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Ausgezeichnete Bewertung
Hätte selbst nicht gedacht, dass es fast 30 Jahre! dauern wird, dass ich meine Mama dazu überreden würde die Stadt Neuss zum 2. Mal überhaupt zu besuchen. In der Zeit habe ich es so oft gemacht, dass ich es nicht mal bei der größten „Anstrengung“ zusammenaddieren könnte! Die Kreisstadt ist mit ihrer Geschichte seit der Römerzeit (auch wenn man das ihr gar nicht ansieht) ein Beispiel für eine Kontinuität, die auch bei den Sehenswürdigkeiten (die ich zum Teil bereits vorgestellt habe) erkennen.... weiterlesen
Habe selbst gemerkt, dass wenn man etwas spannendes im Netz findet, es mitunter sehr lange dauern kann, bis man es tatsächlich selbst zu sehen bekommt! In den vergangenen Jahren habe ich überrascht feststellen können, wie vielfältig die Kunst im öffentlichen Raum in Neuss ist! Eins unter ihnen habe ich mir gedacht, der mich zum schmunzeln gebracht hatte, sollte auch meine Mama kennenlernen. Das habe ich ihr dennoch vorenthalten, weil ich selbst weiß, dass sie mein Interesse dafür nur in seltenen Fällen teilt! Beim „Harald“ hat sich dennoch gezeigt, dass ab und zu sich das auch anders verhalten kann ;)!
Auf dem Weg zur Bäckerei in der Stadt, hieß es ab einer bestimmten Bushaltestelle: „Bitte Aussteigen“, wenn man unter anderem zum Zolltor bzw. Hamtorstraße gelangen möchte. Der Grund war, dass in diesem Bereich Erdarbeiten durchgeführt werden mussten, die aber lange im Voraus angekündigt worden sind. Wie so häufig, habe ich davon nichts mitbekommen, weil ich mich nicht vorher informiert habe :(! Zum Glück kenne ich mich in der Gegend aus, sodass ich wusste, wo wir entlang gehen müssen, um unser Ziel zu erreichen! Der Tag war besonders heiß und ich merkte, dass meiner Begleitung langsam das Laufen schwer fiel. Habe vorsichtshalber nachgefragt, ob wir eine Pause einlegen sollen bzw. sie es schafft bis zur nächsten „Ecke“ zu kommen. Im stillem, habe ich beschlossen, (m)einen „besonderen Freund“ vorzustellen. Nach mehreren hundert Metern habe ich ihr das mitgeteilt. Die Reaktion, war eine völlig andere, als ich es mir eigentlich erhofft bzw. erwartet habe!
Gehe davon aus, dass die meisten von uns bestimmte Sätze am liebsten gar nicht zu hören bekommen möchten! Im dem Zusammenhang war es „Kind, du bist VERRÜCKT“! Wie jetzt?! Meine Mama gehört noch zu der Generation an, wo der Grenzverlauf noch weiter östlich lag, als es nach dem 2. WK der Fall gewesen ist. Wie sie selbst sagt, ist sie „zäh“ und so schnell bringt sie nichts aus der Ruhe… naja fast ;). Auf eine so „heftige“ Reaktion von ihr war ich ehrlich gesagt, gar nicht vorbereitet. Im Nachhinein hat sie sich dennoch über die „neue Bekanntschaft“ gefreut! Das war für mich die Hauptsache!
Unsere Unterhaltung verkürze ich so weit, dass es sich eigentlich um ein Missverständnis gehandelt hatte! Habe sie (extra) im Ungewissen gelassen, um welche Art an „Begegnung“ es sich dabei handeln wird ;). Statt der Skulptur hat sie an einen (fremden) Mann gedacht und das hat ihr überhaupt nicht behagt. Auch sie musste zugeben, dass Harald ein witziger Kerl ist, der trotz der Tatsache, dass er nur wenige Zentimeter über das Straßenniveau hinüber ragt, ihn zu etwas einzigartigen macht! Bei den meisten Denkmälern handelt es sich vorwiegend um „Ehrungen“ an (meistens) Tote Persönlichkeiten, die von deren Nachfolgern bzw. Bewunderern in Auftrag gegeben wurden! In den vielen Jahren, seitdem ich meine Entdeckungen in Netz vorstelle, sind mir nur wenige untergekommen, die an eine bestimmte „Originale“ bzw. wie es hier zu sehen ist, an einen „Arbeiter“ erinnern soll.
Es ist das eine, wenn man, wie ich, mit einem Auftraggeber schlechte Erfahrungen gemacht habe aber in Verbindung mit ihrem öffentlichen Engagement kann davon keine Rede sein! Der Kanalarbeiter, wie die Skulptur offiziell heißt, ist eine Bronze, die auf Bestreben von den „Heimatfreunden“ entstanden ist. Sie steht stellvertretend für jene „Werktätigen“, die „die Stadt in Bewegung und funktionstüchtig halten“. Trotz das hier man einen Mann sehen kann, ist es nicht nur an dieses Geschlecht gerichtet, sondern an beide! Damit ist nicht erst die Entwicklung der letzten Jahre seit dem Ausbruch der Pandemie verbunden. Auch wenn man auf eine solche Idee kommen könnte, sondern an der Haltestelle kann man „Harald“ seit 2004! bewundern!
Die Nähe zu Ecke Hamtorstraße / Neustraße ist bewusst gewählt worden. Damit soll in Bewusstsein gelangen, damit das was sonst im „Verborgenem“ geschieht, allgemein Ersichtlich wird! Was eignet sich dazu besser, als ein sehr belebter Platz, wie dieser es ist! Die Darstellung wirkt schon sehr realistisch aber der Kanaldeckel ist ebenfalls aus Bronze und besitzt sonst keine Funktion, weil dieser nicht mit den anderen verbunden ist!
Konnte nicht herausfinden, ob es eine Person bei den Neusser Stadtwerken gegeben hatte, der als „Modell“ für den kräftigen Mann gestanden hatte. Es zeigt einen „mittelalten“ Herrn, der „fest im Arbeitsleben“ steht und man ihm theoretisch an einem der anderen Gullys in der Stadt zufällig treffen könnte ;). Aus diesem Grund wurden auch einige „Kollegen“ vom Fach eingeladen, die der feierlichen Einweihung am 22. September 2004 dabei gewesen sind. Das zeigt, wie wichtig das der Auftraggeberin gewesen ist! Man kennt es, dass Kommunalpolitiker gerne eine solche Gelegenheit dazu nutzen, um „Präsenz“ zu zeigen, wie es bei den damaligen Oberbürgermeister von Neuss Herbert Napp und einem weiteren - Roland Sperling der Fall gewesen war. Dabei hat der erstgenannte sich darüber gefreut, dass er es gut findet, dass ein Arbeiter in Mittelpunkt gestellt wird, der gleichzeitig auf eine Jahrhunderte Lage Handwerkstradition in der einstigen Hansestadt verweist. Sicherlich in Bezug auf die Kontinuität, als explizit bei der Trinkwasserver- und entsorgung, mit der wir hier zu tun haben.
Auch, wenn diese Bronze nicht danach aussieht, wiegt sie ca. 220 kg. Sie stammt von dem Erkelenzer Michael Franke. Es ist nicht das einzige Auftragswerk in der Region, bei der er sich kreativ auseinandergesetzt hatte. In Neuss selbst sind es die überaus lustigen Schweinchen vor der Stadtbibliothek, auf die ich verweisen möchte. Eine weitere ist auf dem Marktplatz in Kempen zu sehen. Die anderen, die ich in einem solchem Zusammenhang im Netz fand, kenne ich persönlich nicht.
Kehren wir aber zu Harald zurück: der Mann wirkte auf uns als sehr gemütlich. Dieser guckt aus dem Loch nach oben. Neben ihm liegt ein Werkzeug, das auf dem Boden abgelegt wurde. Nur wenige Schritte davon entfernt gibt es zudem eine Art „Absperrung“, die sonst notwendig wäre, falls es sich nicht um eine Skulptur handeln würde ;)! Auf dem Deckel, auf dem der Kanalarbeiter angelehnt ist, wird darauf hingewiesen, dass es im Auftrag der Heimatfreunde geschaffen worden ist. Der Arbeiter blickt zu Seite, wobei sein „Körper“ fast bis zur Hüfte über das Straßenniveau hinausragt. Schon von weitem kann man ihn an seinem Helm erkennen. Auch, wenn es sich um Bronze handelt, ist bestens ersichtlich, dass der Mann eine Latzhose und ein Hemd mit kurzen, nach oben umstülpten Ärmeln trägt. Die eine Hand lehnt an dem Deckel und die andere auf dem Boden. Was ich persönlich sehr ärgerlich finde, dass ich die Fotos, die ich davon gemacht habe, trotz intensiver Suche nicht auf Anhieb finden konnte :(! Sobald das möglich sein wird, hole ich es nach! Sollte man zufällig nach Neuss kommen, gehört aus meiner Sicht dieses ungewöhnliche Werk zu den Highlight, die man sich anschauen sollte![verkleinern]