17.08.2016
Nachdem wir das Inselmuseum besucht hatten, begaben wir uns zu dem nur wenige hundert Meter entfernten Hafen, in dessen Peripherie sich die einstige Festung befindet mit der Dorfkirche als einzigem verbliebenen Bauwerk. Diese wurde nämlich in den Jahren um 1615 in den Schweif der sternförmigen Festungsanlage integriert wurde.
Und so verwundert es auch nicht, dass man nur die achteckige, mit roten Ziegeln gedeckte Turmspitze - eine sog. Bischofsmütze - des massiven Baukörpers... weiterlesen
aus rotem Backstein aus der Ferne erspähen kann, denn die Kirche ist auch heute noch von Wallanlagen und hohen, alten Bäumen umgeben, die den Baukörper vom Festland her kommend weitestgehend verdecken.
Erst als wir den alten Friedhof innerhalb des Walles durch das Tor betreten, sehen wir den trutzigen, romanisch - gotischen Kirchenbau aus dem 13. Jahrhundert mit einer Erweiterung im 14. Jahrhundert vor uns in ihrer ganzen Größe. Bei genauem Hinsehen erkenne ich den Übergang vom romanischen zum gotischen Baustil.
Sie erinnert mich von Form und Gestalt an die Dorfkirche des Dorfes Mecklenburg, welche in etwa um die gleiche Zeit entstanden ist.
Der Baukörper erinnert aber auch an die Maria - Magdalenen - Kirche in Berkenthin, welche vor Kurzem von LUT vorgestellt wurde.
Es scheint so, als handelte es sich um eine gebräuchliche Bauweise und Größe von norddeutschen Dorfkirchen im Mittelalter.
Wir laufen um die Kirche herum und finden auf der anderen - dem ehemaligen Schloss zugewandten Seite den Haupteingang, durch den wir die alte Kirche betreten.
Ehrfürchtig schauen wir uns in dem Kirchenraum um und fühlen uns um Jahrhunderte zurückversetzt.
Die schmückenden Malereien an Wänden und Decken, auf die unser Blick als erstes fällt, sind noch im Original erhalten, aber in einem bejammernswerten Zustand. Jahrzehnte des Verfalls haben ihre Spuren hinterlassen. An den die Wände stützenden Pfeilern sind Holzbalken verankert, um die Statik zu verbessern. Auch an diesen hat der Zahn der Zeit bereits genagt und ein wenig mulmig wird mir bei dem Anblick schon.
Offenbar hat die Evangelische Landeskirche von Mecklenburg - jetzt Norddeutschland - bislang nicht die finanziellen Mittel für eine umfassende Restauration zusammen tragen können, wie beispielsweise für die Dorfkirche des Dorfes Mecklenburg, wo im vergangenen Jahr der Altar restauriert wurde.
Der nächste Blick fällt auf einen Nebenaltar an der Nordwand von 1470, der eine Madonna im Strahlenkranz zeigt. Der Hauptaltar von 1420 zeiht die Krönung der Maria.
Wie schnell kann man sich angesichts der Madonnendarstellungen in der Annahme täuschen, eine katholische Kirche zu besuchen. Nein, es ist wirklich eine evangelisch - Lutherische Kirche, die jedoch offenbar den reformatorischen Bildersturm unbeschadet überstanden hat und ich finde, dass ist die Besonderheit dieser und einiger anderer protestantischer Kirchen in Norddeutschland.
Nachdem ich das Kirchenschiff in Richtung Altar durchschritten habe, drehe ich mich um 180 Grad und erspähe die Orgelempore. Die Orgel stammt aus dem Jahr 1704 und wurde von der Klosterkirche in Neukloster erworben.
Weitere bemerkenswerte Ausstattungsstücke, die mir bei dem Besuch jedoch nicht ins Auge fielen sind eine seltene gotische Grabplatte mit Scheibenkreuz, wie man sie sonst nur von Dänemark kennt, ein Kruzifix aus dem 15. Jahrhundert sowie das Modell eines Zeesbootes aus dem letzten Jahrhundert, welches daran erinnern soll, dass es sich bei dieser Kirche um eine Schifferkirche handelt.
Sie wird auch gerne Inselkirche genannt, da die anderen Ortschaften auf der Insel nicht über eine Kirche verfügen und es sich um die einzige Kirche auf der Insel handelt.
Nachdem ich einige Fotos auch vom inneren gefertigt habe, begaben wir uns wieder nach draußen und warfen von dem Friedhof aus einen Blick auf das übrige Gelände der ehemaligen Festung.
Da es dort jedoch nichts Spannendes zu erspähen gab und uns zur Mittagszeit ein kleiner Hunger überkam, kehrten wir um und begaben uns über die einstige Wallanlage in Richtung Hafen. Hier lud eine Bank zu einer kleinen Rast ein , von der aus wir noch einen wunderbaren Blick auf den kleinen, malerischen Hafen von Kirchdorf genießen konnten.
Die angegebenen Öffnungszeiten sind saisonale Öffnungszeiten von Mai bis Oktober. Es wird kein Eintritt genommen.[verkleinern]