Der Torturm steht am Rande eines großen trostlosen Platzes in Remplin (bei Malchin / 130 km nördlich von Berlin / 90 km östlich von Schwerin).
Ein leicht verwittertes Schild gibt Auskunft:
„Barocker Torturm, 1700, ehemalige Hauptzufahrt zur Gutsanlage“.
Das altes Luftbild auf den Infotafeln im wenige hundert Meter entfernten Schlosspark macht den Sinn des Turms deutlicher.
Das 1283 erstmals erwähnte mecklenburgische Dorf Remplin war seit 1405 teilweise, später ganz im Besitz der adeligen... weiterlesen
Großgrundbesitzerfamilie Hahn (seit 1802 Grafen v. Hahn). Sie bauten Remplin zum Hauptsitz ihrer Güter mit Herrenhaus/Schloss und großem Gutsbezirk aus.
Im Jahr 1700 ließ der damalige Herr auf Gut Remplin, Levin Ludwig II. Hahn, das Gut, dass dem Herrenhaus vorgelagert war, umbauen, erweitern und neugestalten. Als repräsentative Zufahrt wurde der damals alle anderen Gebäude in Remplin überragende vieretagige Torturm errichtet. Die unteren 2 Etagen sind aus verputztem Backsteinmauerwerk gebaut, die dritte Etage und die als Turmlaterne gestaltete vierte Etage sind aus Holz. Der ganze Bau hat etwas Kirchturmartiges.
Für fast 250 Jahre bildete der Torturm die Zufahrt zu Gutshof und Herrenhaus/Schloss.
So blieb es auch, als 1852 Schloss und Gut von Herzog Georg zu Mecklenburg-Strelitz (1824-1876) erworben wurde.
Bis zum großen Schlossbrand von 1940 war Schloss Remplin Wohnsitz der herzoglichen Familie.
Die Brandursache wurde nie endgültig geklärt. Bis heute vermutet man Brandstiftung durch die Nazis, da die in Remplin wohnende Familie von Herzog Georg Alexander zu Mecklenburg-Strelitz (1899-1963) den Nazis als suspekt galt und verfolgt wurde. Der Herzog selbst wurde 1944 im Schutzhaftlager KZ Sachsenhausen inhaftiert.
Das Schloss wurde nicht wiederaufgebaut und später abgerissen. Ähnlich erging es dem Gut. Nach 1945 waren die neuen sozialistisch-kommunistischen Herren in der Sowjetischen Besatzungszone und später in der DDR bestrebt, überall im Land den „Gutscharakter“ einstiger Rittergüter und Herrenhäuser zu zerstören. Neben dem Haupt- und Südflügel des abgebrannten Schlosses wurden auch große Teile des ehemaligen Guts abgetragen. Nur wenige alte Gebäude, vor allem im nördlichen Teil, überstanden die DDR-Zeit, darunter der Torturm, der heute einsam und verlassen steht und in der anschließenden Allee-Achse die Zufahrt zur Dorfkirche markiert.
Fazit: Ein zwar historisch interessantes Gebäude und Beispiel für gutsherrliche Architektur des 18. Jahrhunderts, aber leider in etwas bemitleidenswertem baulichem Zustand.
Für mich hat der Torturm auch ein Alleinstellungsmerkmal als Gutszufahrt, da ich außer dem Rempliner Turm im deutschen bzw. ehemals deutschen Raum nur noch den Torturm im schlesischen Krobielowice (Polen) als Zufahrt zum ehemaligen Gut und Schloss Krieblowitz des preußischen Generalfeldmarschalls v. Blücher (1742-1818) kenne.[verkleinern]