Die Geschichte vom Rüschhaus und seiner berühmten Bewohnerin ist ja im Netz bestens dargestellt.
Ich möchte euch noch einen anderen Aspekt nahebringen. Dieses Kleinod aus Barock- verziertem Backstein hatte sich mein ehrfürchtig geschätzter "Kollege" Schlaun als i- Tüpfelchen seiner Karriere als Lebensmittelpunkt erbaut. All sein baumeisterliches Wissen und seine gestalterische Begabung sind hier im Kleinen zu bewundern, irgendwie fassbarer und sympathischer als bei den fürstlichen Palästen... weiterlesen
und Prunkbauten, die man zu Recht immer mit Schlaun in Verbindung bringt. Das Rüschhaus ist voller Intimität und Liebe zum menschlichen Detail, voller Harmonie in Raumgestaltung und Lichteinfall.
Annette von Droste- Hülshoff hat hier sicher die Ruhe und Verbundenheit mit ihrer Umgebung gefunden, die ihr sonst so gefehlt hatte. Wenn man in ihren Wohnräumen im Obergeschoss steht, könnte man sich gut vorstellen, dass sie noch an ihrem Sekretär sitzt und an der letzten Strophe eines Gedichtes feilt.
Ihr gegenüber sitzt der alte Baumeister Schlaun und grinst, genüsslich an seiner langen Pfeife ziehend.
Draussen, am Rande des Moores, spielt ein Knabe und wird von seinem Vater zurückgerufen. In diesem Moment wusste Annette, wie ihr Gedicht enden musste.
Inzwischen erhob sich Schlaun aus seinem Sessel, klopfte den Baustaub von seiner Jacke und trat wohlgelaunt über die Freitreppe in den Barockgarten, um bald zwischen den Obstbäumen zu verschwinden. Wenn nicht die Museumsführerin zum Weitergehen aufgefordert hätte, wer weiß, was die alten Mauern noch alles mitteilen wollten?[verkleinern]