei die Zeiten, als Verhütungsmittel verstohlen unter dem Ladentisch oder an Automaten auf öffentlichen Toiletten verkauft wurden. Vorbei auch die Zeiten, als Dildos von Ärzten zur Behandlung weiblicher Hysterie (was immer man darunter auch verstehen will) angewendet wurden. Und wenn hier nicht christliche und/oder islamistische Fundamentalisten und... weiterlesen
Radikalisten die Macht übernehmen, werden diese Zeiten hoffentlich auch nicht wiederkehren.
Begonnen hat das Versandhaus von Beate Uhse Anfang der 1950er Jahre. Wurden zunächst nur Kondome und „Aufklärungsliteratur“ versandt, kamen im Laufe der Zeit weitere Sex-Artikel hinzu. 1962 eröffnete Beate Uhse in Flensburg den ersten Sexshop der Welt und weitete den Versandhandel aus. Obwohl vermutlich 99% der (West)-Deutschen nie öffentlich zugegeben hätte, Kunde bei Beate Uhse zu sein, boomte das Geschäft. Parallel zum Versandhandel wurden überall in der alten BRD und in Westberlin Beate-Uhse-Läden eröffnet.
Nach der Wende wurde auch die ehemalige DDR erobert, die zwar freizügiger war, in der aber Pornografie verboten war und es einen Handel mit Sexspielzeug schlicht und ergreifend nicht gab, da es derartige Produkte nicht gab, nicht mal gegen Westgeld im Intershop. Sicher wird es den einen oder anderen begabten Heimwerker gegeben haben, der an der heimischen Werkbank seiner Frau einen Dildo als Weihnachtsgeschenk gedrechselt hat.
Heute ist das Versandhaus Beate Uhse weiter eines der führenden Unternehmen in der Erotikbranche. Eine stolze Leistung angesichts vieler kleiner und großer Erotikshops und des schier unüberschaubaren Internetangebots in dieser Branche. Ob es die Papierkataloge noch gibt, weiß ich nicht. Früher bekam man die Dinger in schöner Regelmäßigkeit zugeschickt, sobald einmal was bestellt wurde oder man sich den Katalog hat zuschicken lassen.
Heute läuft wohl vieles über den Online-Handel. Entsprechend umfangreich ist der Internetauftritt des Unternehmens. Hier findet man (fast) alles, was man für die heimische Spielwiese braucht und im Laden vielleicht trotz aller Aufgeklärtheit nicht zu erfragen traut: Dessous, Bekleidung, Sextoys, Verhütungsmittel, kosmetische Produkte, Filme, Erotik-Artikel aller Art und, und, und …
Der Vorteil der Oneline-Bestellung ist sicherlich, daß man kein Gegenüber hat, dem man errötend eine Frage stellen kann, der Nachteil ist, das einem Keiner eventuelle Fragen beantworten kann. Der Versand erfolgt diskret, wie es so schön heißt, ohne Hinweis auf einen Erotik-Handel. Aber in Zeiten abgehetzter Paketboten und automatischer Erfassung von Zahlungsbelegen ist ohnehin niemand mehr da, der anzüglich grinsen könnte.
Noch eine Bemerkung zu den Produkten. Kaum etwas scheint aus deutschen Landen frisch ins Bett zu kommen. Vielmehr haben die Artikel eine Weltreise hinter sich. Und China hat es mit der Einhaltung von Grenzwerten und der Anwendung schädlicher Substanzen ja nicht so. Bekommt man einen Artikel aus PVC oder Latex geliefert und öffnet die Verpackung, verschlägt es einem erstmal den Atem. Der Geruch erinnert an einen Giftgasangriff. Ob die aus den Produkten austretenden Gase unschädlich und unbedenklich sind … ich bin mir da nicht sicher, vor allem wenn man bedenkt, daß die Artikel ja von der Anwendung her mit der Haut und Schleimhäuten von Mann/Frau ziemlich direkt in Berührung kommen.
Fazit: Ist okay – 3 Sterne[verkleinern]