Unscheinbar, im Schatten des mächtigen Paderborner Doms steht sie fest (und vor allem: im Originalzustand) seit 1000 Jahren an diesem historisch bedeutungsvollen Platz.
1017 als erste hohe Hallenkirche nördlich der Alpen mit herrlichen Kapitellen in feinster ottonischer Steinmetzkunst errichtet, ist die heute verschämt Kapelle genannte Hallenkirche die älteste in ganz Deutschland, die noch im Original so steht, wie Kaiser Otto sie betreten hatte.
Keine spätere Erweiterung mit Seiten- oder... weiterlesen
Querschiffen, keine Kapellenanbauten, keine Emporen. So richtig echte Romanik in Vollendung, die so wunderbar zur Geltung kommt, weil weder Heiligenfiguren noch barocke Zutaten die erhabene Klarheit des Innenraums zerstören. Hier waren die besten Baumeister ihrer Zeit am Werk, denn so geniale Gewölbe und so ein spektakulärer Lichteinfall ist in keiner Hallenkirche um die erste Jahrtausendwende herum verwirklicht worden.
Es ist immer wieder verblüffend, sich vorzustellen, dass ein Aachener Dom oder der Quedlinburger Prachtbau zu dieser Zeit noch kleiner und gedrungener waren als diese Bartholomäuskapelle, weit von den Ausmaßen einer richtigen Kirche entfernt. Und noch eine Meisterschaft haben die alten Baumeister hier in Stein zelebriert, die auch heute noch, nach immerhin 1000 Jahren, unerreicht geblieben ist: die Raumakustik ist das Beste, was man in Deutschlands Kirchen finden kann!
Ein einziger Sänger reicht aus, um die gesamte Kapelle mit herrlichstem Chorgesang in mehreren Oktaven zu füllen - er muss nur am richtigen Platz stehen, damit der Schall sich von Gewölbe zu Gewölbe hin ausbreitet und dabei mit natürlichen Obertönen angereichert wird.
So wird selbst eintönigster gregorianischer Mönchsgesang zu einem echten Ohrenschmaus, und genau das haben die Baumeister hier beabsichtigt, denn zu damaliger Zeit wurde monoton und mit wenigen Tonintervallen stundenlang gesungen.
Heilige Geometrie - man muss nicht bis nach Chartres reisen, um deren Wirkung zu erleben![verkleinern]