Der Heidelberger Bergfriedhof, eigentlich eine Parkanlage, ist etwas ganz besonderes und liegt im Süden der Stadt, in Richtung dem Stadtteil Rohrbach. Er besteht seit dem Jahr 1844. Er ist der größte und schönste Heidelberger Friedhof und wird leider von Touristen nicht oft besucht. Der Bergfriedhof ist allemal ein Besuch wert, schon alleine der wunderschöne Baumbestand, ein Kleinod für jeden, der die Natur liebt.
Der Bergfriedhof hat mehrere Eingänge, auf der Nordseite vom Steigerweg aus 2... weiterlesen
Eingänge, vom Westen her, der Rohrbacher Straße ebenfalls 2 und von der Südseite der Görreststraße noch einen Eingang. Vom Haupteingang, Rohrbacher Straße führt ein breiter Weg direkt auf das Krematorium, das wie ein tempelartiges Gebäude aus der Landschaft sticht. Rechts neben dem Krematorium beginnt gleich der jüdische Friedhof, der nach langen Jahren der Nachkriegszeit nun wieder von jüdischen Mitbürgern genutzt wird. Hier sind ebenfalls wie im restlichen Friedhof alte Grabstätten zu finden.
Das Wegenetz ist sehr umfangreich und beträgt mehr als 20 km Länge. Die Stadverwaltung hat insgesamt 4 Rundwege erarbeitet, die jeweils an den wichtigsten Grabstätten vorbeiführt. Ein kleines Faltblatt ist bei der Friedhofsverwaltung und an einer Box am Haupteingang ausgelegt.
Dadurch dass Heidelberg die älteste Universität in Deutschland ist und hier sehr viele Geistesgrößen gelebt haben, sind auch sehr viele hier beerdigt. Teilweise haben diese Menschen ganz schlichte Grabstätten, und andere wiederum richtig große Denkmäler.
So ein Friedhof ist nicht nur der Orte der letzten Ruhe, er ist auch stets ein Teil der Kulturgeschichte einer Region oder eines Landes.
Dabei geht es nicht einmal immer darum, den hier bestatteten bedeutenden und größten Köpfen einer Stadt die Referenz zu erweisen. Auf den Grabsteinen auch unbekannter Menschen lassen sich bemerkenswerte Details feststellen. Vor nahezu 70 Jahren wurde hier eine junge Frau im Alter von 28 Jahren beerdigt. Der hinterbliebene Ehemann hat seiner geliebten Frau ein großzügiges Denkmal gesetzt; eine lebensgroße Frauenstatue die Ihren Kopf in die Hand stützt. Das ganze ist an den Grabstein angelehnt. Die Gravur besagt, dass der Mann 40 Jahre später gestorben ist. Und danach offensichtlich seine zweite Ehefrau.
Ein Hobel, der den Grabstein ziert deutet darauf hin, dass hier ein Schreinermeister die letzte Ruhe gefunden hat. Zirkel und Kelle weisen dagegen darauf hin, dass hier ein Angehöriger einer Freimaurerloge ruht.
Leider lässt sich nur noch auf wenigen Friedhöfen tatsächlich die kulturgeschichtliche Veränderung einer Stadt oder Region über Jahrhunderte verfolgen. Das hat zwei Gründe. Einerseits ist die sogenannte Liege- oder Ruhezeit in den meisten Gemeinden für buchstäblich "Normalsterbliche" auf 20 bis 25 Jahre beschränkt. Danach wird das Grab in aller Regel wieder eingeebnet, um auf dem Friedhof Platz für andere Verstorbene zu machen. Andererseits wächst auch der Trend zu anonymen Grabstätten, zu Verbrennungen, zu Seebestattungen und zu gärtnerisch gestaltete und gepflegte Anlagen, wie Garten der Erinnerung bei der Angehörige nichts mehr für die Pflege tun müssen, lediglich einen Pflegepreis für 20 oder 25 Jahre zu entrichten. Dies gilt auch für Menschen, die zu Lebzeiten dafür gesorgt haben, nach ihrem Tod einen gepflegten Platz zu haben.
Dies alles lässt die Friedhofskultur wenigstens in Deutschland immer weiter zurückgehen. Damit einher geht übrigens auch das langsame Schwinden eines uralten Handwerkes. Es gibt immer weniger Steinmetze. Sie verdienen nämlich ihren Lebensunterhalt zum großen Teil mit der Herstellung von Grabsteinen. Gott lob, ist es in Heidelberg und vielen anderen Kommunen die Einsicht gekommen, dass schöne alte Grabstätten der Nachwelt erhalten werden müssen. Daher werden von Zeit zu Zeit durch den Denkmalschutz Gräber für die Zukunft gesichert. So habe ich das Glück, dass das Grab meiner Ururgroßeltern noch erhalten ist und unter Denkmalschutz steht.
Das bekannteste Grab dürfte wohl das Grab von dem ersten deutschen Reichspräsidenten Friedrich Ebert sein, der auch hier in Heidelberg geboren wurde.
Es gibt ganze Wegreihen an denen sich die Grabstätten von Gelehrten, bekannten Professoren und Politiker befinden deren Namen fast jeder kennt. Wie Robert Bunsen, der Chimiker (Bunsenbrenner). Aber auch Künstler, wie z.B. der größte Dirigent seiner Zeit, Wilhelm Furtwängler, hat hier sein Grab. Die Lyrikerin Hilde Domin ist hier ebenfalls beigesetzt.
Oder der Wahlheidelberger Graf Louis Charles François de Graimberg und seine Familie ohne dessen Aktivitäten die Ruine des Heidelberger Schlosses so wie sie heute ist, nicht da wäre. Ein andere ist Max Weber, der Soziologe dessen Theorien und Begriffsdefinitionen global bis heute anerkannt sind.
Es wäre ein Leichtes über viele der Menschen, die hier beerdigt sind, etwas zu schreiben.
Wenn ihr mal in Heidelberg seid, oder sogar in der Nähe wohnt, nehmt euch die Zeit den Bergfriedhof zu besuchen. Schaltet mal ab - ihr werdet eine unvergessene Stimmung erleben.[verkleinern]