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Neueste Bewertungen für Kleßen-Görne

  1. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

    Wie hat man solche kleinen Museen außerhalb der Metropolen vor dem Internet eigentlich gefunden? Vermutlich kaum! Denn selbst mit Internet war der Fund des "Spielzeugmuseum im Havelland“ in Kleßen eher ein Zufallstreffer.

    Man erreicht Kleßen (ca. 50 km nordwestlich von Berlin und 35 km nördlich von Brandenburg (Havel) über die B5 bis Friesack und folgt dann dem Navi oder der Ausschilderung. Parkplätze gibt es am Haus oder ein paar Meter weiter am Schloß.

    Das Museum in der alten Dorfschule von Kleßen (Eintritt für Erwachsene 5 €uro), ist eine wirkliche Perle in der brandenburgischen Museumslandschaft. Grundlage des Museums sind die Sammlungen von 2 Berliner Spielzeugsammlern, die ihre Sammlungen im Spielzeugmuseum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht haben. Einen Bezug zur Region hat das Museum auch, galt die Stadt Brandenburg mit seiner Spielzeugindustrie doch in der Vergangenheit als „Spielzeugstadt“.

    Die Ausstellung umfaßt mehrere Räume auf 2 Etagen. Weder der Museumszugang noch der Zugang zur oberen Etage sind barrierefrei. Gezeigt wird Spielzeug aus 200 Jahren mit Schwerpunkt „Blechspielzeug aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts“. Die Ausstellungsstücke sind fast ausschließlich in gut beleuchteten Vitrinen untergebracht. Die Beschriftung der Exponate könnte für meinen Geschmack in vielen Fällen etwas ausführlicher sein. Allerdings gibt zu jedem Thema eine umfangreich erklärende Tafel.

    Zu sehen sind verschiedenes Blechspielzeug (Eisenbahnen mit Loks, Wagen, Gleisen, Signalen, Zubehör / Autos / Flugzeuge), Miniaturdampfmaschinen und –antriebsmodelle, Holzspielzeug, Kaufmannsläden, Puppenstuben und Puppenküchen samt Zubehör, Ritterburgen, Westernspielzeug (Cowboy und Indianer), Kasperletheater, Bauernhöfe, Plüschtiere und Teddys, Zinnfiguren, Tierfiguren, Baukästen (Holz, Metall, Stein), Brett- und Kartenspiele, Kinder- und Bastelbücher ……

    Blickfang im ersten Raum sind natürlich die Spielzeugeisenbahnen aus Weißblech mit mechanischen oder elektrischen Antrieben. Es sind natürlich keine Modellbahnen wie wir sie heute kennen. Bestenfalls sind sie ihren großen Vorbildern nachempfunden. Zu sehen sind auch die Vorläufer der heutigen Regeltrafos. Damals wurde die ganz normale Netzspannung soweit mittels Glühlampen verbraten, bis an den Stromschienen nur noch die Niederspannung ankam.

    Auch die Puppensammlung ist umfangreich. Die Ausstellungsstücke aus der Mädchenwelt stammen aus der Zeit zwischen 1830 und 1920. Neben Puppen in unterschiedlichen Größen gibt es auch umfangreiches Zubehör zu sehen, wie z.B. Miniaturgeschirr aus Emaille und Porzellan mit Meißner Zwiebeldekor. Früh übte sich, was eine gute Hausfrau werden wollte!
    Die Puppen sind aus Holz, Stoff, Porzellan. Auch die Puppenköpfe sind aus unterschiedlichen Materialien: Holz, Porzellan, Papiermaché, ab 1905 auch aus dem günstigen Zelluloid. Allerdings wurde Zelluloid als Material für Puppen in den Zwanziger Jahren wieder verboten, da es leicht entflammbar ist.

    Ein weiterer Raum ist Spielzeugfiguren (ua. Indianer, Cowboys, Tiere, Bauern, Soldaten, Ritter) gewidmet. Zu sehen sind Zinn- und Bleifiguren (beides nicht sonderlich kindgerecht), Holzfiguren und sogenannte Massefiguren aus Mischmasse (oft als Elastolin bezeichnet (Holzmehl, Leim , Baumharz und weitere Bestandteile – die Zusammensetzung unterscheidet sich je nach Hersteller). Berühmt und begehrt waren und sind Tierfiguren des Berliner Zoos (Flußpferd „Knautschke“, Gorilla „Bobby“). Seit 1985 produziert die Firma Firma LINEOL DUSCHA wieder Massefiguren nach den Vorbildern von vor 1945.

    Ausgespart wird auch die Zeit des III. Reichs nicht. Damals dominierte dann allerdings großdeutsch-militaristisches Spielzeug die Kinderzimmer.

    Der letzte Raum im Erdgeschoß ist dann den unterschiedlichsten Baukästen gewidmet. Die bekannten „Stabil“-Metallbaukästen der Firma Walther findet man genauso wie die der Firma Trix. Weiterhin findet man die allseits bekannten Holzbaukästen sowie mir bis dahin nicht bekannte Anker-Steinbaukästen mit farbigen Bausteinen, die aus Leinöl, Schlämmkreide und Sand gepresst und dann „gebacken“, sprich in eine feste Form gebracht wurden. Es ist erstaunlich, welch große Bauwerke mit diesen Steinen nach Bauanleitungen en miniature nachgebaut werden konnten.

    Im Obergeschoß ist sich neben einer Spielfigurensammlung auch die große Modellbahnanlage der Spur 0 untergebracht. Fahrbereites altes Eisenbahnmaterial dreht dort seine Runden. Eine Augenweide für jeden Modellbahn- und Spielzeugliebhaber, egal ob groß oder klein. Immerhin sind rollendes Material und das Zubehör (Signale, Häuser, Bahnhöfe) weit über 70 Jahre alt – und es bewegt sich doch !!

    Leider ist eine Vorführung nicht immer garantiert. In unserem Falle ging es bloß, weil nur 3 Leute im Museum waren. Die Museumskraft ist Kassiererin, Aufsichtsperson und Modellbahnvorführerin in einem. Um uns die Bahnanlage in action zu präsentieren, wurde das Museum kurzerhand für 10 Minuten geschlossen. Leider wurden nur 2 Strecken in Betrieb genommen werden, 2 weitere Strecken konnten wegen technischer Defekte nicht in Bewegung gesetzt werden, der Rest der großen Anlage blieb „stumm“. So vermittelte sich uns nur ein kleiner Eindruck der großen Modellbahnanlage.

    Im Kassenbereich gibt es noch einen Museumsshop. Für den hatte ich dann aber kein Auge mehr.

    Bilder aus dem Museum kann ich nicht präsentieren. Filmen und fotografieren ist verboten und noch verbotener ist es, verbotene Filme und Bilder zu publizieren. Diesmal habe ich mich an das Verbot gehalten. Ich verweise daher auf die Homepage des Museums.

    Fazit: Sehr empfehlenswert; ein Stern Abzug für die nicht optimale Vorführung der Modellanlage.

    Verkehrsanbindung:
    Bus: Linie 687
    PKW

    geschrieben für:

    Museen in Kleßen Gemeinde Kleßen-Görne

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    eknarf49 Danke für den interessanten und ausführlichen Bericht. Es gibt im Forum einen Strang für besondere Museen - vielleicht könntest Du da die Daten auch noch mal einstellen?
    Ausgeblendete 12 Kommentare anzeigen
    Tikae Warum sind die so mimösig mit filmen und fotografieren ???
    Es ist Spielzeug und nicht Fort Knox .
    grubmard @eknarf: Find ich nicht, nur "Museen in NRW"

    @Tikae: vermutlich wegen Urheberrechtsgründen. Hat man in anderen Museen auch, So darf man man im Berliner Neuen Museum auch nicht allen Räumen pixeln oder filmen, z.B. im Nofretete-Raum, da kommt gleich der Kamera-Terminator wenn er sowas wie eine Kamera oder ein Fotohandy sieht.

    Auf der Burg Hochosterwitz in Kärnten (Österreich) darf man im Burgmuseum auch nicht, sonst kommt der Scharfrichter !
    bearbeitet
    eknarf49 grubmard, tut mir leid - vielleicht kann man die / den UrheberIn ja bitten, das zu ändern.
    grubmard Ohh, da hab ich ja scheinbar schön gespielt - ein grüner Blechspielzeugdaumen!! Danke!!
    Der Beitrag von Nike
    wurde vom Verfasser der Bewertung bzw. des Forenbeitrags ausgeblendet.
    Puppenmama Danke für diesen tollen Bericht.
    Da kommt bestimmt das Kind im Manne durch.
    Für mich sind natürlich die Puppen interessant.
    Herzlichen Glückwunsch zum wohlverdienten Grünen Spiel-Daumen.

    bestätigt durch Community

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