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Ausgezeichnete Bewertung
Dass ich diesem Pflegedienst nur 2 Sterne verleihe, hat nur bedingt etwas mit den tatsächlichen Erlebnissen damit zu tun, es ist meine Meinung über den großkalibrigen Rohrkrepierer, den Herr Norbert Blüm als Arbeits- und Sozialminister unter der 2. Legislaturperiode von Helmut Kohl abgeschossen hatte und der ab 1.1.1995, als er verbindliches Gesetz wurde, in der ganzen Bundesrepublik Privatfirmen, die sich mehr oder weniger kompetent mit Sozialleistungen befassten, wie Pilze aus dem Boden... weiterlesen
schießen ließ.
Als ich in der Woche, während der ich auf die Lieferung des verordneten Therapiezubehörs, siehe auch
https://www.golocal.de/kisslegg/fachaerzte-fuer-allgemeinmedizin/berg-barbara-arztpraxis-uT16/
sowie
https://www.golocal.de/kisslegg/apotheken/st-gallus-apotheke-4OFm/
telefonierte ich in der ganzen Region Allgäu-Oberschwaben herum, ob sich nicht ein mobiler Pflegedienst findet, dessen Mitarbeiter morgens bei mir vorbeischaut, meine Beine sachgerecht einwickelt und abends sein Machwerk wieder entfernt. Aber nach 2 Tagen zähen Verhandelns konnte ich mit der Ansammlung an 'Körben' einen schwunghaften Handel eröffnen. Dass sich in mir der Eindruck breit machte, dass in den 24 Jahren seit Detonation o.a. Rohrkrepierers halb Deutschland sich zu Lasten der Pflegeversicherung auf die faule Haut gelegt hatte und einfach machen ließ, bis der Löffel abzugeben war.
Aber endlich bewirkte die Nennung der verordnenden Ärztin, dass sich bei der Titellocation doch noch eine Lücke fand, die in der Tagestour einer Mitarbeiterin untergebracht werden konnte. Und nun begann der Horror: Die Terminplanung gestaltete sich ganz eindeutig zu meinen Lasten, O-Ton: "Wenn bei Ihnen eine lichtblaue Uniform klingelt, egal wann, haben Sie zur Verfügung zu stehen, ansonsten wird ein Verstoß gegen die AGB, die Sie beim Erstbesuch zu unterschreiben haben, verzeichnet und Ihnen die vergebliche Fahrt in Rechnung gestellt. Punkt!" – Schluck, wo war ich da bloß hingeraten, dass der Dienstleister den Tagesablauf des Kunden diktiert?
Der erste Besuch lief ganz gut an: Ich war rein zufällig im Erdgeschoss und kriegte mit, dass gebimmelt wurde. HÖREN kann ich die Türglocke schon lange nicht mehr. Ich geleitete die resolute Lady in der Uniform ihres Arbeitgebers ins Esszimmer, wo auf dem Tisch das Zubehör bereitlag. Als erstes schob sie mir einen Stapel bedrucktes Papier hin, das sei mein Vertrag, das Duplikat hätte ich sofort zu unterschreiben, vorher dürfe sie keinen Finger rühren. Aha, Vorkasse also, etwa wie am Standesamt, nur einseitig auf mein alleiniges Risiko.
Als ich Anstalten machte, den 7-seitigen Vertrag durchzulesen, wurde ich sofort zurückgepfiffen: DAFÜR sei jetzt keine Zeit, von ihren Vorgabe = 11 Minuten für das Einwickeln von 2 Unterschenkeln und Füßen seien bereits 4 Minuten verbraucht, diesmal würde sie ‚draufzahlen‘ und Mehrarbeit leisten müssen. Bei dieser Ansage rappelte bei mir sofort der ‚Ausbeutungsalarm‘ los, auch wenn es mich gar nichts anging. Der Tiger, die Frucht des 5-wöchige Crashkurses in Sozialpsychologie, den mir mein Ex-Arbeitgeber um die Jahrtausendwende in Bad Orb hat angedeihen lassen, hob seine mächtige Rübe und gähnte: ‚War da gerade was?‘ – Aber ich hatte keine Gelegenheit für eine Inquisition der ‚Gepeitschten‘, ich musste doch lernen, wie das mit dem Wickeln funktionierte. Ich hatte nämlich so eine düstere Vorahnung, als würde ich dieses Wissen sehr bald brauchen.
Das ging sehr fix und routiniert vonstatten: Zunächst wurden Fuß und Unterschenkel bis zum Knie in eine Art ausgewalzten Wattebausch eingewickelt, darüber kamen die Pressbinden und zum Schluss wurde nach dem Leukoplast zum Fixieren der Enden gefragt. Ich schob ihr die mitgelieferten Häkchen mit dem kurzen Strapsgummi hin: „Das dürfen wir nicht…“ – „??“ – „Die Haut könnte verletzt werden.“ – DAS war doch das typische ‚Alle Patienten über nur einen Kamm scheren‘, das die zeitgenössische Medizin kennzeichnet. Dort, wo die Klammern hingehörten, trugen Watte + 2 Schichten Elastikbinde gut 2 mm auf, die Spitzen der Häkchen würden höchstens 1 mm in das Gewebe eindringen. Die Gutste hatte ihren Hausverstand offenbar dort gelassen, wo er hingehörte, nämlich zuhause, für dessen Mitnahme auf Arbeit wurde sie nicht bezahlt, dort bestand ihr Denken nur aus Eingetrichtertem und auswendig Gelerntem. Aber ich hielt den Rand, das war schon lange nicht mehr mein Bier. Der Sozialtiger verleierte die Augen und legte seufzend das Kinn auf die Pfoten.
Ich holte aus meiner Heimwerkerkiste eine Rolle Isolierband und reichte es ihr: „DAS ist aber nicht keimfrei…“ – Jetzt reichte es: „Sie werden in diesem Haus nicht viel Keimfreies finden, vielleicht in der Pulle ‚Domestos‘ auf dem Klo und selbst DAS ist laut Werbung nur zu 99% keimfrei. Ich hätte da noch eine Flasche Spiritus oder auch einen Kanister lebensfeindliches Benzin, aber ob man damit kleben kann, bezweifle ich gar sehr.“ – Knurrend applizierte sie das ölverschmierte Isolierband, tippte in ihr Tablet im Design der Firma einen Vermerk, den ich lieber nicht wissen wollte. Spekulation: ‚Patient nicht kooperativ und aufmüpfig…‘ – Allein gelassen wechselte ich sofort das nur mäßig haftende Isolierband gegen die Häkchen aus und ließ auf mich zukommen, was da kommen wollte.
Und was da im Lauf des Tages kam, war so eine Art Vorhölle, wie sich Lieschen Müller eine solche vorstellen mag: Brav den Anweisungen der Ärztin gehorchend, lief ich eine Stunde im Wald herum, dann übermannte mich der Druckschmerz, ich packte mich in einer Lichtung zu den Ameisen ins weiche Gras und verfügte meinen Geist ins Nirwana. Subjektiv Jahrhunderte später fuhr die CPU wieder hoch und registrierte als dominanten Eindruck die Füße im eingebildeten Feuer.
Ich repetierte die Sache mit dem Indianer deutscher Staatsbürgerschaft, sagte den Ameisen Lebewohl und wankte nach Hause, wo ich dem drängenden Impuls widerstand, den Kompressionswickel mit Hilfe von H2O in einen feuchten Wadenwickel zu konvertieren. Hätte ich es bloß getan, denn das Unheil geschah am Abend, als die resolute Lady wieder auftauchte, um ihr Bauwerk von heute Morgen zu entfernen. Natürlich verpasste sie mir eine Zigarre von der Größe eines Luftschiffes, als sie die Gummiklammern sah, aber ich war schon viel zu entnervt, um zu diesem Kinkerlitzchen überhaupt Stellung zu nehmen.
Routiniert aber leider wenig aufmerksam verwandelte sie die beiden Mumien, die unten an mir angewachsen waren, zunächst von hautfarben in weiß und zuletzt in bunt, wie sich mein Originalpelz zu zeigen beliebt. Und buchstäblich auf dem letzten Meter wickelte sie ein handtellergroßes Stück Haut mit ab. Sowas Dummes, und das bei einem Diabetiker, sowas heilt doch nie wieder. Sie war tief betroffen über dieses Missgeschick und auch meine Begeisterung hielt sich in engen Grenzen, obwohl ich absolut nichts spürte außer das Kitzeln der klebrigen Suppe, die jetzt vom Knöchel auf den Boden tropfte.
Nun zeigte ich der Lady, wie man bei sowas Schadensbegrenzung macht: Ich organisierte die schon erwähnte Pulle Spiritus und ein Tempotaschentuch, das ich satt mit 98%igem C6H5(OH) tränkte und auf die Flächenwunde klatschte. Dann fixierte ich es mit billigem Gazeverband, der in der Hausapotheke rumflog und mit Sicherheit auch nicht keimfrei war. Aber dafür war der Spiritus zuständig. Diesmal war es die ‚Fachfrau‘, die nicht zu widersprechen wagte, obwohl ich angesichts der Notwendigkeiten eiskalt und gelassen war. Sie verabschiedete sich eilig und ließ mich allein.
Befreit von dem irrsinnigen Druckschmerz schlief ich selig wie ein kleiner Schreihals mit voller Windel und rief gleich am nächsten Morgen in der Praxis meines höllischen Doktors an. Ja der Chef sei wieder da und hat im Moment noch nix zu tun. Die braven Mädels haben den Laden gut erzogen am Laufen gehalten, so kannte ich das von den beiden auch. Sie brachte dem Doktor das Handy, kurze Inquisition, antanzen so schnell wie möglich.
Als Allererstes erfolgte die Erste Hilfe: Er angelte aus einer Schublade ein riesiges Pflaster für nässende Flachwunden, klatschte aus einem seiner geheimnisvollen Tiegel drei Zeigefinger voll Pampe drauf und dieses Assemblat auf die nun schon dezent glühende Wade. – „In 3 Tagen wiederkommen, dann sehen wir weiter.“ –
Als ich wieder zuhause vorfuhr, stand da schon ein lichtblaues Kleinauto mit dem sattsam bekannten Logo, darin saß eine vierschrötige Dame und hämmerte auf ihrem Dienst-Tablet herum. Als ich die Haustür aufschloss, quälte sie sich aus der Enge ihres Cockpit, holte tief Luft und begann, mich zu beschimpfen: Ob ich denn den Vertrag nicht gelesen hätte.
Ich zuckte die Achseln und hielt ihr die Haustür sperrangelweit offen, damit sie sich entscheiden konnte, ob sie die nicht keimfreie Hölle des gereizten Drachen überhaupt betreten sollte. Aber Respekt, ihr Mut entsprach ihrem Format: Sie maulte zwar, dass ich die Bänder nicht sorgsam aufgewickelt hatte, was meine Pflicht gewesen wäre, aber als ich das linke Hosenbein hochgekrempelt hatte, platzte sie heraus: „Was IST das und wer hat das verbrochen.“ – Ich nannte den Namen meines höllischen Doktors und hörte förmlich den Überdruck durch das Auslassventil verzischen. – „Dann bleibt für uns ja vorerst nichts mehr zu tun, guten Tag…“ – Und weg war sie.
Im Anschluss rief ich in der Zentrale an, um das weitere Vorgehen abzusprechen und kriegte rein zufällig die Chefin ans Rohr. Nach wenigen Sätzen stand fest, dass sie in keinster Weise von ihren Angestellten informiert worden war. Interne Kommunikation SECHS, setzen!
Ich holte das so sachlich wie möglich nach, um die beiden mobilen Mitarbeiterinnen nicht unnötig anzuschwärzen und wir machten aus, dass der Pflegedienst ausgesetzt wurde, bis mein Leibarzt entschieden hatte, wie es weitergeht. Mittlerweile solle ich das unverletzte Bein selbst wickeln, ich würde ja am besten spüren, wann der Druck zu groß wurde. Sieh an, eine Fachkraft, die ihren Verstand zur Arbeit mitgebracht hatte.
Am Freitag Vormittag kam es zu einer wahren Offenbarung: Der höllische Doktor zog sein Spezialpflaster ab, wischte den verblieben Siff weg und darunter kam zum Vorschein unverletzte rosige Haut wie von einem Babypopo nahtlos transplantiert. Er grinste mich an: „SO geht das, und jetzt in mein Büro, wir müssen mal Tacheles reden.“
Dort O-Ton: „Auch wenn ihnen das jetzt komisch vorkommt: Über das Therapieren von Lymphödem gibt es ganz unterschiedliche Ansichten, die zwar alle gleichermaßen ziehen, sich aber doch erheblich in der Lebensqualität des geplagten armen Schweines unterscheiden. Meine hübsche Kollegin (sieh mal an, noch ein Schwerenöter!) tat das einzig Richtige: Sie griff nicht in Ihren Stoffwechsel ein, das überließ sie mir, aber sie unternahm etwas in der richtigen Richtung, sehr anerkennenswert. Den Unfall hat sie nicht zu verantworten.
ICH persönlich halte von Kompression generell nichts und bei einem Diabetiker schon 2 x nichts. Im Sinne Ihres Wohlbefindens und im Wissen, dass Ihre Nieren Kummer gewöhnt sind, setze ich auf forciertes Abtreiben des Wassers. Vor längerer Zeit habe ich Ihnen was verordnet, um den Blutdruck zu senken, die Pieseltablette, über die wir schon debattiert haben. Von denen nehmen Sie jetzt ZWEI pro Tag immer morgens und dazu trinken Sie so viel Kaffee, wie es Ihnen möglich ist.
Und die blöde Wickelei setzen Sie ab. Das mit dem Pflegedienst kriegen Sie selber hin, da setze ich hohe Quoten auf Sie. (ER hier wieder mit seinem Zossen!) Rufen Sie in einer Woche mal an, ob sich schon was zeigt.“ –
Vorgreifend: Er hatte aufs richtige Pferd gesetzt. Verglichen mit dem Druckschmerz war das zweistündige Dauerpieseln jeden Vormittag eine Erholung und ich konnte förmlich zuschauen, wie sich die Nilpferdfüße wieder in die eines nackten Affen zurückverwandelten.
Den Pflegedienst rief ich gleich an und kündigte den Vertrag fristlos. Die Chefin hatte Verständnis, aber das mit der Kommunikation war immer noch im Argen, denn ab und an tauchte ein blaues Auto auf, dessen Chauffeuse mich unbedingt verarzten wollte.
Aber nach dem Auslaufen des befristeten Vertrages war erstmal Ruhe im Cartoon. Ein Quartal ging ins Land, zum Beginn des folgenden schneite eine Rechnung von irgendeinem Papiertiger der lichtblauen GmbH herein und aus dem gestylten Kuvert fiel inhaltlich Folgendes:
Der Vertrag war auf 10 Werktage befristet ausgestellt und ich hatte für die gesamte Laufzeit die gesetzliche Zuzahlung von 10 € täglich zu entrichten, und zwar bis spätestens tt.mm.jjjj. Der Betrag ist nicht vorsteuerabzugsfähig, dann kam eine Auflistung von Paragrafen aus dem Sozialgesetzbuch und etlichen Grundsatzurteilen hierzu.
Der Storch rotierte am Spieße: Ich durfte also für EINE einzige Fehlleistung mit einer Dauer von 2 x 11 Minuten 100 Euronen hinblättern, nur weil das Gesetz es so wollte. Ganz schöner Stundenlohn.
Herr Blüm hat Glück, dass er vor kurzem den Löffel abgegeben hat, ob es wegen Corona war, weiß ich nicht. Also macht es wenig Sinn, ihm diese Bewertung zu widmen, damit er sieht, was Raffgier und Gewinnorientierung aus seiner Idee gemacht haben
Zum Abschluss an meine geschätzten Leser: Da ich ein böser Bube bin hat mir die Firma Golocal GmbH untersagt, Rückfragen im Kommentarstrang live zu beantworten. Da sie die Strippen zieht, um die Ventile zu öffnen bzw. zu schließen bin ich ausgeliefert, gedenke aber nicht, deshalb ein braver Bub zu werden.
Allein die Wortwahl:
„Dein Community-Vertrauensstatus
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Aktueller Vertrauensstatus: Kritisch
Tipp: Mach Dir wieder ein paar Freunde und zeig Dich von Deiner allerbesten Seite. Das Vertrauen in Dich kann wieder steigen, wenn Du positives Feedback von anderen Nutzern für Deine Beiträge erhältst.“
...lässt mir die Grausbirnen aufsteigen: Wer bin ich denn? Ein rotznäsiger Grundschüler in Sepplhosen, die der Herr Lehrer strammziehen darf? Das ist schon über ein halbes Jahrhundert her. Oder etwa der Großprotz JHWH, der unsereiner Urvater aus Dreck gebastelt haben will und ihm dann seine Lady aus dem Fleisch geschnitten hat, der Legende nach sogar mit Narkose.
Dem Moses was in Hammer und Meißel diktieren konnte ja jeder, der olle Zausel freute sich wie ein Reporter, dass er was zu Schreiben kriegte und er sich verewigen konnte.
Ich MACHE mir keine Freunde, mit Glück KRIEGE ich welche.[verkleinern]
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